Ein typischer Eingangsbereich der Bergman Clinics
Ein typischer Eingangsbereich der Bergman Clinics

Quelle: Bergman Clinics

Artikel • Klinik-Konzept

Hotelmambiente trifft auf niederländisches Lebensgefühl

Sterile Flure, grelles Licht, kalte Farben und der omnipräsente Geruch von Desinfektionsmittel – so sieht es in der Regel in deutschen Krankenhäusern aus. Allenfalls auf Privatstationen findet man sich in einem Wohlfühl-Ambiente wieder, doch diese gibt es längst nicht in allen Einrichtungen. Ein Blick in die Niederlande zeigt, dass es auch anders geht: Die Klinikgruppe Bergman Clinics setzt in ihren 70 Spezialkliniken auf hochqualitative Behandlung in hotelähnlichem Ambiente. Seit 2020 ist das Unternehmen auch in Deutschland am Markt präsent, und will sein Konzept auf das deutsche Gesundheitswesen übertragen.

Artikel: Sonja Buske

Photo
Quelle: Bergman Clinics

Krankenhäuser mit Maximalversorgung oder zumindest einem breiten Behandlungsspektrum, wie sie in Deutschland üblich sind, sind in den Niederlanden eher die Ausnahme. Stattdessen werden die Patienten in Spezial- oder Fokuskliniken, die sich auf eine oder wenige Erkrankungen konzentrieren, behandelt. Der plastische Chirurg Dr. Robert Bergman erkannte schon früh das Potential dieses Konzeptes und gründete 1988 im niederländischen Naarden eine Schönheitsklinik auf seinem Privatanwesen – der Grundstein für die Bergmann Clinics. Innerhalb nur weniger Jahre wurde die Klinikgruppe zum Marktführer in der privaten ästhetischen Chirurgie in den Niederlanden. Als sich 2006 das Gesundheitssystem änderte und Behandlungen in Privatkliniken von der Krankenversicherung übernommen wurden, weitete die Bergman Clinics Gruppe ihr Angebot auf die Augen- und Frauenheilkunde aus, weitere medizinische Fachbereiche wie die Orthopädie oder die Dermatologie folgten. „Das Besondere – insbesondere im Vergleich zu Deutschland – ist aber das Ambiente dieser Kliniken“, erklärt Nina Mann, Marketing-Leiterin der Bergman Clinics Deutschland. „Bei Bergman fühlt man sich eher wie in einem Hotel als wie in einem Krankenhaus.“

Kunde statt Patient

Holzfußböden, Polstermöbel und Teppiche sucht man in deutschen Krankenhäusern allein schon aus hygienischen Gründen vergebens. Zwar gibt es auch in Deutschland Spezialkliniken, in die keine Patienten mit blutenden Wunden oder infektiösen Erkrankungen kommen, doch auch hier ist das Ambiente eher steril. Bergman Clinics setzt dagegen in all seinen Einrichtungen auf eine Wohlfühlatmosphäre, die zur schnelleren Genesung beitragen soll. Die Wandfarben wirken beruhigend, hochwertige Deckenlampen tauchen die Räume in warmes Licht, und kleine Details wie Blumen auf den Tischen oder ansprechende Dekorationen runden den Gesamteindruck ab. In den Aufenthaltsbereichen sitzen die Patienten, die bei Bergman Clinics Kunden oder Klienten heißen, wie in einem gemütlichen Café beisammen und werden von Servicekräften statt von Krankenschwestern umsorgt, die nicht die Krankheit in den Fokus stellen, sondern konsequent die Lebensqualität kommunizieren, die die Kunden nach der Behandlung wiedererlangen. Wir möchten mit unseren spezialisierten Behandlungen zu einem wiedererlangten positiven Lebensgefühl beitragen“, erläutert Mann den Gedanken dahinter. „Deshalb zeigen wir zum Beispiel auch kein Bild einer gebrochenen Hüfte, sondern eine glückliche, tanzende Frau. Es geht immer um das positive Ergebnis.“

Niederländischer Spirit: Ehrgeiz und Herzlichkeit

Photo
Quelle: Bergman Clinics

70 Kliniken betreibt die Gruppe bereits in den Niederlanden. Im Juli 2019 hat sie zudem in ganz Skandinavien eine führende Kette von Fokuskliniken für die Augenheilkunde übernommen und ist im September 2020 mit zwei Akutkrankenhäusern, drei Venen- und einer Augenklinik in den deutschen Markt eingestiegen.

Mittelfristig sollen nun alle deutschen Fokuskliniken nach niederländischem Vorbild gestaltet werden. „Doch bis dahin ist noch einiges zu tun“, weiß Mann, denn neben den baulichen Veränderungen, die nicht von heute auf morgen passieren können, unterscheidet sich auch die deutsche Mentalität in vielen Punkten deutlich von der des kleinen Nachbarlandes. „Die Niederländer sind alle sehr ehrgeizig, aber dabei nicht so verbissen wie viele Deutsche. Der Umgangston bei Bergman Clinics ist stets freundlich und es herrscht ein angenehmes Miteinander auf Augenhöhe“, versucht Mann es auf den Punkt zu bringen. „Nach intensiven Workshops wird auch gefeiert. In Deutschland sind die Mitarbeiter auf Firmenpartys eher verhalten, bei Bergman wird getanzt und gelacht, mehr wie unter Freunden als unter Arbeitskollegen.“ In den nächsten Jahren soll der niederländische Spirit auch in den deutschen Kliniken komplett angekommen sein. Doch wie will Bergman Clinics das erreichen? „Die Persönlichkeit der Führungspersonen ist entscheidend“, ist Mann überzeugt. Sie geben ihre Mentalität an die Mitarbeiter weiter und stellen nur neue Kollegen ein, die zu ihnen und somit auch zu dem Unternehmen passen. Geht nicht, gibt’s bei den Niederländern nicht. Die deutschen Mitarbeiter sollen von diesem Elan Stück für Stück mitgerissen werden. „Das geht nur, wenn die Klinikmanager und Verwaltungsdirektoren die Grundsätze im täglichen Miteinander vorleben.“

Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren

Photo

Artikel • Der Patient im Mittelpunkt

One-Stop Clinic: Diagnose und Behandlung an einem Tag, an einem Ort mit einem Team

Eine Krebsdiagnose verändert für den Patienten alles. Neben der Ungewissheit und der Angst kommt auch meist ein langer Weg an Untersuchungen und Therapien auf ihn zu. Diesen Weg möchte GE Healthcare mit seinem Konzept der One-Stop Clinic so angenehm wie nur möglich gestalten. Die Patienten durchlaufen dabei an einem Ort mit Wohlfühlcharakter zeitnah alle notwendigen Schritte von der…

Technologisierte Zimmer

In den nächsten Jahren möchte Bergman Clinics die Zahl seiner Kliniken, Mitarbeiter sowie den Umsatz in Europa verfünffachen. Ein ambitioniertes Ziel. Doch die Klinikgruppe, die nicht ohne Grund ein leuchtendes, für Wachstum, Macht und Leidenschaft stehendes Rot als Signalfarbe für ihr Corporate Design gewählt hat, scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Während in Deutschland noch von der Notwendigkeit der Digitalisierung geredet wird, sind in den Niederlanden bereits alle Patientenzimmer technologisiert: Egal ob TV, Licht, oder Temperatur – alles wird über Tablets gesteuert, und die Nachsorge erfolgt genauso wie die Terminvergabe oder die Dienstplanung über eine App.

Für Mann steht fest, dass das niederländische Konzept die Zukunft ist: „Wer geht noch freiwillig in eine sterile Klinik, wenn er auch Hotelambiente haben kann? Die Kunden werden letztendlich entscheiden, wer sich am Markt behauptet.“

04.10.2022

Mehr aktuelle Beiträge lesen

Verwandte Artikel

Photo

News • Multiresistente Keime

Pauschales Screening in Kliniken offenbar wenig effizient

Ein wenige Punkte umfassender Katalog regional definierter Kriterien reicht offenbar für die gezielte und effektive Identifikation von Patienten mit Multiresistenten Keimen (MRE) bei der Aufnahme in…

Photo

News • Fallpauschalen

Kliniken entlassen Patienten immer früher in die Reha

Akut-Kliniken verlegen ihre Patienten nach einer Operation aus Kostengründen immer früher in Rehabilitations-Kliniken. Diese versorgen die Neuankömmlinge mit Schmerzmitteln und Antibiotika und…

Photo

Interview • Datenmodell

Portal für medizinische Formulare

In der Medizin werden Prozesse zur Abstimmung von Datenmodellen momentan durch einen Mangel an Transparenz stark behindert. Das Team um Prof. Martin Dugas, geschäftsführender Direktor des Instituts…

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren