News • Herzensangelegenheit
Vorhofflimmern – die unterschätzte Gefahr
Lange vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt bei vielen Betroffenen das Herz unmerklich aus dem Takt: Vorhofflimmern verursacht häufig keine Beschwerden, ist aber ein Vorläufer lebensbedrohlicher Durchblutungsstörungen.
Bildquelle: PublicDomainPictures auf Pixabay
Ein von der EU finanziertes internationales Forschungsprojekt, das von Prof. Dr. Renate Schnabel aus dem Universitären Herz- und Gefäßzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geleitet wird, soll jetzt die Früherkennung von Vorhofflimmern deutlich verbessern. „Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen in der Allgemeinbevölkerung. Insbesondere in alternden Gesellschaften wie in Deutschland ist das ein zunehmendes Problem“, sagt UKE-Herzforscherin Prof. Schnabel.
Herzrhythmusstörungen seien an sich nicht lebensbedrohlich, sie würden aber einhergehen mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall, Herzinsuffizienz oder auch Demenz. Eine eingeschränkte Lebensqualität und eine erhöhte Sterblichkeit seien die Folgen. „Besonders problematisch dabei ist, dass Vorhofflimmern oft symptomlos verläuft und die Betroffene daher gar nicht wissen, dass ihr Herzschlag außer Takt geraten ist und auf Dauer weitere Erkrankungen verursachen kann“, erläutert die Projektleiterin, die sich mit ihrem Team im Universitären Herz- und Gefäßzentrum des UKE seit Jahren intensiv mit der Erforschung von Vorhofflimmern beschäftigt.
Die entscheidenden Fragen lauten: Wer genau muss untersucht werden und welche Methoden sind dafür die am besten geeignet?
Renate Schnabel
Gemeinsam mit den internationalen Projektpartner sollen nun Strategien entwickelt werden, um gefährdete Personen zu identifizieren und effizient auf Vorhofflimmern zu untersuchen. „Die entscheidenden Fragen lauten: Wer genau muss untersucht werden und welche Methoden sind dafür die am besten geeignet?“, erklärt die Herzforscherin. Standard zur Untersuchung von Herzrhythmusstörungen sei ein Zwölf-Kanal-EKG, bei dem mehrere Elektroden auf den Oberkörper der Patienten geklebt werden müssen. „Das ist sehr aufwändig und nicht jeder Hausarzt hat ein solches Gerät“, so Prof. Schnabel. Günstige und weit verbreitete technische Alternativen, die Hinweise auf Vorhofflimmern liefern können, seien zum Beispiel Blutdruck- oder Pulsmessgeräte, tragbare Gürtel, unter die Haut implantierbare Mini-Geräte, aber auch die Kamera des Handys oder eine Smart-Watch. „Ein Screening muss möglichst einfach sein, um bei möglichst vielen Menschen angewendet werden zu können.“ Ob alle oder nur Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, mit Übergewicht oder ab einem bestimmten Alter untersucht werden sollten, seien weitere Fragen, die die Wissenschaftler beantworten wollen. „Ich hoffe, dass wir bereits in zwei, drei Jahren erste Ergebnisse haben, von denen die Patientinnen und Patienten profitieren können“, sagt Prof. Schnabel.
Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren
News • Mobile Health
Apple Watch: drei Studien nutzen neue Smartwatch-App
Im Rahmen seiner jüngsten Keynote-Produktvorschau stellte Technologieriese Apple eine Kooperation für Gesundheitsstudien vor. Die neue Generation der Apple Watch soll dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. Apple kündigte die drei medizinischen Studien in Kooperation mit führenden wissenschaftlichen Einrichtungen und Forschungsinstituten in den USA an.
Das zum Jahresbeginn gestartete und auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben mit der Bezeichnung „AFFECT-EU“ (Titel: Digital, risk-based screening for atrial fibrillation in the European Community) wird von der EU im Rahmen des aktuellen Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon 2020“ mit insgesamt knapp sechs Millionen Euro unterstützt. Auf das UKE als Studienzentrale entfallen etwa 1,5 Millionen Euro Fördergelder. Beteiligt sind 26 Einrichtungen und Institutionen aus 16 Ländern. Das Projekt hat weltweit ein solches Interesse geweckt, dass nicht nur Partner aus der Förderregion EU teilnehmen, sondern auch aus den USA, Kanada und Australien – letztere sogar ausschließlich mit eigenen Mitteln.
Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
08.01.2020