Follow-up-PET/MRT-Bilder zeigen eine vollständige Rückbildung des...
Follow-up-PET/MRT-Bilder zeigen eine vollständige Rückbildung des follikulären Lymphoms 15 Monate nach der Immuntherapie bei einem 75-jährigen männlichen Patienten mit einem Gewicht von 62 kg.

© Siemens Healthineers

News • Hybridbildgebung

PET/MR-Update für Theranostik-Mehrwert

Diagnostik und Therapie näher zusammenbringen – das ist die Grundidee hinter Theranostik. Mit der Weiterentwicklung seiner PET/MR-Scanner will Siemens Healthineers diesen Ansatz voranbringen. Andreas Schneck, Leiter des Bereichs MRT bei Siemens Healthineers, spricht über das auch auf dem Europäischen Radiologiekongress ECR in Wien vorgestellte neue System und seine Vorteile bei Behandlung und Therapie von neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer und Tumorerkrankungen.

Grundsätzlich liefert die Kombination aus Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Magnetresonanztomographie (MRT) eine Reihe von Synergien, die für theranostische Verfahren bei bestimmten Krebsarten von Vorteil sind, erläutert der Experte: „Die MR-Bildgebung hilft zum einen bei der anatomischen präzisen Lokalisierung des Tumors, gerade bei Tumoren im Weichteilgewebe. Dazu zählen etwa Prostatakrebs, aber auch Lymphomerkrankungen, Leber- oder Hirntumoren. Man sieht zudem, ob bereits benachbartes Gewebe infiltriert wurde. Zum anderen ermöglicht diese Modalität, den Therapieerfolg über einen längeren Zeitraum nachvollziehen zu können, ohne die Patienten einer hohen Strahlenbelastung auszusetzen, wie es etwa bei der CT-Bildgebung der Fall wäre. Das spielt unter anderem bei pädiatrischen Patienten eine große Rolle.“

Durch die Überlagerung von PET und MR lassen sich Diagnostik und Therapie in einem Durchgang verbinden, so dass der Patient nicht nochmals für eine separate Bildgebung einbestellt werden muss

Andreas Schneck

Die PET-Bildgebung kommt beim theranostischen Einsatz von Radiotracern zum Tragen: Im diagnostischen Teil liefern schwach radioaktive Partikel zunächst Informationen über Lage und Stoffwechsel des Tumors. Für die Therapie kommen dann Alpha- oder Betastrahler zum Einsatz, die den Krebs gezielt bestrahlen, bei weitgehender Schonung des umliegenden gesunden Gewebes. „Das ist im Grunde eine Art lokaler Strahlentherapie“, erklärt Schneck. „Durch die Überlagerung von PET und MR lassen sich Diagnostik und Therapie also in einem Durchgang verbinden, so dass der Patient nicht nochmals für eine separate Bildgebung einbestellt werden muss. Das spart wiederum Zeit, sodass zügiger mit der Behandlung begonnen werden kann – gerade bei onkologischen Patienten ein wichtiger Aspekt.“

Multiparametrische Bildgebung für die Untersuchung von Demenz bei einem...
Multiparametrische Bildgebung für die Untersuchung von Demenz bei einem 63-jährigen männlichen Patienten.

© Siemens Healthineers

Alzheimer: Plaques und Mikroblutungen im Blick

Auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer kann die Hybridbildgebung ihre Stärken ausspielen: „Für die Diagnose ist typischerweise die PET-Bildgebung erforderlich, um die Amyloid-Ablagerungen im Gehirn festzustellen. Auch bei der Therapieüberwachung wird über PET festgestellt, ob ein Abbau dieser Plaques tatsächlich stattfindet. Die MRT kommt bei der Gabe der sogenannten Disease-Modifying Treatments als eine Art Sicherheitsnetz zum Einsatz: Dabei handelt es sich um eine neue Art von Medikamenten, die bei einigen Patienten aber zu Ödemen oder Mikroblutungen im Gehirn führen können, die in der MR-Bildgebung erfasst werden.“ 

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Biograph One

© Siemens Healthineers

Für diese Einsatzbereiche hat Siemens Healthineers ein neues PET/MR-System entwickelt. „Der Biograph One ist nicht nur eine Weiterentwicklung der früheren Scanner, wir haben die Plattform von Grund auf neu entwickelt“, betont Schneck. So sorgt ein neuer digitaler, Time-of-Flight-fähiger PET-Detektor für schnellere Erfassung und höhere Bildauflösung, „aber auch die MR-Bildgebung ist inzwischen eine ganz andere und viel schneller geworden, unter anderem durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, neue Workflow-Engines und Deep Learning Reconstruction.“ Davon profitiert insbesondere die MRT als das grundsätzlich langsamere der beiden Verfahren. „Die bisherigen Erkenntnisse der klinischen Erprobungen deuten darauf hin, dass sich dadurch die Scanzeiten halbieren lassen, und wir glauben, dass das auch tatsächlich einen großen Unterschied für unsere Kunden macht.“ So könnte etwa eine Ganzkörper-Untersuchung zur Lokalisation möglicher Metastasen bei Tumorerkrankungen, die bislang eine Stunde gedauert hat, nun bereits in 30 Minuten erfolgen. „Das ist zum einen natürlich angenehmer für den Patienten – gerade für Kinder oder Menschen mit neurologischen Erkrankungen ist es eine Herausforderung, so lange stillzuliegen“, weiß der Experte zu berichten. Daraus ergeben sich Vorteile sowohl für die diagnostische Qualität als auch für die klinischen Workflows, da ein höherer Patientendurchsatz erreicht werden kann.

Aufgrund ihrer kurzen Halbwertszeit ist es von entscheidender Bedeutung, PET-Radiopharmazeutika in der Nähe der Patienten zu produzieren.

© Siemens Healthineers

Akquisition sichert molekulare Bildgebung

Zum Update des PET/MR-Systems passt auch die kürzlich erfolgte Akquisition des Geschäftsbereichs molekulare Bildgebung des Pharmakonzerns Novartis durch Siemens Healthineers. Dadurch sichert sich das Unternehmen ein europäisches Produktions- und Vertriebsnetz für die diagnostischen Radiopharmazeutika, die bei PET-Untersuchungen zum Einsatz kommen, erläutert Schneck: „Die Produktion in der Nähe der Patienten ist wichtig, da diese Tracer nur eine kurze Verfallszeit haben.“ Mit beiden Entwicklungen trägt Siemens Healthineers den zunehmenden Einsatzbereichen und damit wachsenden Bedeutung der Molekular-Bildgebung im Rahmen von Therapien gegen neurologische Erkrankungen und Krebs Rechnung, so der Experte abschließend. 

Detaillierte Informationen zum PET/MR System Biograph One gibt es auf der Webseite von Siemens Healthineers.

29.04.2025

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