Bildquelle: Pathologisches Institut der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)
News • Test soll Chemo-Ansprechen vorhersagen
DLBCL-Lymphom: Forschung für bessere Therapie
Die Deutsche Krebshilfe fördert ein Verbundprojekt zur Prognose der B-Zell-Lymphom-Therapie mit rund 3,4 Millionen Euro. Federführend daran beteiligt ist der Würzburger Pathologe Andreas Rosenwald.
Mit etwa 6.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) die häufigste Lymphom-Art in Deutschland. Etwa zwei Drittel der Betroffenen können mit einer Chemotherapie vollständig geheilt werden; die restlichen 30% sprechen jedoch schlecht auf die Standardtherapie an und haben hohe Rückfallquoten. Diese Patientengruppe benötigt daher speziellere Therapieverfahren wie Immun- oder Stammzellbehandlungen. Forschende aus ganz Deutschland wollen nun eine Methode entwickeln, mit der Ärzte vorhersagen können, ob Erkrankte auf die vorgesehene Therapie ansprechen.
Bei Null anfangen müssen die Wissenschaftler zum Glück nicht: Der 2003 gegründete Forschungsverbund „Molecular Mechanisms in Malignant Lymphoma (MMML)“ konnte die Diagnose und die Behandlung von DLCBL-Patienten durch seine Arbeiten bereits maßgeblich verbessern. Doch die Frage, warum viele Patienten auf die Standardtherapie ansprechen, einige aber nicht, blieb bisher unbeantwortet. Aus diesem Grund hat der Verbund nun das Projekt „MMML-Predict“ initiiert, bei dem Wissenschaftler an neun universitären Standorten in Deutschland das Therapieansprechen untersuchen. Das Forschungsvorhaben wird von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) koordiniert.
Wenn wir in Zukunft sagen könnten: ‚Sie bekommen diese Immuntherapie schon von Anfang an und nicht erst nach erfolgloser Chemotherapie‘, dann würde das eine große Entlastung für den Patienten bedeuten
Lorenz Trümper
Auf Würzburger Seite ist Professor Andreas Rosenwald an dem Projekt beteiligt. Der Vorstand des Instituts für Pathologie der Universität Würzburg ist einer der drei Hauptantragsteller von „MMML-Predict“. Gemeinsam mit seinem Team aus Pathologen sowie Molekularbiologinnen wird Rosenwald die Diagnostik der Lymphomproben bundesweit koordinieren und einen Teil der genetischen Untersuchungen hier in Würzburg durchführen. „Wir hoffen, dass die tiefe genetische und molekulare Charakterisierung der Tumorzellen die Entwicklung eines Tests für die Routinediagnostik erlaubt, um in Zukunft das Ansprechen der Patienten auf die Standardtherapie besser vorhersagen zu können“, so Rosenwald.
Im Rahmen von „MMML-Predict“ will das Forschungsteam ein Register aufbauen, in das die klinischen Daten von 300 Patienten einfließen sollen. Anhand umfassender diagnostischer Tests charakterisieren die Wissenschaftler die Lymphome der Erkrankten vor und während der Behandlung. Begleitend halten sie fest, wie gut die Erkrankten auf die Standardtherapie ansprechen und ob sie einen Rückfall erleiden. Anhand dieser Daten wollen die Forschenden mithilfe von künstlicher Intelligenz herausfinden, welche diagnostischen Tests den Erfolg der Standardtherapie bereits im Vorfeld zuverlässig vorhersagen können.
Das Ziel des Konsortiums ist es, ein evidenzbasiertes und kostengünstiges Testverfahren in die Regelversorgung zu bringen. Es soll insbesondere kleinere Kliniken und niedergelassene Ärzte dabei unterstützen, diejenigen Patienten zu identifizieren, bei denen eine Standardtherapie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreicht. „Wir wissen, dass spezielle Immuntherapien wie CAR-T-Zell-Therapien in der Rezidivbehandlung sehr erfolgreich sein können“, erläutert Professor Dr. Lorenz Trümper, Vorstand des Ressorts Krankenversorgung der Universitätsmedizin Göttingen und Leiter des Konsortiums. „Wenn wir in Zukunft sagen könnten: ‚Sie bekommen diese Immuntherapie schon von Anfang an und nicht erst nach erfolgloser Chemotherapie‘, dann würde das eine große Entlastung für den Patienten bedeuten.“
„Mit den von ihr geförderten Forschungsprojekten verfolgt die Deutsche Krebshilfe vorrangig das Ziel, dass die dabei gewonnenen Erkenntnisse rasch den Patienten zugutekommen. Darauf ist auch das Projekt MMML-Predict ausgerichtet“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Das Vorhaben macht aber auch deutlich, wie relevant für einzelne Patientengruppen die Weiterentwicklung der personalisierten Medizin ist.“
Die Deutsche Krebshilfe fördert „MMML-Predict“ mit insgesamt 3,4 Millionen Euro über eine Laufzeit von fünf Jahren. Neben der Universitätsmedizin Göttingen sind wissenschaftliche Arbeitsgruppen der universitären Standorte Essen, Freiburg, Kiel, Leipzig, Regensburg, Ulm und Würzburg sowie das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart an dem Projekt beteiligt.
Quelle: Universitätsklinikum Würzburg
28.07.2024