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News • Versorgungsprogramm gegen PICS
Spätfolgen für Kinder nach Intensivstation-Aufenthalt verhindern
Universitätsklinikum Freiburg startet neue Versorgungsform für junge Patienten auf Kinder- Intensivstationen / Maßnahmenbündel Teil der multizentrischen Studie „NoPICS-Kids“
Kinder, die auf einer Intensivstation behandelt werden, sowie deren Familien können noch lange nach der akuten Erkrankung von körperlichen, psychischen oder sozialen Spätfolgen betroffen sein. Um solche Belastungen zu vermeiden, startet das Universitätsklinikum Freiburg mit einem neuen Versorgungsprogramm auf den Kinderintensivstationen im Rahmen der multizentrischen Studie „NoPICS-Kids“.
Unser Ziel ist es, Kinder durch die intensivmedizinische Behandlung nicht nur kurzfristig zu stabilisieren, sondern auch die langfristigen Folgen der Krankheit abzumildern und ihre weitere Entwicklung zu fördern
Hans Fuchs
Koordiniert vom Universitätsklinikum Tübingen, erproben vier baden-württembergische Uniklinika (Tübingen, Freiburg, Heidelberg und Mannheim) Maßnahmen gegen das sogenannte Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS) bei Kindern und Jugendlichen. Diese große, über mindestens 3,5 Jahre dauernde Studie wird mit einer Summe von 9,6 Millionen Euro vom Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert.
„Unser Ziel ist es, Kinder durch die intensivmedizinische Behandlung nicht nur kurzfristig zu stabilisieren, sondern auch die langfristigen Folgen der Krankheit abzumildern und ihre weitere Entwicklung zu fördern“, sagt Prof. Dr. Hans Fuchs, Ärztlicher Leiter der Neonatologie an der Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg. Dr. René Höhn, Geschäftsführender Oberarzt in der Klinik für Angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie am Universitätsklinikum Freiburg, ergänzt: „Mit der frühen Umsetzung am Universitätsklinikum Freiburg möchten wir einen aktiven Beitrag leisten, um die Versorgung nachhaltig zu verbessern und junge Patienten sowie ihre Familien frühzeitig zu entlasten.“
PICS bezeichnet eine Reihe möglicher Langzeitfolgen, die nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation auftreten können. Diese betreffen nicht nur den Körper, sondern auch die psychische Gesundheit und das soziale Umfeld – sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei ihren Familien. Nicht alle Kinder entwickeln nach einer Intensivbehandlung Spätfolgen – dennoch soll jeder Patient und jede Familie von den neuen Unterstützungsangeboten profitieren. Dazu zählen unter anderem eine sehr frühzeitige Mobilisation durch physiotherapeutisches Fachpersonal, mehr psychologische Betreuung sowie die gezielte Einbindung der Eltern in Pflegeprozesse und Entscheidungsabläufe. Ziel ist es, die Erholung zu unterstützen, mögliche Spätfolgen zu verhindern und unter Umständen auch die Verweildauer auf der Intensivstation zu verkürzen.
Für die Umsetzung wurden am Universitätsklinikum Freiburg zusätzliche Fachkräfte eingestellt – darunter Psychologen, Pflegefachkräfte und Physiotherapeuten, die speziell für die neuen Versorgungsabläufe geschult wurden. Durch die enge Zusammenarbeit der Berufsgruppen sollen die Maßnahmen in den klinischen Alltag integriert werden, ohne die laufende Versorgung zu beeinträchtigen. Erste Ergebnisse zur Wirksamkeit der neuen Versorgungselemente werden 2027 erwartet. Sollten sich positive Effekte auf die kindliche Genesung und die Vermeidung von PICS zeigen, könnten die Maßnahmen mittelfristig bundesweit auf Kinderintensivstationen übertragen werden.
Quelle: Universitätsklinikum Freiburg
11.07.2025