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Artikel • Nachhaltigkeit in der Medizintechnik
Aufbereitung bildgebender Systeme: Aus alt mach „wie neu“
Höhere Energieeffizienz, weniger Ressourcenverbrauch: Mit der Stärkung aufbereiteter bildgebender Systeme wollen Medizintechnik-Hersteller dem erstarkenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen Rechnung tragen. Auch Siemens Healthineers bietet seit inzwischen 20 Jahren runderneuerte MRT-, CT- und Röntgensysteme an. Wir sprachen mit Katharina Hesels über den Stellenwert der Nachhaltigkeit in der Radiologie, und wie generalüberholte Scanner dazu beitragen können, die Umweltbilanz von Kliniken zu verbessern.
Artikel: Wolfgang Behrends
Mangelnde Nachhaltigkeit ist im Gesundheitswesen ein zunehmendes Problem, das gilt erst recht für die Radiologie: Bildgebende Systeme wie MRT- und CT-Scanner haben einen hohen Energieverbrauch, für neue Geräte müssen viele wertvolle Rohstoffe aufgewendet werden. Für Katharina Hesels ist der Einsatz aufbereiteter Systeme ein Weg, beide Probleme auf einen Schlag zu lösen: „Nachhaltigkeit und vor allen Dingen auch Kreislaufwirtschaft muss kein Kompromiss sein“, erklärt die Expertin, die als Head of Business Line Asset Lifecycle Development bei Siemens Healthineers die Möglichkeiten der Aufarbeitung bildgebender Systeme auslotet.
Das Feedback seitens der Kliniken macht deutlich, wie sehr der ökologische Aspekt an Bedeutung gewonnen hat: „In Deutschland hat bereits ungefähr die Hälfte unserer Kunden selbst Nachhaltigkeitsziele formuliert“, weiß Hesels zu berichten. Entsprechend werden die Systemspezifika zur Umweltbilanz eines Scanners aktiv eingefordert, und fließen in die Kaufentscheidung ein.
Keine zweite Wahl
Um diese steigende Nachfrage zu bedienen, hat Siemens Healthineers aufgearbeitete (refurbished) bildgebende Systeme in sein Portfolio aufgenommen. Als erste ‚ecoline‘-Geräte kamen vor 20 Jahren aufgearbeitete MRT-Scanner auf den Markt; mittlerweile umfasst die Produktreihe zahlreiche Modalitäten, von klassischer Röntgenbildgebung über CT bis hin zur Molekularbildgebung per SPECT.
© Siemens Healthineers
Durch Wiederverwendung von Komponenten, Energie-Einsparungen bei Transport und Herstellung können je nach System bis zu 80% der CO2-Emissionen reduziert werden, erklärt Hesels. „Unsere aufgearbeiteten Systeme stehen Neugeräten dabei qualitativ in keinster Weise nach“, betont sie. „Die Geräte durchlaufen bei uns einen fünfstufigen Qualitätsprozess; dabei kommen die gleichen Fertigungsanlagen, die gleichen Mitarbeiter und die gleichen Tests zum Einsatz wie bei neuen Systemen. Dadurch können wir unseren Kunden garantieren, dass die Geräte so gut wie neu sind.“ Die Erfahrung zeige, dass Kunden, die schon einmal ein aufgearbeitetes System gekauft haben, dies häufig wieder tun. „Wir haben es also oft mit ‚Wiederholungstätern‘ zu tun“, berichtet die Expertin. Mittlerweile seien bereits mehr als 6000 ‚ecoline‘-Systeme im Einsatz.
Software-Update bringt neue Features
Während ein beträchtlicher Teil der Hardware aus früheren Systemen wiederverwendet wird, wird die Software komplett auf den neuesten Stand gebracht. Dadurch sinkt nicht nur der Energieverbrauch der Scanner, es werden auch neue Funktionen verfügbar, wie die Unterstützung durch KI-Tools. Als Beispiel nennt Katharina Hesels die ‚Deep Resolve‘-Technik, mit deren Hilfe die Dauer von MRT-Untersuchungen um bis zu 60% verkürzt werden kann – was wiederum zu einer Verringerung des Stromverbrauchs führt.
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Zum Konzept gehört auch, bildgebende Systeme über mehrere Gerätegenerationen hinweg aktuell zu halten, führt die Expertin aus: „Wir haben MRT-Scanner, die bereits seit 2003 auf dem Markt sind – die können mit einem Upgrade gewissermaßen ins Hier und Heute gebracht werden. Das spart natürlich enorm viel Material und verbessert nicht nur die Umweltbilanz der Geräte, sondern auch deren Kosteneffizienz – in unserem Gesundheitssystem ist das ein wesentlicher Faktor.“
Regulatorische Hürden
Auf dem deutschen Markt wird das Nachhaltigkeits-Potenzial aufbereiteter Systeme honoriert, wie kürzlich etwa die Verleihung des Circularity Champion Awards für das ‚ecoline‘-Portfolio in Frankfurt gezeigt hat. Doch das sei nicht überall der Fall, gibt Hesels zu bedenken: „Heutzutage lassen nur zwei Drittel aller Länder weltweit überhaupt aufgearbeitete Systeme zu. Da ich fest davon überzeugt bin, dass Kreislaufwirtschaft der Schlüssel ist, um Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch zu entkoppeln, ist dies aus meiner Sicht nicht zufriedenstellend.“
Die bisherige Erfahrung habe gezeigt, dass der Einsatz aufgearbeiteter bildgebender Systeme eine Möglichkeit bietet, nachhaltig zu arbeiten, ohne Kompromisse bei der Qualität eingehen zu müssen. „Nachhaltigkeit und Geschäftserfolg können – und sollten – Hand in Hand gehen“, zeigt sich die Expertin überzeugt.
17.12.2024
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