Artikel • Neuroradiologie
Nicht locker lassen bei der Hirnblutung
Bei einer Hirnblutung ist es von großer Wichtigkeit, die Ursache zu detektieren. Meistens geht das mit der Computertomographie, manchmal braucht man allerdings auch die MRT oder eine Angiographie.
Bericht: Michael Krassnitzer
Halbseitige Lähmung, Gefühlsstörungen, Sprachstörung, Sehstörung, extreme Kopfschmerzen: Wenn ein Patient mit einem dieser Symptome in der Notfallabteilung vorstellig wird, sollte man immer auch an eine Hirnblutung denken. „Eine Hirnblutung kann zu einer Raumforderung führen“, erläutert Dr. Christoph Maurer, Oberarzt an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Klinikum Augsburg: „Wenn eine gewisse Ausdehnung überschritten wird, kommt es zur Verlagerung von Hirnstrukturen. Dann ist einzige Therapie eine rasche neurochirurgische Entlastung, ansonsten führt die Blutung zum Tod.“
In meisten Häusern ist die Computertomographie das primäre diagnostische Verfahren, liegt ein Verdacht auf Hirnblutung vor. „In den allermeisten Fällen steht die Diagnose innerhalb weniger Minuten fest“, bekräftigt Maurer. Manchmal allerdings lässt sich mittels CT die Ursache für die Blutung nicht finden. „Man sollte sich nicht zufriedengeben, wenn man auf den ersten Blick keine Ursache für die Blutung entdeckt“, warnt der Augsburger Neuroradiologe: „Wird die Ursache einer Blutung nicht erkannt, kann das für den Patienten dramatische Konsequenzen haben.“
Die häufigste Ursache zerebraler Blutungen ist das Trauma infolge eines Unfalls. Es gibt aber auch eine Reihe nicht-traumatischer Hirnblutungen: Hier wiederum sind die häufigsten Formen hypertensive Blutungen bei Patienten mit chronischem Bluthochdruck, die meist in loco typico – Stammganglienbereich, Thalamus, Hirnstamm, Kleinhirn – liegen, und Aneurysmablutungen, also wenn eine krankhafte Aussackung eines Blutgefäßes rupturiert.
Zudem gibt atypische Blutungen, die etwa im Parenchym eines Hirnlappens liegen oder für die sich auf dem CT-Bild keine Ursache finden lässt. In diesem Fall kann eine Kernspintomographie weitere Zusatzinformation zum Gewebe liefern. „Mit speziellen Sequenzen lassen sich ältere Blutablagerungen darstellen, die man mit der CT gar nicht sehen kann“, weiß Maurer.
Die nicht-traumatischen Blutungen, sofern sie sehr tief im Gehirn liegen und nicht übermäßig groß sind, müssen in der Regel weder chirurgisch noch neuroradiologisch behandelt werden. Allerdings besteht – abhängig von der Blutungsart – das Risiko einer abermaligen Blutung, vor allem bei blutungsursächlichen Aneurysmen. „Beim zweiten Mal kann das für den Patienten deutlich weniger glimpflich enden als beim ersten Mal“, sagt Maurer. Daher ist die Diagnostik so wichtig.
Die Angiographie über eine arterielle Punktion z.B. in der Leiste, die eine noch bessere Beurteilbarkeit der Gefäße gestattet, ist eine weiteres diagnostisches Tool. Die höhere Auflösung ermöglicht es, auch kleinste Gefäßstrukturen darzustellen. „Überdies sieht man dabei die Dynamik, also den Fluss des Blutes über Arterien, immer kleinere Gefäße, Arteriolen, Kaplillaren bis ins Parenchym und dann wieder hinaus in die Venen“, schildert Maurer. So lassen sich zum Beispiel krankhafte Verbindungen von Venen und Arterien – durale AV-Fisteln, arteriovenöse Malformationen (AVM) –, die in einzelnen Fällen in der CT nicht zu erkennen sind, gut detektieren. Die Angiographie kann auch bei entzündlichen Gefäßveränderungen der Schlüssel zur erfolgreichen Diagnose sein. „CT und MRT können nie so genau sein wie eine angiographische Darstellung der Gefäße“, betont der Augsburger Neuroradiologe. „Daher darf man auf keinen Fall lockerlassen und sich mit der unauffälligen Bildgebung im CT oder MRT nicht zufrieden geben“, wiederholt er.
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Time is brain – Versorgung bei Schlaganfall
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einem plötzlichen Nachlassen bzw. kompletten Verlust von Hirnfunktionen, entweder durch eine Gefäß Verstopfung, oder durch eine Hirnblutung – beides verursacht eine akute Mangelversorgung. Bei der Diagnostik von Schlaganfällen spielen radiologische Verfahren eine entscheidende Rolle, da vor allem die Dauer der weiteren Entscheidungsfindung wichtig ist.
Neuroradiologische Interventionen sind bei traumatischen Hirnblutungen die Ausnahme. Es gibt mitunter Gefäßverletzungen, die einfacher durch das Gefäßsystem zu behandeln sind. Bei einer Blutung aufgrund eines Aneurysmas, einer Fistel oder einer AVM werden die Folgen der Blutung neurochirurgisch behandelt, die Gefäßpathologie aber in der Regel neuroradiologisch. In den meisten anderen Fällen aber beschränkt sich bei Hirnblutungen die Aufgabe des Neuroradiologen auf die Bildgebung mittels CT und MRT.
Profil:
Dr. Christoph Maurer ist Oberarzt an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Klinikum Augsburg. Der Facharzt für Radiologie mit Schwerpunktsbezeichnung Neuroradiologie studierte in Regensburg und München Medizin und absolvierte seine Facharztausbildung in Halle und Augsburg. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Diagnostik und endo-vaskuläre Therapie des Schlaganfalls.
Veranstaltungshinweis:
Freitag, 28. September 2018, 10:00 – 10:20
Raum: Tesla-Saal
Session: Symposium 2 – Refresher Course: Der neuroradiologische Notfall (Modul E + F)
Zerebrale Blutung – welche Bildgebung ist notwendig?
Dr. Christoph Maurer (Augsburg)
29.09.2018