News • Neue Technik, neues Blut

Durchbruch bei der Herstellung von Blutzellen

Blut ist ein ganz besonderer Saft: Es erfüllt unterschiedliche Aufgaben, zum Beispiel transportieren rote Blutkörperchen Sauerstoff und weiße Blutkörperchen wehren Krankheitserreger ab. Bisher kann man Blut nicht künstlich in großem Maßstab herstellen, sondern nur durch Spenden generieren.

Quelle: Shutterstock/RomanenkoAlexey

Photo
In solchen Bioreaktoren stellten die MHH-Forscher die Blutzellen her.
Quelle: Nature Communications/Ackermann, Kempf et.al.,2018

Ein interdisziplinäres Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat nun eine neuartige Technik entwickelt: In Bioreaktoren können kontinuierlich unterschiedliche, reife Blutzellen nach Bedarf hergestellt und in einem wöchentlichen Rhythmus über einen Zeitraum von mehreren Monaten geerntet werden. „Unsere Technologie ist so effizient, dass wir die jetzigen Erkenntnisse in nur wenigen Schritten auf größere, noch effizientere Bioreaktoren übertragen können, um so Blutzellen im industriellen und qualitätskontrollierten Maßstab herzustellen“, sagt Privatdozent Dr. Nico Lachmann, MHH-Institut für Experimentelle Hämatologie, der gemeinsam mit Dr. Antje Munder, MHH-Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, die Forschungsarbeiten leitete. Das Team veröffentlichte seine Erkenntnisse in der angesehenen Fachzeitschrift Nature Communications. Die Erstautorenschaft der Publikation teilen sich Dr. Mania Ackermann, MHH-Institut für Experimentelle Hämatologie, und Dr. Henning Kempf, ehemaliger Mitarbeiter von Dr. Robert Zweigerdt, MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.

Dr. Robert Zweigerdt (von links), Dr. Mania Ackermann, Dr. Antje Munder und PD...
Dr. Robert Zweigerdt (von links), Dr. Mania Ackermann, Dr. Antje Munder und PD Dr. Nico Lachmann im Labor.

Quelle: MHH/Kaiser

Zur Herstellung der Blutzellen verwenden die Forscherinnen und Forscher menschliche sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen. Sie werden aus Körperzellen hergestellt und können in nahezu jede Zellart differenziert werden. Mit der neuen Technologie hat das Team zunächst Makrophagen hergestellt – also Blutzellen, die im Körper krankheitserregende Bakterien vernichten können. Diese Fresszellen wendeten sie dann erfolgreich als innovative Therapie in einem Tiermodell an: Eine durch Pseudomonas-Bakterien ausgelöste akute Lungeninfektion in Mäusen verlief sehr viel milder, wenn den Tieren zusätzlich Makrophagen verabreicht waren. 

Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren

Photo

News • Struktur entschlüsselt

Phagen - die neue Hoffnung im Kampf gegen resistente Bakterien

Im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen sind Phagen in den Fokus der Forschung geraten. Die bakterienfressenden Viren haben sich in Experimenten bereits als wirksam gegen multiresistente Bakterien erwiesen. Unbekannt ist jedoch, wie die kleinen Helfer auf atomarer Ebene aufgebaut sind. Forscher vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie in Berlin konnten jetzt eine neue Methode…

Das neue Herstellungsverfahren und die Makrophagen-basierte Therapie könnten bei zahlreichen bakteriellen Infektionen hilfreich sein

Mania Ackermann

Pseudomonas-Bakterien gehören laut neuesten Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation zu den zehn gefährlichsten Krankheitserregern, und sie stellen beispielsweise für Menschen mit der Erkrankung Mukoviszidose ein großes Problem dar. Auch für Patienten auf Intensivstationen sind multiresistente Pseudomonaden eine große Gefahr. Eine Makrophagen-Therapie könnte als Antibiotika-unabhängige Behandlung für diese Risikopatienten etabliert werden. „Aufgrund der Eigenschaften von Makrophagen, Bakterien zu bekämpfen, denken wir, dass das neue Herstellungsverfahren und die Makrophagen-basierte Therapie bei zahlreichen bakteriellen Infektionen hilfreich sein könnten und wir somit einen neuen therapeutischen Weg einschlagen können“, sagt Dr. Ackermann. 


Quelle: Medizinische Hochschule Hannover

15.12.2018

Verwandte Artikel

Photo

News • Basierend auf bildgebender Durchflusszytometrie

Neuer Schnelltest sagt schwere Covid-19-Verläufe voraus

Forschenden ist es gelungen, mithilfe der Anzahl und Struktur von Blutplättchen vorherzusagen, ob es zu einem schweren Corona-Verlauf kommen kann.

Photo

News • COVID-19-Antikörper im Visier

Corona-Forschung: groß angelegter Bluttest gestartet

Für eine Studie über das Coronavirus SARS-CoV-2 bittet das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) rund 5.000 Teilnehmende der „Rheinland Studie“ um einen Bluttest. Die…

Photo

News • Neues Verfahren

Schwere Virusinfektionen vor Stammzelltransplantation behandeln

Die Transplantation blutbildender Stammzellzellen eröffnet heutzutage zahlreichen Kindern und Jugendlichen, die unter einer malignen hämatologischen Erkrankung oder einer angeborenen Störungen der…

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren