Molekulare Medizin
Mechanismus entdeckt, der Zellwachstum in Blutgefäßen hemmt
Wenn Zellen zu schnell wachsen und sich vermehren, kann es zu Krankheiten des Herzens, der Blutgefäße und der Lunge kommen, aber auch zu Krebs. Das Team um Professor Dr. Georg Hansmann von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat herausgefunden, dass derartige Wucherungen glatter Blutgefäßmuskelzellen über das Molekül PPARγ gehemmt werden können. Somit ergeben sich Ansätze für neue Therapien dieser Erkrankungen. Erstautor ist Dr. Laurent Calvier.
Das Wachstum und die Vermehrung von Zellen wird von verschiedenen molekularen Abläufe beeinflusst: So fördert der TGFβ1-Signalweg diese Prozesse, wohingegen der BMP2-Signalweg ihnen entgegenwirkt. Diese beiden Abläufe müssen in guter Balance sein. „Wenn der TGFβ1-Signalweg zu stark abläuft, kann es zu Lungenhochdruck und -fibrose kommen, aber auch zur Bindegewebserkrankung Marfan-Syndrom und zu Krebserkrankungen“, sagt Professor Dr. Georg Hansmann von der MHH-Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin. „Das Zusammenspiel der Signalwege ist ein vielversprechender Ansatzpunkt für neue Medikamente.“
Um herauszufinden, wie die Interaktion dieser beiden Gegenspieler geregelt wird, untersuchten die MHH-Wissenschaftler die Regulation der Signalwege am Beispiel des Lungenhochdrucks – einer lebensbedrohlichen Erkrankung, bei der die Zellen der Blutgefäße in der Lunge wuchern. Sie konnten im Labor am Mausversuch sowie an menschlichen Blutgefäßzellen zeigen, dass das Molekül PPARγ das Zusammenspiel der Signalwege regelt. Darüber hinaus konnten sie den Lungenhochdruck bei Mäusen mit dem Einsatz des PPARγ-Aktivators Pioglitazon rückgängig machen. Pioglitazon ist ein Diabetes-Medikament. Der Arzneistoff hemmt den TGFβ1-Signalweg und ist daher vermutlich vielfältig therapeutisch einsetzbar, er wurde auch kürzlich als zusätzliches Medikament bei der Behandlung der Blutkrebserkrankung chronisch myeloische Leukämie eingesetzt. Die Arbeiten der MHH-Wissenschaftler förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Quelle: Medizinische Hochschule Hannover
05.05.2017