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2D-Schnittansichten der volumetrischen Ultraschalldaten eines Bauchaortenaneurysmas (BAA) mit Segmentierung der Aortenwand

© Wittel/Frankfurt UAS

News • Bauchaortenaneurysma

"Silent Killer" mit 4D-Ultraschall besser erkennen

Risikoabschätzung bei Bauchaortenaneurysmen (BAA) mittels 4D-Ultraschallscreening: Forschende der Frankfurt University of Applied Sciences und des Universitätsklinikums Frankfurt am Main entwickeln eine neue Methode zur Charakterisierung von Gefäßwänden.

Durch Nutzung eines modifizierten Echtzeit-3D-Echokardiographie-Geräts (4D-Ultraschall) wurde eine nicht-invasive, strahlungsfreie und klinisch einsetzbare Bildgebung mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung etabliert. Vergleichbare Bild- und Verformungsdaten stehen sonst nur unter Laborbedingungen an operativ entnommenen Gewebestücken, aber nicht in vivo zur Verfügung. Die Wissenschaftler veröffentlichten jetzt im Journal of Ultrasound in Medicine eine Studie zur klinischen Reproduzierbarkeit der Methode sowie in der Zeitschrift der European Society for Vascular and Endovascular Surgery die Ergebnisse einer klinischen Studie, in der überprüft wurde, ob die entwickelte Methode in der Lage ist, bei BAA-Patienten die Gewebeeigenschaften erkrankter Wandbereiche von denen nicht betroffener Wandregionen zu unterscheiden.

Silent Killer mit 4D-Ultraschall besser erkennen

Links: Rekonstruierte 3D-Geometrie des BAA mit vektorieller Darstellung der Verschiebungen des Gewebes während des Herzzyklus. Rechts: Berechnete lokale Hauptdehnungen von Wandsegmenten mit einer Größe von ca. 10 mm2. Gezeigt wird der Zustand maximaler Verformung bei systolischem Blutdruck bezogen auf den Verformungszustand bei minimalem (diastolischem) Blutdruck.

© Wittel/Frankfurt UAS

Die neue Methode ist für die Anwendung am lebenden Menschen geeignet und kann daher zu diagnostischen Untersuchungen eingesetzt werden. Bei der Entdeckung eines Bauchaortenaneurysmas erhalten Mediziner somit durch eine Ultraschalluntersuchung zusätzlich zur seit langem etablierten Messung des maximalen BAA-Durchmessers Informationen über die individuellen Gewebeeigenschaften der erkrankten Aortenwand, um die Gefahr einer lebensbedrohlichen Ruptur der Wand zuverlässiger prognostizieren oder ausschließen zu können. Klinische Relevanz hat die genaue Kenntnis des Rupturrisikos der Aortenwand für die Entscheidung über die Art der Behandlung von Bauchaortenaneurysmen.

Von Bauchaortenaneurysmen, einer sackartigen lokalen Aufweitung der Hauptschlagader, sind in West-Europa und den USA etwa 3 Prozent der über 65- bis 70-jährigen Männer und weniger als 1 Prozent der Frauen der gleichen Altersgruppe betroffen. Mit fortschreitendem Alter steigt die Häufigkeit exponentiell an. Diese degenerative Aufweitung der Aorta ist eine oft symptomfreie Erkrankung, die in vielen Fällen auch unbehandelt zu keinerlei Komplikationen führt. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Aneurysmenwand im Laufe der Zeit einen kritischen Zustand annimmt und schließlich plötzlich reißt. Diese kritische Veränderung ist bislang klinisch nur schwer und ungenau einschätzbar. Eine Ruptur stellt für die Betroffenen ein katastrophales Ereignis dar, bei dem wegen der massiven inneren Blutungen akute Lebensgefahr besteht. Aneurysmen werden daher von Medizinern auch „silent killer“ (leiser Killer) genannt, die Sterberate unter den Betroffenen, die in Kliniken behandelt werden (Krankenhausletalität) beträgt 40 Prozent (Quelle: Kühnl 2017), die Gesamtsterblichkeit wird auf 60 bis 80 Prozent geschätzt.

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Artikel • Bauchaortenaneurysma (BAA)

Ein neues Flussbett für den Aorten-Strom

Interventionsradiologen diskutieren minimalinvasive Behandlungen beim Bauchaortenaneurysma (BAA). EVAR – hinter diesem Akronym verbirgt sich eine interventionsradiologische Technik, die auf dem RadiologieKongressRuhr vorgestellt wurde. EVAR steht für die Endovaskuläre Aneurysmareparatur und bedeutet die effiziente und komplikationsarme Behandlung der lebensgefährlichen Gefäßaussackung.

Krankenversicherte Männer ab 65 Jahren haben seit 2017 in Deutschland daher Anspruch auf ein Ultraschallscreening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen. „Der möglichst exakten Bewertung, ob das individuelle Aneurysma stabil oder rupturgefährdet ist, kommt eine große klinische Bedeutung zu, da auch die beiden chirurgischen Behandlungsoptionen von BAA mit relevanten Komplikationsraten verbunden sind“, erläutert Dipl.-Ing. (FH) Andreas Wittek vom PBE-Forschungsteam der Frankfurt UAS.

Die Ergebnisse der Studie sindein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Nachweis der klinischen Aussagekraft der neuen individuellen Biomarker für das Rupturrisiko von BAA

Andreas Wittek

Bislang beruht diese Einschätzung ausschließlich auf statistischen Kriterien, die im Einzelfall unscharf sind. Das Forschungsteam hat neue Biomarker für den pathophysiologischen Zustand der Aorten- und Aneurysmenwand vorgeschlagen, die aus der statistischen Analyse der mit 4D-Ultraschall erfassten Felder lokaler Verformungen gewonnen werden. In der nun veröffentlichten klinischen Studie konnte an einer Gruppe von 56 Aneurysmenpatienten gezeigt werden, dass die entwickelten Methoden in der Lage sind, erkrankte Bereiche der Aortenwand von nicht erkrankten Bereichen der Wand zu unterscheiden. Wittek: „Damit sind die Ergebnisse der Studie ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Nachweis der klinischen Aussagekraft der neuen individuellen Biomarker für das Rupturrisiko von BAA.“ Damit die neu entwickelten Methoden zur Bestimmung der Gewebeeigenschaften Eingang finden in die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin sowie der European Society for Vascular Surgery und somit klinischer Standard werden, sind weitere klinische Studien notwendig.


Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences

24.02.2021

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