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KI-Hilfe im OP? Ja – aber bitte unauffällig!
Künstliche Intelligenz (KI) kann Chirurgen bei wichtigen Entscheidungen helfen, wenn sie das auf unauffällige Weise tut. Forscher an der Carnegie Mellon University haben festgestellt, dass Fachkräfte eher auf den Rat von "unremarkable AI", also unauffälliger KI, hören.
"Beim Entscheidungsprozess in der Medizin ist vor allem die psychologische Komponente zu beachten. Fachärzte sind meistens der Meinung, sie brauchen keine Hilfe von Künstlicher Intelligenz und können das alles selber. Üblicherweise stimmt das auch. Es gibt aber Fälle, die besonders schwierig sind oder nicht allzu häufig vorkommen. Hier ist Künstliche Intelligenz als eine Zweitmeinung durchaus nützlich. Diese kann man berücksichtigen oder nicht, die Entscheidung liegt letztlich beim Menschen", sagt Klaus Juffernbruch, Professor für Gesundheits- und Sozialmanagement an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management.
Um zu testen, wann Chirurgen am ehesten auf Künstliche Intelligenz hören, hat das Forschungsteam ein "decision support tool" (DST) entwickelt. Diese Anwendung evaluiert, ob Herzpatienten für ein Kunstherz in Frage kommen. Kunstherzen helfen Patienten, die kein Implantat tragen können. Jedoch sterben viele Empfänger kurz nach der Operation. Das DST analysiert tausende von ähnlichen Fällen und berechnet die Wahrscheinlichkeit, ob der Patient von einem Kunstherz profitieren würde. Um das DST zu testen, wurde es in drei verschiedenen Krankenhäusern eingesetzt, die bereits Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz hatten. Dabei wurde darauf geachtet, die Ratschläge der Künstlichen Intelligenz möglichst unaufdringlich zu gestalten.
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Die Idee bei unauffälliger Künstlicher Intelligenz ist, dass man nicht über sie nachdenken muss und sie nicht im Weg ist
John Zimmerman
Die Forscher fanden heraus, dass die beste Zeit für Entscheidungshilfen des DST die Meetings zur Patientenevaluation sind, in die nicht nur der leitende Chirurg, sondern auch der Rest des Teams einbezogen wird. Diese Ratschläge wurden automatisch in die digitalen Präsentationen, die bei diesen Meetings verwendet werden, integriert. Laut Qian Yang, Programmiererin des DST, kamen diese Ratschläge besonders beim medizinischen Hilfspersonal gut an. Die leitenden Chirurgen zeigten sich skeptischer, aber wesentlich weniger ablehnend als bei früher eingesetzten Hilfs-Tools.
"Die Idee bei unauffälliger Künstlicher Intelligenz ist, dass man nicht über sie nachdenken muss und sie nicht im Weg ist. Elektrizität ist auch komplett unauffällig, bis man sie nicht mehr hat", sagt Forschungsleiter John Zimmerman. Den Forschern zufolge darf Künstliche Intelligenz nur unterstützend arbeiten und dem Menschen die Entscheidungen nicht abnehmen. Frühere Anwendungen hätten nur Befehle gegeben. Das Ziel sollte nicht sein, das menschliche Urteilsvermögen zu ersetzen, sondern Menschen übermenschliche Fähigkeiten zu geben.
Quelle: Carnegie Mellon University/pressetext
08.05.2019