Bildquelle: Demmert et al., Journal of Nuclear Medicine 2022 (CC BY 4.0)
News • PET-Bildgebung
Falsch positive Krebsfunde nach Covid-19-Impfung: Neuer Tracer schafft Abhilfe
Ein neuartiger Radiotracer, 68Ga-FAPI, kann die Zahl falsch-positiver PET/CT-Befunde bei Krebspatienten, die kürzlich gegen Covid-19 geimpft wurden, verringern.
Die im Journal of Nuclear Medicine veröffentlichten Studienergebnisse zeigen, dass die 68Ga-FAPI-Bildgebung Läsionen besser erkennt, ohne dass es zu einer impfstoffbedingten Tracer-Aufnahme in lokoregionalen Lymphknoten kommt, wie sie bei der 18F-FDG-Bildgebung üblich ist. Dies kann dazu beitragen, kostspielige Folgeuntersuchungen und falsche Behandlungsentscheidungen für Krebspatienten zu vermeiden.
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FAPI-PET/MRT: Neue molekulare Bildgebung hilft bei Brustkrebs
Eine neuartige nuklearmedizinische Bildgebung könnte die Brustkrebs-Diagnostik entscheidend voranbringen. Mithilfe der FAPI-PET/MRT können wahrscheinlich mehr und vor allem kleinere Läsionen entdeckt werden als bei bisherigen PET-Verfahren. Dr. Philipp Backhaus spricht über die Stärken der FAPI-PET/MRT und wie die Methode künftig das Therapiemanagement verbessern könnte.
Eine bekannte Nebenwirkung bei Covid-19-Impfungen ist die vermehrte Aufnahme von 18F-FDG (das am häufigsten verwendete PET-Bildgebungsmittel) von Immunzellen, die auf den durch den Impfstoff ausgelösten mRNA-Entzündungsreiz reagieren. Dieses auch als reaktive Aufnahme bekannte Phänomen sieht in der Bildgebung einem Tumor zum Verwechseln ähnlich. "Diese Beobachtung ist besorgniserregend, da gefährdete Gruppen wie Krebspatienten sich sowohl regelmäßigen Covid-19-Auffrischungsimpfungen als auch medizinischer Bildgebung unterziehen", sagte Tristan T. Demmert, Forscher in der Abteilung für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Essen. "Falsch positive Befunde bei der 18F-FDG-PET aufgrund einer reaktiven Aufnahme können falsche Behandlungsentscheidungen auslösen."
Mit Blick auf künftige weitere Auffrischungsimpfungen könnte 68Ga-FAPI dazu beitragen, impfstoffbedingte Fehlinterpretationen auf dem PET/CT bei gleichwertigem Tumornachweis vermeiden
Tristan T. Demmert
Um solche falsch-positiven Ergebnisse zu vermeiden, verglichen die Forscher zwei Radiotracer, 68Ga-FAPI und 18F-FDG. Anhand eines großen prospektiven Bildgebungsregisters untersuchten die Forscher elf Krebspatienten, die in den vergangenen sechs Wochen eine Covid-19-Impfung erhalten hatten. Bei diesen Patienten, bei denen die Aufnahme des Tracers in lokoregionären Lymphknoten dokumentiert war, wurde am selben Tag sowohl eine Bildgebung mit 68Ga-FAPI- als auch mit 18F-FDG durchgeführt. Die Bilder wurden von zwei Nuklearmedizinern visuell ausgewertet. Eine signifikante Lymphknotenaufnahme in der Nähe der Injektionsstelle wurde bei allen elf Patienten mit 18F-FDG-PET/CT festgestellt; bei der 68Ga-FAPI-PET/CT blieb diese Reaktion jedoch vollständig aus. Darüber hinaus wurden mithilfe der 18F-FDG 73% der Tumorläsionen erkannt, während mit 68Ga-FAPI sogar 94% aller Tumorläsionen detektierte.
"Bei Patienten mit Tumorverdacht in der Axillarregion wurde oft eine kostspielige Nachuntersuchung empfohlen, um eine falsche Behandlung der Patienten zu vermeiden. Unsere Ergebnissen zeigen, dass der Einsatz von 68Ga-FAPI dies hätte verhindern können, bei gleichzeitig höherem Tumornachweis", so Demmert. "Mit Blick auf künftige weitere Auffrischungsimpfungen könnte 68Ga-FAPI dazu beitragen, impfstoffbedingte Fehlinterpretationen auf dem PET/CT bei gleichwertigem Tumornachweis vermeiden."
Quelle: Society of Nuclear Medicine and Molecular Imaging
13.01.2023