surgeon operating with hugo robotic system
Prof. Marius Distler währender der OP mit dem neuen Roboter "Hugo"

Bildquelle: UKD/Michael Kretzschmar

News • Einsatz bei Bauchoperationen

Neuer OP-Roboter ergänzt bestehende Systeme

Seit zehn Jahren setzt das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden auf minimalinvasive und robotergestützte Chirurgie. Rund 1.500 Operationen fanden seitdem mithilfe von Da-Vinci-OP-Robotern statt.

Dies hat für Patienten viele Vorteile, denn die Eingriffe sind noch genauer und zugleich schonender. Inzwischen wird bei minimalinvasiven Operationen eine neue Generation der OP-Technik eingesetzt: Mit dem Hugo RAS fand im Oktober 2023 am Uniklinikum die erste urologische Operation deutschlandweit statt. Nun wird das Robotersystem zusätzlich in der Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie (VTG) für Eingriffe an Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse und Leber genutzt, darüber hinaus aber auch für wissenschaftliche Studien und für die Ausbildung angehender Operateure. Auf den zunehmenden Einsatz der robotergestützten OP-Technik reagiert auch die Lehre der Hochschulmedizin Dresden: Im Mai dieses Jahres wurde die neu geschaffene Professur Minimalinvasive und Robotische Chirurgie besetzt. „Die Professur passt hervorragend in die Ausrichtung von Uniklinikum und Medizinischer Fakultät. Damit setzt die Hochschulmedizin Dresden erneut Akzente in Medizin, Forschung und Lehre“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden. 

Wie in der Urologie ist es auch in der Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie wichtig, dass Mediziner mit mehreren Systemen operieren können. Für uns und unsere Mitarbeitenden ist der Hugo eine enorme Bereicherung, die nicht zuletzt den Patienten zugutekommt

Jürgen Weitz

Bei der Premiere des High-End-Geräts in der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie – die Entfernung eines Darmtumors – entschied sich Prof. Marius Distler, stellvertretender Direktor der VTG-Klinik, aus mehreren medizinischen Gründen für den Einsatz des Hugo-Systems. „Bei solchen komplexen Operationen an Gefäßen entlang ist dieses System sehr präzise. Vor allem beim Zusammennähen der beiden Darmbereiche unterstützt es uns enorm.“ Das Operationsfeld sieht der Chirurg auf einem Bildschirm, eine Datenbrille übermittelt das Bild in 3D. Über eine Konsole steuert Prof. Distler die Instrumente, die an den Roboterarmen angebracht sind. Ein solcher minimalinvasiver und robotergestützter Eingriff hinterlässt nur sehr kleine Operationswunden, sodass die Heilung insbesondere älterer oder kranker Patienten auch nach einer komplexen Operation in der Regel schnell und komplikationslos verläuft. Dies war auch bei der betreffenden Patientin der Fall; sie leidet seit vielen Jahren an der Lungenerkrankung COPD. „Durch die schonende Operation gab es dadurch aber keine Probleme“, sagt Prof. Distler. Wenige Tage nach der Operation fühlt sich die Patientin sehr gut und hat keine Beschwerden mehr. Zusätzlich bekommt sie die gute Nachricht: Der Tumor hat nicht gestreut und konnte komplett entfernt werden, eine weitere Therapie muss nicht erfolgen – auch dank der Unterstützung durch den OP-Roboter. 

„Wie in der Urologie ist es auch in der Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie wichtig, dass Mediziner mit mehreren Systemen operieren können. Für uns und unsere Mitarbeitenden ist der Hugo eine enorme Bereicherung, die nicht zuletzt den Patienten zugutekommt“, sagt Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Dresden. Für die Patienten bringt das multiplattformelle Angebot mehrere Vorteile. Je nach individuellem Befund sowie der Lage des Operationsfeldes im Körper können die OP-Teams zwischen den beiden Systemen wählen. Der Hugo verfügt über vier sehr individuell einstellbare Arme und eine offene Konsole. Die Arbeit des Operateurs oder der Operateurin rückt damit wieder enger in die Mitte des Teams. Das Gerät stellt mittels 3D-Technik hochaufgelöste Bilder zur Verfügung und gewährleistet zudem eine bessere Sicht auf die Gesamtszenerie im OP. Zum Vergleich: Die vier Arme des OP-Roboters Da Vinci werden über eine separat stehende Konsole abseits des OP-Tisches bedient. Beide Systeme ermöglichen minimalinvasive und damit schonende Eingriffe.

Der Einsatz von OP-Robotern wird in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein. Darauf reagiert die Dresdner Hochschulmedizin nun bereits bei der Ausbildung junger Ärzte. An der Medizinischen Fakultät der TU Dresden wurde jetzt die W2-Professur „Minimalinvasive und Robotische Chirurgie“ ins Leben gerufen, die seit Mai 2024 mit Prof. Marius Distler durch einen ausgewiesenen Spezialisten dieses Fachgebietes besetzt ist: Er richtet den Fokus seiner Lehrveranstaltungen auf die neueste OP-Technik, die in der modernen Chirurgie zum Einsatz kommt und damit Krankenversorgung, Forschung und Lehre nachhaltig verändert. Die Professur ist der VTG-Klinik zugeordnet. Sie ist deutschlandweit führend in komplexer, minimalinvasiver Chirurgie, keine andere Klinik in Deutschland verfügt über so einen breiten Erfahrungsschatz in robotischer Chirurgie. „Am Uniklinikum Dresden werden seit über zehn Jahren komplexe Operationen minimalinvasiv durchgeführt und seitdem stetig weiterentwickelt“, sagt Prof. Distler. Seit 2012 ergänzen und perfektionieren OP-Roboter die sogenannte „Knopfloch-Chirurgie“ am Universitätsklinikum. „Es ist wichtig, dass wir die Expertise, die wir seitdem erlangt haben, an junge Mediziner weitergeben, indem sie Eingang in deren Ausbildung findet.“ 

Dabei vermittelt Prof. Distler in seinen Lehrveranstaltungen nicht nur theoretisches Wissen, sondern führt den chirurgischen Nachwuchs in einem sogenannten Skills Lab an die praktische Handhabung der Robotertechnik heran. „Übung im Umgang mit den Systemen ist enorm wichtig, ebenso wie das Feedback dazu.“ Zum Robotik-Instrumentarium des Uniklinikums gehören drei Da-Vinci- sowie seit Oktober 2023 ein Hugo-OP-Roboter. Ein Da-Vinci-System steht ausschließlich wissenschaftlichen Projekten und klinischen Studien zur Verfügung. Erforscht werden soll nun unter anderem, welches Robotik-System sich für welchen Eingriffe am besten eignet. Mit Blick auf den Standortvorteil, nicht nur in der Patientenversorgung, sondern auch in Forschung und Lehre sagt Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät an der Technischen Universität Dresden: „Die neue Professur zielt darauf ab, dass wir den Fokus noch stärker auf diesen Bereich richten können.“ Universitätsklinikum, Medizinische Fakultät sowie Forschende anderer technischer Fachbereiche der TU Dresden arbeiten eng zusammen, um die Nutzung neuester Technologien voranzutreiben und auszubauen. Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Entwicklung künftiger OP-Robotik: der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). KI-gestützte Assistenzsysteme werden die Qualität operativer Eingriffe weiter erhöhen und vor allem messbar machen. 


Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

24.06.2024

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