Historie
Meilensteine für die Kernchemie
Das 100. GE Healthcare Zyklotron der Marke MINItrace wurde Ende letzten Jahres an das Institut für Kernchemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz übergeben. Der MINItrace ist GE Healthcares mittelgroßer Teilchenbeschleuniger (Zyklotron) für die Inhouse-Produktion von Positronen-Emissions-Tomographie (PET)-Radiopharmaka für Forschung sowie klinische Anwendungen.
Radiopharmaka sind ein grundlegendes Element des PET-Scannings und werden am häufigsten bei der Diagnose und Beurteilung von Krebs sowie für die Diagnose von neurodegenerativen Erkrankungen verwendet.
Einen maßgeblichen Beitrag zur Kernchemie leistete die österreichische Physikerin Lise Meitner, zu deren Ehren das 100. GE MINItrace Zyklotron nun nach ihr benannt wurde. Meitner arbeitete mit den Chemikern Otto Hahn und Fritz Strassmann am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin, bevor sie im Juli 1938 nach Schweden auswanderte, um vor den Ereignissen zu fliehen, die schließlich zum Zweiten Weltkrieg führten. Hahn und Strassmann entdeckten am 17. Dezember 1938 die Kernspaltung von Uran, zu der Meitner gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Robert Frisch die theoretische Erklärung lieferte.
Nach dem Krieg gründete Strassmann das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und wurde Leiter des Instituts für anorganische und Kernchemie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Es gelang ihm, einen Forschungskernreaktor (TRIGA Mainz) zu installieren, welchen Hahn im Jahr 1965 in Betrieb nahm. Mit dem Erhalt des GE MINItrace Zyklotrons an der Universität Mainz schließt sich nun der Kreis: Das System wurde in Schweden hergestellt. Das Land wurde nach ihrer Flucht zum neuen Zuhause von Lise Meitner.
Herstellung von radioaktiven Isotopen
Die heutigen Wissenschaftler der Universität Mainz sind Pioniere im Bereich der Kernchemie sowie der Radiopharmazeutischen Chemie. Sie werden das neue GE Zyklotron dafür verwenden, radioaktive Isotope herzustellen, welche in der Grundlagenforschung und der Entwicklung klinischer Anwendungen eingesetzt werden. Das MINItrace wird den freien Zugang zu neutronenarmen Radioisotopen ermöglichen und sich dem bestehenden TRIGA Mainz Reaktor angliedern, der neutronenreiche Radioisotope bereitstellt. „Das Zyklotron wird unsere bisherige Infrastruktur verbessern und uns ermöglichen, einen Engpass bei der Produktion von radioaktiven Nukliden ausschließen zu können", erklärt Professor Frank Rösch vom Institut für Kernchemie. „Es wird die Entwicklung neuer Radiopharmaka und die präklinische Bewertung maßgeblich erleichtern. Außerdem werden wir in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Mainz zukünftige Anwendungen in der Humanmedizin vorantreiben können.“
„Professor Rösch und sein Arbeitsteam an der Universität Mainz haben einzigartige Kompetenzen und Erfahrungen bei der Untersuchung von Eigenschaften nicht-standardisierter PET Isotope“, sagt Erik Strömqvist, General Manager des Cyclotron & TRACERcenter bei GE Healthcare. „Die Verbindungen zu diesen neuen Isotopen könnten einen wichtigen Einfluss auf die Charakterisierung und Diagnose in verschiedenen Krankheitsgebieten haben. Wir freuen uns darauf, die großartige Arbeit mit dem 100. MINItrace an der Universität Mainz bei der Weiterentwicklung der molekularen Bildgebung in Deutschland und auch global zu unterstützen und zu verfolgen.“
Quelle: GE HEALTHCARE
12.04.2016