News • Unterstützung für Diagnose und Therapie

KI macht Fatigue-Syndroms bei Krebs messbar

Im Projekt FAITH hat das Fraunhofer IMS gemeinsam mit der Fimo Health GmbH, dem Forschungszentrum Jülich und der Universitätsmedizin Essen eine KI-basierte Lösung entwickelt, die Fatigue bei Krebspatienten messbar macht.

Eine Hand hält ein Smartphone mit einer App zur Begleitung von Patienten mit Fatigue
Eine App gibt personalisierte Empfehlungen, etwa kurze Bewegungseinheiten, Entspannungsübungen oder motivierende Hinweise, damit Nutzer ihr Energielevel besser einschätzen und aktiv auf Symptome reagieren können.

© Fimo Health GmbH/Fraunhofer IMS 

Smartwatch-Daten und eine App ermöglichen erstmals eine objektive Erfassung der Erschöpfung und liefern personalisierte Empfehlungen, die den Alltag erleichtern und die Therapie unterstützen. 

Fatigue zählt zu den vielen Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung und ist bisher nur schwer messbar. Im nun abgeschlossenen Forschungsprojekt FAITH (Fatigue-Therapie: KI-gestützte Diagnostik und Therapie des tumorassoziierten Fatigue-Syndroms) hat das Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS gemeinsam mit Partnern eine KI-basierte Lösung entwickelt, die das Erschöpfungssyndrom bei Krebspatienten anhand von Smartwatch-Daten objektiv erfassbar macht. Über eine App erhalten Betroffene personalisierte Empfehlungen zu Bewegung und Verhalten, die ihnen helfen, besser mit der Fatigue umzugehen. So entsteht ein digitaler Begleiter, der den Alltag erleichtert, Ärzte entlastet und langfristig zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen kann. 

"Mit unseren KI-Modellen wollen wir Fatigue erstmals objektiv messbar machen", erklärt Felix Wichum, Projektleiter am Fraunhofer IMS. "So können Betroffene und Behandelnde den Verlauf besser verstehen und Therapien gezielter anpassen."

Fatigue ist eine starke Form der Erschöpfung, die häufig im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung auftritt: Entweder als Symptom der Krankheit selbst oder als Nebenwirkung der Therapie. Die Ausprägung ist individuell sehr unterschiedlich und kann sich je nach Tagesform oder Krankheitsverlauf stark verändern. Hier setzt FAITH an: Das Projekt kombiniert moderne KI-Technologien mit Wearables und einer Smartphone-App, um Vital- und Verhaltensdaten in Echtzeit zu erfassen und auszuwerten. Anhand dieser Daten wird ein sogenannter Fatigue-Score berechnet, der objektiv anzeigt, wie ausgeprägt die Erschöpfung zu einem bestimmten Zeitpunkt ist. Diese Messung, die bisher nur über subjektive Fragebögen möglich war, ermöglicht eine kontinuierliche und präzise Verlaufskontrolle. 

Die App bietet den Nutzern personalisierte Empfehlungen, etwa kurze Bewegungseinheiten, Entspannungsübungen oder motivierende Hinweise. So können Patienten ihr Energielevel besser einschätzen und aktiv auf Symptome reagieren. Auch für Ärzte bietet der digitale Fatigue-Score neue Möglichkeiten: Er erleichtert die Verlaufskontrolle, unterstützt die Kommunikation mit den Patienten und kann perspektivisch als zusätzliche Metrik für Therapieentscheidungen dienen. Langfristig könnten auch Krankenkassen profitieren: Mit objektiven Daten zu Fatigue lassen sich Therapien gezielter begleiten und Versorgungslücken schließen. 

Das Projekt FAITH wurde im Rahmen des Forschungswettbewerbs ZukunftBIO.NRW vom Land Nordrhein-Westfalen mit rund 760.000 Euro gefördert und lief von November 2023 bis Oktober 2025 (Förderkennzeichen ZM-2-02B). Konsortialführer war die Fimo Health GmbH, ein Kölner Start-up, das digitale Begleiter für chronisch Erkrankte entwickelt. Während das Fraunhofer IMS die KI-Modelle entwickelte, führte die Universitätsmedizin Essen eine klinische Studie mit Krebspatienten durch. Das Forschungszentrum Jülich war für die Datenerfassung über Smartwatches verantwortlich, Fimo Health für die Integration der Daten in die App. 

Wie Fimo Health die speziell für FAITH entwickelte App nach Projektende weiterführt, hängt von den Ergebnissen der laufenden Auswertung ab. Das Unternehmen bietet bereits eine als Medizinprodukt zugelassene Fatigue-App an, die auf subjektiven Selbstauskünften der Nutzer basiert – im Gegensatz zur neuen KI-gestützten Lösung, die erstmals eine objektive Erfassung über Vitaldaten ermöglicht. 

"Die bisherigen Ergebnisse des FAITH-Projekts sind sehr vielversprechend. Wir konnten zeigen, dass unser Ansatz technisch und funktional umsetzbar ist", sagt Tim Fellerhoff, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Fimo Health GmbH. "Gleichzeitig wissen wir nun genau, in welchen Bereichen Optimierungen erforderlich sind, um unsere Forschungsergebnisse in die Versorgung von Patienten zu überführen. Auch nach Projektende möchten wir diese Entwicklung gemeinsam mit unseren Partnern fortsetzen." 


Quelle: Fraunhofer-Institut für Mikrolektronische Schaltungen und Systeme IMS 

21.11.2025

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