Die Abbildung zeigt den Paradigmenwechsel hin zu individualisierten...
Die Abbildung zeigt den Paradigmenwechsel hin zu individualisierten Behandlungsempfehlungen auf der Grundlage einer durch künstliche Intelligenz unterstützten Bewertung von atherosklerotischen Plaques in der Computertomographie (CT).

Bildquelle: DZHK; © Nat Rev Cardiol (2025)

News • Analyse von Koronar-CT

Atherosklerose: KI hält erstmals Einzug in Diagnostik-Empfehlungen

Eine internationale Gruppe führender Herzspezialisten hat unter der Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sowie finanzieller Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) neue Empfehlungen zur individualisierten medikamentösen Behandlung von Arterienverkalkungen (Atherosklerose) veröffentlicht.

Das Besondere: Erstmals soll künstliche Intelligenz (KI) dabei helfen, die Auswertung von CT-Aufnahmen der Herzkranzgefäße zu verbessern – und so eine individuellere und wirksamere Therapie ermöglichen. 

Die Empfehlungen sind im Fachjournal Nature Reviews Cardiology veröffentlicht worden

Jedes Jahr bekommen in Europa über zwei Millionen Menschen mit Brustschmerzen eine sogenannte koronare Computertomographie (CT)-Angiografie – eine bildgebende Untersuchung, mit der verkalkte und nicht-verkalkte Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen sichtbar gemacht und ausgewertet werden können. Solche Ablagerungen können zu Herzinfarkten führen. 

Bisher gab es jedoch keine klaren Empfehlungen, wie genau die Ergebnisse dieser Untersuchungen für eine passgenaue medikamentöse Behandlung genutzt werden sollten. Laut den Experten kann KI dabei helfen atherosklerotische Plaques präziser zu bewerten, sodass die Ergebnisse für individualisierte Behandlungsempfehlungen genutzt werden können. Das Statement fordert einen Paradigmenwechsel hin zu einer individualisierten Behandlung, um schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen gezielter vorzubeugen (Abbildung oben). 

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Die Forschenden der Quantitative Cardiovascular Imaging (QCI) Study Group empfehlen, CT-Daten mithilfe von KI auszuwerten, um das Risiko für Herzinfarkte besser einschätzen zu können. Dabei wird die Menge der Ablagerungen („Plaque“) im Vergleich zu alters- und geschlechtsspezifischen Durchschnittswerten mithilfe großer Datenmengen schnell und präzise eingeordnet. Die beiden Erstautoren der 4. QCI Publikation sind mit Kenrick Schulze und Anne-Marieke Stantien zwei Doktoranden im DFG-geförderten Graduiertenkolleg BIOQIC. 

Diese Erkenntnisse helfen uns, gefährdete Patienten früher und gezielter zu behandeln – und andere vor unnötiger Therapie zu bewahren

Marc Dewey

„Wenn Ablagerungen in der CT sichtbar sind, sollte das ein Zeichen sein, mit einer medikamentösen Behandlung in Ergänzung zur Lebensstiloptimierung zu beginnen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Marc Dewey von der Charité, Koordinator der QCI-Gruppe. „Liegt die Plaquemenge deutlich über einem bestimmten alters- und geschlechtsspezifischen Wert, rät die interdisziplinäre Gruppe zu einer intensiveren medikamentösen Therapie.“ Eine solche Therapie kann etwa bedeuten, dass cholesterinsenkende Medikamente wie Statine höher dosiert oder mit weiteren Wirkstoffen kombiniert werden. 

Die Empfehlungen basieren auf einem mehrstufigen Expertenverfahren und auf den Daten großer Studien. Sie markieren einen Paradigmenwechsel in der Herzmedizin: Weg von der pauschalen Behandlung nach allgemeinen Risikofaktoren – hin zu individuellen Entscheidungen basierend auf den tatsächlichen Veränderungen in den Gefäßen. „Diese Erkenntnisse helfen uns, gefährdete Patienten früher und gezielter zu behandeln – und andere vor unnötiger Therapie zu bewahren“, sagt Prof. Dewey. Der nächste Schritt ist nun, die Wirksamkeit der KI-gestützten Behandlungsstrategie in großen randomisierten klinischen Studien von CT mit KI im Vergleich zu CT ohne KI zu testen. 


Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung

27.08.2025

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