Historisches Schwarz-Weiß-Foto von Prof. Karl Lennert neben einer Schultafel,...
Der Kieler Pathologe Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karl Lennert (*1921; †2012) ermöglichte mit seiner Kiel-Klassifikation ein neues Verständnis für Krebserkrankungen des Lymphsystems.

Bildquelle: Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

News • 50 Jahre Kiel-Klassifikation

Ein „Meilenstein der modernen Krebsforschung“

1974 ermöglichte der Kieler Pathologe Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karl Lennert mit seiner Kiel-Klassifikation ein neues Verständnis für Krebserkrankungen des Lymphsystems und fand damit weltweit Beachtung.

Am Freitag, 12. Juli, und Sonnabend, 13. Juli, wird das 50-jährige Bestehen der Kiel-Klassifikation mit einer Festveranstaltung und einem Symposium gefeiert. Gastgeberinnen sind die Klinik für Innere Medizin II und die Sektion Hämatopathologie und Lymphknotenregister des Instituts für Pathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel. 

Prof. Karl Lennert gilt als einer der bekanntesten Pathologen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde mit fünf Ehrendoktortiteln und zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. Er leitete das Institut für Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel von 1963 bis 1989. Im Sommer 1964 gründete er die erste spezialisierte Biobank in Deutschland, das Lymphknotenregister Kiel. Mit dem Register konnten Gewebeproben aus ganz Deutschland für die Diagnosestellung zusammengetragen und für die Forschung genutzt werden.

Das Lymphknotenregister Kiel war eine Erfolgsgeschichte, nicht nur als Geburtsstätte der Kieler Klassifikation, der ersten Lymphom-Klassifikation, die immunologische Erkenntnisse einbezog, sondern auch als Ausgangspunkt für die Karrieren einer ganzen Generation von Wissenschaftlern, die dieses Gebiet der Pathologie über Jahrzehnte geprägt haben und immer noch prägen

Wolfram Klapper

Anfang der 70er-Jahre entwickelten die Kieler Pathologen eine neue Sicht auf maligne Lymphome, was zu neuen Diagnosebegriffen und einer neuen Systematik dieser Krankheiten führte. Es wurde möglich, für jede Lymphomart eine spezielle Therapie zu entwickeln, was zu deutlich mehr Erfolgen führte. So setzte sich das funktionelle Konzept weltweit durch. Bis in die 90er-Jahre wurde die Kiel-Klassifikation in Europa und Asien genutzt. Auf ihrer Grundlage entstand die heute international gebräuchliche Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation. 

„Prof. Karl Lennert hat die Pathologie auf vielfältige Weise geprägt, die weit über sein wissenschaftliches Werk hinausgeht“, sagt Prof. Dr. Wolfram Klapper, Leiter der Sektion Hämatopathologie. „Das Lymphknotenregister Kiel war eine Erfolgsgeschichte, nicht nur als Geburtsstätte der Kieler Klassifikation, der ersten Lymphom-Klassifikation, die immunologische Erkenntnisse einbezog, sondern auch als Ausgangspunkt für die Karrieren einer ganzen Generation von Wissenschaftlern, die dieses Gebiet der Pathologie über Jahrzehnte geprägt haben und immer noch prägen.“ 

„Mit der Kiel-Klassifikation hat Karl Lennert einen Meilenstein der modernen Krebsforschung gelegt. Seine bedeutende Arbeit wird in Kiel weitergeführt“, sagt Prof. Dr. Claudia Baldus, Direktorin der Klinik für Innere Medizin II, Campus Kiel. 

Seit über 45 Jahren besteht in der Pathologie des Universitätsklinikums Kiel ein international bekanntes Diagnostikzentrum für hämatologische Erkrankungen, heute vertreten in der Sektion für Hämatopathologie und dem Lymphknotenregister Kiel. Im Karl-Lennert-Krebscentrum des UKSH arbeiten unter anderem in einer interdisziplinären Tumorambulanz Fachärzte verschiedener onkologischer Fachrichtungen zusammen, um für jede Tumorerkrankung ein individuelles und optimales Behandlungskonzept zu entwickeln und umzusetzen. 

Alle onkologisch tätigen Einrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck sind im Universitären Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH) zusammengeschlossen. In enger Zusammenarbeit bieten Experten onkologischen Patienten in Norddeutschland eine Krebsbehandlung auf internationalem Spitzenniveau und tragen durch zahlreiche Forschungstätigkeiten zum Fortschritt bei. 


Quelle: Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

11.07.2024

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