© Eberhard Schorr, oncgnostics
Artikel • Studie prüft Konzept
Erster Test zur Früherkennung von Kopf-Hals-Tumoren in Planung
Kopf-Hals-Tumoren werden in den meisten Fällen erst entdeckt, wenn sie schon stark ausgeprägt sind. Eine etablierte Methode zur Früherkennung gibt es nicht. Das könnte sich jedoch bald ändern, denn das Biotechnologie-Unternehmen oncgnostics aus Jena forscht aktuell im Rahmen einer Studie an der Früherkennung dieser Tumoren zur Etablierung eines Testkonzeptes.
Artikel: Sonja Buske
17.000 Menschen erkranken jährlich allein in Deutschland an einem Kopf-Hals-Tumor. Dazu zählen bösartige Tumoren der Mundhöhle, des Rachens, des Kehlkopfes, der Nase, der Nasennebenhöhlen und des äußeren Halses, insbesondere der Schilddrüse. Frühe Stufen, so genannte Leukoplakien, aus denen sich Tumoren entwickeln können, fallen durch weiße Stellen im Mund- und Rachenraum auf. Da diese Veränderungen jedoch keine Beschwerden verursachen, werden die wenigsten Patienten bei einem Arzt vorstellig, sagt Dr. Alfred Hansel, Biologe und CEO von oncgnostics. „Die meisten Betroffenen kommen erst mit starken Schluckbeschwerden zum Arzt, doch dann hat sich der Tumor oft schon etabliert und eine Behandlung in Form von Chemotherapie oder einem chirurgischen Eingriff – je nach Lokalisierung und Art des Tumors – ist notwendig. Die Heilungschancen sind zu diesem Zeitpunkt in vielen Fällen nur noch gering. Wir wünschen uns einen Test, der eine frühzeitige Tumor-Erkennung möglich macht.“
Studie in fünf Zentren
Um dieses Ziel zu erreichen, hat das Biotechnologie-Unternehmen eine breit angelegte Studie in fünf Zentren auf den Weg gebracht. Im Rahmen dieser Studie wird bei Patienten mit einem diagnostizierten Kopf-Hals-Tumor, die kurz vor einer Behandlung stehen, eine Flüssigbiopsie durchgeführt, um nach Möglichkeit DNA-Methylierungsmarker im Speichel nachzuweisen. Gelingt dies, werden im Rahmen der Nachsorge weitere Speichel- oder Abstrichproben entnommen, um den Verlauf der Marker zu kontrollieren und Aussagen über Rückfälle treffen zu können. „Denkt man noch einen Schritt weiter, könnte zukünftig bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Tumors, zum Beispiel bei solchen mit Leukoplakien, nach genau diesen Biomarkern gesucht werden“, ist Hansel zuversichtlich. Die Studie läuft noch bis Mitte 2026, danach könnten erste Testkits auf den Markt kommen.
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Ein Screening der gesamten Bevölkerung hält der Biologe weder für realistisch noch für notwendig, jedoch würde er ein geregeltes Vorsorgeprogramm für die Risikogruppen – Raucher über 50 Jahre und Patienten mit einer HPV-Infektion – begrüßen. Die Speichelproben könnten die Betroffenen ähnlich wie bei einem Test auf Covid-19 selbst entnehmen und an ein Labor senden. „Zum jetzigen Zeitpunkt wäre dieses Verfahren nach unserem Wissen weltweit einzigartig.“
30.01.2024