Revolution ohne Geräusche

Seit inzwischen 30 Jahren ist die MR-Technologie auf dem Markt und ebenso lange stellt der hohe Geräuschpegel während der Untersuchung eine Belästigung für Patienten dar.

Photo: Revolution ohne Geräusche

Lange Zeit war es dazu noch eng in den Röhren, so dass eine MRT-Untersuchung fast immer eine belastende Erfahrung bedeutete. Das Platzproblem wurde durch eine Röhrenöffnung von bis zu 70 Zentimetern mittlerweile von fast allen Herstellern behoben; eine Untersuchung auch von übergewichtigen Patienten und für normal gewichtige ohne Platzangst ist jetzt Standard. Es bleiben die lästigen Geräusche – ein Problem, das GE jetzt an der Quelle des Übels beseitigt hat. „Bei konventionellen MRT-Systemen werden bei einigen Frequenzen Lautstärken von bis zu 100 Dezibel gemessen, das entspricht der Geräuschkulisse bei Rockkonzerten. Mit dem Silent Scan beim MR ist es GE nun gelungen, mit einer neuen Sequenztechnik diesen Geräuschpegel so zu reduzieren, dass man bis auf normale Hintergrundgeräusche, die durch die Kühlung der Gradienten entstehen, nichts mehr hört“, erklärt PD Dr. Christoph Herborn, Direktor von MR Future Concepts bei GE Healthcare. Bisherige Ansätze, den Lärm während der Untersuchung zu reduzieren, zielten vor allem darauf ab, mit Isolationsmethoden die Gantry abzudichten, anstatt den Lärm an der Quelle zu eliminieren. Entsprechend unbefriedigend waren die Ergebnisse. Mit der Silent Scan Technologie verlaufen nun zumindest T1- und T2-gewichtete Untersuchungen in einer Lautstärke, die vergleichbar ist mit der einer CT-Untersuchung, also sehr geräuscharm.

Lärmreduzierung an der Quelle
Die MR-Bildgebung ist komplex: Sie setzt sich aus multiplen Parametern zusammen, die definieren, wie das zu untersuchende Gewebe angeregt wird, und wie diese Anregung von den Empfangsspulen wieder ausgelesen wird – Parameter wie die Repetitionszeit, der Flipwinkel und die sogenannte Echozeit (TE). Durch eine Modulation dieser Parameter, vor allem aber einer signifikanten Verkürzung der Echozeit ist es nun gelungen, den Lärm beim Ein- und Ausschalten der Gradienten so zu reduzieren, dass die Untersuchung jetzt leise abläuft. „Wir haben auf alle Parameter eingewirkt, am dramatischsten fällt die Reduzierung jedoch bei der Echozeit aus, was mit dazu beiträgt, dass die Sequenzen und damit die Untersuchungszeiten nicht wesentlich länger geworden sind als bei einer vergleichbaren ‚lauten‘ Sequenz. Ein Beispiel: Bei einer T1-gewichteten, dreidimensionalen Frequenz des Schädels beträgt die Untersuchungszeit mit einem konventionellen MRT etwa 90 Sekunden, mit dem Silent Scan verlängert sie sich um 8 bis 10 Sekunden und das bei Anwendung der selben Parameter und bezogen auf die gleiche Darstellung des Untersuchungsgebiets“, so Herborn. Eine tatsächlich dramatische Entwicklung, die ganz der Philosophie des Unternehmens entsprechend den Patientenkomfort im MR deutlich verbessern wird. Der Radiologe ist zudem optimistisch, dass die Weiterentwicklung und die Ausdehnung der Silent Scan Technik auch auf andere Untersuchungssequenzen wie z.B. die Diffusion, die derzeit noch auftretende leichte zeitliche Verlängerung mehr als kompensieren wird.

Premiere auf dem RSNA
Erstmals auf dem RSNA 2012 vorgestellt, wartet GE derzeit auf die FDA-Zulassung 501 (k), um die Silent Scan Technologie in die Klinik bringen zu können. Erste Studienergebnisse aus den USA unterstreichen die positive Aufnahme durch die Patienten. Mit dem neuen System brauchen sie weder Kopfhörer noch sonstigen Gehörschutz. Das erleichtert die Kommunikation zwischen Arzt bzw. medizinischem Personal und dem zu Untersuchenden sehr.

Im Profil
Prof. Dr. Christoph U. Herborn ist seit 2011 bei GE Healthcare und leitet als Direktor den Bereich MR Future Concepts. Nach seiner Ausbildung zum Facharzt für Radiologie am Universitätsklinikum Essen, wechselte er 2005 an die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ab 2007 übernahm er hier Aufgaben in der kaufmännischen Administration, unter anderem begleitete er die Inbetriebnahme des Neubaus. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte von Prof. Herborn – der auch einen MBA in Healthcare Management hat – liegen in den Bereichen Ganzkörper-MRT, MR-Angiographie und MR-Kontrastmittel.

18.01.2013

Verwandte Artikel

Photo

Artikel • Experten-Runde

Mit KI das Gesundheitswesen verbessern

Wie kann das deutsche Gesundheitswesen besser werden? Diese Frage stellten sich Prof. Felix Nensa, Radiologe am Universitätsklinikum Essen, und Simon Rost, Chief Marketing Officer Enterprise Imaging…

Photo

Artikel • Krebs-Therapie, Forschung und Weiterbildung

Präzisionsmedizin im Innovationszentrum

Ein Innovationszentrum im schweizerischen Genolier soll die Zukunft des Gesundheitswesens revolutionieren. Akteure aus den Bereichen Medizintechnik, Onkologie, Pharma- und Biowissenschaften werden ab…

Photo

Artikel • Der Patient im Mittelpunkt

One-Stop Clinic: Diagnose und Behandlung an einem Tag, an einem Ort mit einem Team

Eine Krebsdiagnose verändert für den Patienten alles. Neben der Ungewissheit und der Angst kommt auch meist ein langer Weg an Untersuchungen und Therapien auf ihn zu. Diesen Weg möchte GE…

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren