Video • Frauenspezifische Krebsarten

Gebärmutterhalskrebs: Neuer Test erkennt Vorstufen Jahre im Voraus

Ein neu entwickelter Test erkennt frühe Krebsvorstufen am Gebärmutterhals. Dieses Verfahren funktioniert besser als derzeit verfügbare Methoden und erkennt die Veränderungen bereits Jahre vor der Krebsentstehung.

Entwickelt wurde der Test unter der Leitung von Martin Widschwendter, Professor für Krebsprävention und Screening an der Universität Innsbruck. Die in der Fachzeitschrift Genome Medicine veröffentlichte Studie berichtet über eine neue, sensiblere und aussagekräftigere Methode der Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung – den WID-CIN Test – mit der Krebsvorstufen des Gebärmutterhalses zuverlässig identifiziert oder vorhergesagt werden können. Aktuell besteht die Früherkennung des Gebärmutterhalskrebs in Österreich aus Untersuchung mikroskopischer Veränderungen der Zellen des Gebärmutterhalses. Der neue Test erkennt Krebsvorstufen jedoch bereits, wenn mikroskopisch noch keine Veränderungen sichtbar sind und könnte somit ein gezielteres Screening ermöglichen. Die Methode wurde von Martin Widschwendter, Professor für Krebsprävention und Screening an der Universität Innsbruck und dem University College London, seinem Team und Mitarbeitern des Karolinska Instituts in Stockholm entwickelt.

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Martin Widschwendter und Chiara Herzog vom EUTOPS Institut der Universität Innsbruck

Bildquelle: Universität Innsbruck

Die Studie ist Teil eines umfassenden Forschungsprogramms, in dessen Rahmen ein Screeningtest für alle frauenspezifischen Krebserkrankungen anhand einer einzelnen Probe entwickelt wird. Dieser Test soll anhand verschiedener molekularer Signaturen somit das künftige Risiko für vier Krebsarten, Brust-, Eierstock-, Gebärmutterkörper- und Gebärmutterhalskrebs, vorhersagen. „Die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs verursachende Humane Papilloma Viren (HPV) ist inzwischen weit verbreitet und führt zu Veränderungen in der Menge und den Typen des in der Bevölkerung zirkulierenden Virus. Im Gegenzug müssen die Ansätze zur Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge angepasst werden, damit die Programme weiterhin einen Nutzen bringen. Unsere Arbeit hat gezeigt, wie die Untersuchung einer Gebärmutterhalsprobe neben der Erkennung von Vorstufen des Gebärmutterhalses auch Informationen über das Risiko einer Frau für drei andere Krebsarten – Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs – liefern kann. Der Aufbau neuer, ganzheitlicher, risikovorhersagender Screening-Programme auf der Grundlage der bestehenden, effektiven Entnahme von Gebärmutterhalsproben bietet ein echtes Potenzial für die Krebsprävention der Zukunft“, sagt Prof. Widschwendter. 

Der neue WID-CIN Test ist Teil des überspannenden Tests und untersucht die DNA-Methylierung von Gebärmutterhalszellen. Bei der DNA-Methylierung handelt es sich um eine Veränderung des Erbguts, die von Umweltfaktoren beeinflusst werden kann. Diese teilt den Zellen mit, welche Teile des genetischen Codes sie ablesen sollen. Diese sogenannten epigenetischen Veränderungen können das Risiko für bestimmte Krankheiten wie Krebs erhöhen. Die Forscher wollen damit nicht nur die Vorstufen von Krebs erkennen, sondern auch zukünftiges Krebsrisiko vorhersagen. 

Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Hintergrundartikel (auf Englisch):

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Article • Prediction for breast, ovarian, cervical, and endometrial carcinoma

New test detects four women’s cancers from cervical screening samples

What if a test analysing cervical cells from a gynaecological swab could be used to detect four different female cancers at an early stage and also predict cancer risk over a healthy woman's lifetime? Researchers at the EUTOPS Institute in Innsbruck, Austria, are developing tests to do just that for breast, ovarian, cervical, and endometrial cancer detection.

In Österreich können sich aktuell Frauen jährlich einer Gebärmutterhalsuntersuchung unterziehen. Bei diesem Screening wird vom Gebärmutterhals mit einer weichen Bürste ein Zellabstrich entnommen. Die in der Probe enthaltenen Zellen werden unter dem Mikroskop auf Veränderungen untersucht, die unbehandelt zu Krebs führen können. Mit diesem Test („Zytologie“, für Zelluntersuchung), werden abnorme Zellen am Gebärmutterhals erkannt. Frauen mit Zellveränderungen werden zu Folgeuntersuchungen eingeladen und von einem Spezialisten mit einem Kolposkop, einem Instrument, das die Ansicht des Gebärmutterhalses vergrößert, genau untersucht. 

Gebärmutterhalskrebsvorbeugung ist eine historische Erfolgsgeschichte in der Präventionsmedizin

Chiara Herzog

Anders als in Österreich wird in anderen westlichen Ländern häufig zuerst ein Test auf das Gebärmutterhalskrebs verursachende Virus- das humane Papillomavirus (HPV) – durchgeführt. Bei positivem Ergebnis folgt dann eine Zytologie. „Gebärmutterhalskrebsvorbeugung ist eine historische Erfolgsgeschichte in der Präventionsmedizin“, erklärt Chiara Herzog: „Der Pap-Test hat bereits 1941 gezeigt, dass frühes Eingreifen Krebs verhindern kann. Unsere Tools zum Screening und Risikovorhersage werden seither immer besser. Der neuen WID Test ist genauer und erkennt Krebsvorstufen bereits bevor mikroskopische Veränderungen auftreten. Somit kann das Screening gezielter durchgeführt werden. Das ist eine gute Nachricht für die Gebärmutterhalskrebsvorbeugung und alle, die sich untersuchen lassen wollen.“

Falls Zellveränderungen (cervikale intraepitheliale Neoplasien – CIN) gefunden werden, wird der Grad der Veränderung bestimmt (1-3). Frühe Zellveränderungen (CIN1 und 2) bilden sich oft spontan zurück. Deswegen werden vorerst nur engmaschigere Untersuchungen durchgeführt, bis sich die Zellen wieder normalisiert haben oder eine Behandlung erforderlich ist. Bei hochgradigen Zellveränderungen (CIN3) werden bei betroffenen Frauen die veränderten Zellen mit einem Verfahren namens LLETZ ("Large loop excision of the transformation zone") entfernt, bei dem die abnormen Zellen entfernt werden, bevor sie sich zu einem invasiven Krebs entwickeln können. 

Der neu entwickelte WID-CIN Test übertraf die Zytologie und Ergebnisse deuten darauf hin, dass er auch andere neue, bereits verfügbare molekulare Tests zur Erkennung von Frauen mit CIN3 und Krebs an Genauigkeit übertrifft. Der WID-CIN Test stellt somit einen deutlichen Fortschritt in der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs dar. Insbesondere erkannte der Test mehr als die Hälfte der HPV-infizierten Frauen (55%), die aktuell noch gar keine sichtbaren Zellveränderungen hatten, aber bei denen sich innerhalb der folgenden vier Jahre eine ausgeprägte Krebsvorstufe (CIN3) entwickelte. Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher 1 254 Gebärmutterhals-Screening-Proben. Diese stammten aus dem Gebärmutterhals-Screening-Programm in der schwedischen Region Stockholm und wurden im Karolinksa Center for Cervical Cancer Elimination (Stockholm, Schweden) aufbewahrt. Die Proben stammten von Frauen mit Zellveränderungen von CIN1 bis CIN3, von Frauen mit HPV, aber ohne Zellveränderungen im Gebärmutterhals, und von Proben von Frauen ohne Zellveränderungen im Gebärmutterhals, die innerhalb von vier Jahren CIN3 entwickelten. 

Das Forschungsteam geht nun in die nächste Phase der Studie, in der es die neue Technologie an Screening-Proben von Frauen, die gegen HPV geimpft wurden, testen wird. Durch die HPV-Impfung gegen krebsverursachende Subtypen wird zwar das Vorkommen von Gebärmutterhalskrebs drastisch reduziert. Allerdings können auch andere Subtypen Krebs verursachen, welche nicht durch aktuelle Tests erkannt werden. Der neue WID-CIN Test erkennt Krebsvorstufen anhand krebsassoziierter epigenetischer Veränderungen und könnte somit HPV-typenübergreifend alle Krebsvorstufen erkennen. 


Quelle: Universität Innsbruck

23.10.2022

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