Molekular Medizin als Waffe gegen High Risk Plaque

Die noch relativ junge Erkenntnis, dass für die Entstehung von Herzinfarkt häufig nicht die Größe der Plaque-Ablagerung in den Herzkranzgefäßen entscheidend ist, sondern der Entzündungsstatus des Plaque, führte zu neuen Forschungsansätzen für eine frühzeitige Diagnose und Behandlung auf diesem Gebiet. Basierend auf den Möglichkeiten der Molekular Medizin hat beispielsweise Philips Medizin Systeme gemeinsam mit AstraZeneca, Merck & Co, BG Medicine und Humana die High Risk Plaque Initiative gegründet. Ziel der Initiative ist es, geeignete Biomarker zu erforschen, die eine frühzeitige Diagnose des entzündeten sogenannten High Risk Plaque und eine gezielte Behandlung ermöglichen.

Paul Smit, verantwortlich für Strategie und Entwicklung bei Philips Medizin...
Paul Smit, verantwortlich für Strategie und Entwicklung bei Philips Medizin Systeme
Die High Risk Plaque Initiative ist eines der wichtigsten Projekte bei Philips Medizin Systeme im Bereich der Molekularen Medizin, Paul Smit, verantwortlich für Strategie und Entwicklung bei dem niederländischen Unternehmen erläutert die Gründe hierfür: „High Risk Plaque ist mittlerweile als die Hauptursache des Herzinfarktes bekannt, der bei rund der Hälfte der Patienten tödlich endet. Das erste Symptom dieser Erkrankung ist also häufig der Tod. Und die Patienten, die den Event überleben, werden chronisch krank und müssen ihr restliches Leben medizinisch betreut und versorgt werden. Abgesehen von den negativen Auswirkungen für die Patienten selber, verursacht die Behandlung dieser Patienten enorme Kosten im Gesundheitssystem, die in den nächsten Jahren stetig steigen werden. Wir sprechen hier also von einer der tödlichsten und teuersten Krankheiten.“ Zudem gehören koronare Plaque-Erkrankungen zu den unberechenbarsten Krankheiten. Denn der entzündete Plaque, bricht – je nach Entzündungsgrad – sehr plötzlich auf, wodurch eine - Embolie verursacht wird, die dann zum Herz- oder auch Hirninfarkt führt. Dieses plötzliche Aufbrechen des entzündeten Plaque in einer Koronararterie erklärt, warum etwa 70-75 Prozent der Herzinfarkte überraschend und ohne vorherige Beschwerden auftreten.
„Bisher können Ärzte jedoch nicht bestimmen, wann die Plaque ein gefährliches Stadium erreicht hat. Hier bietet uns die Molekular Medizin jetzt erstmals Möglichkeiten, Indikatoren ausfindig zu machen, die für Entzündungen entscheidend sind. Der erste Schritt im Rahmen der High Risk Plaque Initiative ist jetzt ein breitangelegtes Patientenscreening, bei dem wir herausfinden möchten, welche Frühindikatoren bei den Infarkt Patienten auftreten, die bei der Vergleichsgruppe fehlen. Kennen wir diese Frühindikatoren oder Biomarker, die auf eine Entzündung hinweisen, können wir dank der modernen Bildgebungsverfahren in Zukunft dann feststellen, wo der high risk Plaque sitzt, welches Volumen er hat und welche Teile
 
 
der Arterie betroffen sind“, so Paul Smit. Die so erlangten Informationen können dann mit Hilfe statistischer Werte, Aussagen über den Risikostand geben.
Derzeit entwickeln Philips und die anderen Teilnehmer der High Risk Plaque Initiative einen solchen Test, der dann in den nächsten Jahren an über 6.000 Patienten eingesetzt wird.
 
Die frühzeitige Diagnose des high risk Plaque ist sicherlich ein großer Schritt, der konsequenterweise in die gezielte Behandlung der betroffenen Koronargefäße münden sollte. Derzeit sind Mediziner bei der Plaque-Behandlung relativ machtlos, weil es noch keine validierten Tests gibt um die Wirkung von Medikamente fest zu stellen. . Regelmäßiges Monitoring und ein gesunder Lebensstil der Patienten wird allerdings in den meisten Fällen helfen. .
 
Auch für andere Krankheiten, wie z. B Krebs  bieten die Möglichkeiten der Molekular Medizin vielversprechende Lösungensansätze: Derzeit werden Methoden erforscht, um Medikamente mit Hilfe von Ultraschall gezielt über die Blutbahn an krankhaft veränderte Stellen im Körper zu transportieren. Grundlage für die Methode sind kleine Gasbläschen/ Kontrastmittel (geht auch!), an die ein Medikament angedockt wird. Anschließend werden sie injiziert und mit Hilfe von Ultraschall-Signalen verfolgen die Mediziner dann den Weg der Bläschen zu ihrem Zielort. Beim erkrankten Gewebe angekommen, werden die Gasmoleküle mittels einer bestimmten Frequenzstärke des Ultraschalls zum Zerplatzen gebracht und der Wirkstoff freigesetzt. Aufgrund des gezielten Einsatzes des Medikaments kann eine viel niedrigere Dosis als bei einer systemischen Therapie eingesetzt werden, was den Therapieerfolg erhöht und den Patienten von starken Nebenwirkungen bewahrt. Dieses Prinzip konnte bereits in präklinische Versuchen bewiesen werden, nun folgt in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie die Entwicklung für den Einsatz der Methode am Patienten. Ferner untersuchen die Philips-Forscher bereits, in wie weit diese neuartige Methode zukünftig auch in der Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen eingesetzt werden kann.
 
„Bisher stehen wir bei der Erforschung von validierten Biomarkern noch am Anfang und es werden wohl noch etwa vier Jahre ins Land gehen, ehe wir mit Hilfe von Biomarkern den high risk Plaque spezifizieren können. Dann jedoch eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, die nicht nur dem Patienten zu Gute kommen, sondern auch den Gesundheitssystemen: Mit einer frühzeitigen Diagnose können die Behandlungs- und Folgekosten verschiedener Krankheiten  signifikant gesenkt werden,“ blickt Paul Smit optimistisch in die Zukunft

23.10.2007

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