Hirnblutung & Co.
Time is brain – Versorgung bei Schlaganfall
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einem plötzlichen Nachlassen bzw. kompletten Verlust von Hirnfunktionen, entweder durch eine Gefäß Verstopfung, oder durch eine Hirnblutung – beides verursacht eine akute Mangelversorgung. Bei der Diagnostik von Schlaganfällen spielen radiologische Verfahren eine entscheidende Rolle, da vor allem die Dauer der weiteren Entscheidungsfindung wichtig ist.
Für einen Schlaganfall gibt es eine ganze Reihe an beeinflussbaren Risikofaktoren: So zählen Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin, Übergewicht und auch das Rauchen zu den Faktoren, denen man aktiv entgegenwirken kann. Männer haben grundsätzlich ein höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen und auch mit steigendem Alter kommt es zu einem deutlichen Anstieg des Risikos.
Schnelle Diagnose ist entscheidender Faktor
Dr. Johannes Trenkler, Leiter des Instituts für Radiologie an der oberösterreichischen Landes-Nervenklinik in Linz, nennt vor allem 4 Fragen, die gestellt werden müssen und die für das Überleben des Patienten und möglichst geringe Folgeschäden unabdingbar sind: „Liegt eine Hirnblutung vor? Besteht ein akuter Gefäßverschluss, der behandelt werden könnte? Ist bereits ein Hirninfarkt – also nicht mehr zu rettendes Gewebe – sichtbar? Ist noch zu rettendes Hirngewebe vorhanden?”.
Mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann man diese Fragen in kurzer Zeit beantworten. Die Untersuchungsdauer beläuft sich auf maximal 20 Minuten, wobei jene Modalität (CT oder MR) eingesetzt werden sollte, die am schnellsten verfügbar ist.
Therapie ebenfalls radiologisch gesteuert
Auch bei der Therapie von Schlaganfällen kommen radiologische Methoden seit über 20 Jahren standardmäßig zum Einsatz: mittels eines über die Leistenarterie eingebrachten Katheters, der unter angiographischer (Bildgebung der Gefäße) Kontrolle gesteuert wird, können verstopfte Gefäße mit lokal verabreichten Medikamenten wieder geöffnet werden.
„In den letzten Jahren hat sich das Behandlungsspektrum deutlich erweitert, wobei derzeit die mechanische Rekanalisation der verschlossenen Hirnarterien im Vordergrund steht. Hierbei wird das Blutgerinnsel entweder abgesaugt oder mit geeigneten Instrumenten herausgezogen”, so der Experte.
Aufgrund der ständigen Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der bildgebenden Diagnostik, insbesondere bei CT und MRT, erhofft man sich zukünftig noch genauere Einblicke in die Abläufe im Gehirn während eines Schlaganfalls – mit dem Ziel einer individuellen und maßgeschneiderten Therapie.
Je schneller, desto besser
Bei der Behandlung eines akuten Schlaganfalls wird zuerst einmal versucht mittels intravenöser Applikation das verstopfende Gerinnsel medikamentös aufzulösen; die besten Ergebnisse werden hierbei erzielt, wenn die Behandlung innerhalb eines Zeitfensters von maximal 4,5 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome geschieht.
Bei Verschlüssen von größeren Hirnarterien ist diese Strategie meistens nicht ausreichend, um eine rechtzeitige Öffnung der Gefäße zu erreichen. Es erfordert dann eine interventionelle Therapie, um eine rasche Rekanalisation der betroffenen Engstellen herbeizuführen und so die Überlebens- und Heilungschancen des Patienten zu erhöhen.
Laut Trenkler gilt „für beide Therapieformen allerdings das Prinzip ‚time is brain’, also je früher desto besser. Das beginnt schon beim Angehörigen oder dem Hausarzt und setzt sich über die Rettungskette bis in das Notfallmanagement der Klinik fort. Je früher ein Schlaganfallpatient behandelt werden kann, desto günstiger ist der klinische Verlauf”.
Quelle: European Society of Radiology
28.02.2011