Demenzerkrankungen bald vorhersehbar?
Alzheimer ist gekennzeichnet durch einen langsamen aber progressiven Verlauf, mit dem kognitive Symptome und Störungen der Sprache, der Konzentration und der Orientierung verbunden sind. Die Forschung befasst sich derzeit mit Methoden, wie man Demenzen schon vor Auftreten der ersten Symptome feststellen kann – hierzu dienen radiologische Verfahren, bei denen die Gehirnsubstanz unter die Lupe genommen wird.
Die häufigste Demenzform stellt die Alzheimer-Demenz dar (60–80%), gefolgt von der vaskulären Demenz (10–25%), die in Folge von Durchblutungsstörungen z.B. nach Schlaganfällen vorkommt, und der Demenz nach Lewykörperchen (7–25%), die in Verbindung mit der Parkinsonkrankheit auftritt.
Klare Risikogruppen für Demenzerkrankungen
Laut Professor Dr. Michael Schocke, leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor an der Universitätsklinik für Radiologie in Innsbruck, gibt es eine klare Risikogruppe für Demenzerkrankungen: „Das Alter stellt den größten Risikofaktor für eine demenzielle Erkrankung dar. Das Risiko an einer Demenz zu erkranken liegt bei der gesunden Bevölkerung über dem 65. Lebensjahr bei etwa 2% pro Jahr. Andere wichtige Faktoren sind beispielsweise kardiovaskuläre Erkrankungen, wie Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht, schwere Grunderkrankungen wie die Parkinson Erkrankung, sowie Rauchen, Fehlernährung und erhöhter Alkoholkonsum“.
Morbus Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz
Morbus Alzheimer unterscheidet sich von anderen Formen der Demenz vor allem dadurch, dass es sich um eine primär neurodegenerative Erkrankung handelt, die mit dem Verfall des Nervensystems einhergeht und nicht sekundär durch das Bestehen anderer Erkrankungen ausgelöst wird.
„Ganz typisch für die Demenz des Alzheimer-Typs ist auch eine Abnahme der grauen Hirnsubstanz und eine Ablagerung von Beta-Amyloid- und Tau-Proteinen im Gehirn, welches mittels radiologischen Untersuchungen nachgewiesen werden kann“, erklärt der Radiologe. Beta-Amyloid (auch ß-Amyloid), ist ein Protein, das zentrale Funktionen bei der Informationsverarbeitung im Gehirn einnimmt und im normalen Stoffwechsel kontinuierlich erzeugt wird. Ebenso wie beim Tau-Protein ist aber eine Ablagerung des Proteins höchst problematisch, da es in abgelagerter Form eine neurotoxische Wirkung hat.
Mittels radiologischer Methoden kann Demenz prognostiziert werden
Eine sehr gute Basisuntersuchung zur Abklärung von Demenzerkrankungen ist die Magnetresonanz-Tomographie (MRT). Bei der sogenannten „Voxel-basierten Morphometrie (VBM)“ werden dreidimensionale MR-Bilder des Gehirns auf eine einheitliche Größe gebracht und dann auf die Verteilung von grauer und weißer Gehirnsubstanz untersucht. Der Vorteil dieser Methode ist es, dass große Mengen an Aufnahmen nahezu automatisiert miteinander verglichen werden können. Die VBM ist dadurch in der Lage, spezifische Muster zu erkennen, die auf eine bevorstehende Demenzerkrankung hindeuten.
Eine weitere radiologische Untersuchungsmethode bei Demenzerkrankungen ist die sogenannte „Diffusionstensor-Bildgebung“, die mittels MRT die Bewegung von Wasserstoffprotonen im Gehirn verfolgt, deren Verhalten auf Grund der komplizierten Architektur der Nervenfasern grundsätzlich eingeschränkt ist. Falls Nervenzellen aber durch neurodegenerative Erkrankungen geschädigt sind, kommt es zu einem charakteristischen Fremdverhalten dieser Protonen. Auch Eisenablagerungen, die mit verschiedenen Formen von Neurodegeneration assoziiert werden, können mit diesem Verfahren nachgewiesen werden.
Vorsorge der Zukunft durch PET?
Intensiv geforscht wird zurzeit an den Möglichkeiten der molekularen Bildgebung, mit Hilfe derer es möglich ist, Ablagerungen von ß-Alymoid im Gehirn festzustellen und ein Demenzrisiko bereits im Vorfeld zu prognostizieren. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass sich mittels PET (Positronen-Emissions-Tomographie), einem radiologischen Verfahren, welches durch radioaktive Marker die Funktionsweise von Organen aufzeigt, die Ablagerungen im Gehirn aufspüren lassen.
„Für eine Vorsorge mittels PET-Scan stehen aber in Österreich noch zu wenige Geräte zur Verfügung“, so der Experte.
Früherkennung durch MRT realistisch
Für eine Alzheimer Vorsorge mittels MRT, die sich an der Ablagerung von Eisen im Gehirn orientiert, sieht Schocke schon in naher Zukunft eine Verwendung im medizinischen Alltag: „Es wird ein Ziel sein, sichere bildgebende Marker zu finden, die einen Verlauf bzw. eine spätere Konversion in einen Alzheimer voraussagen können. Es gibt schon eine recht hohe Dichte von MRT-Geräten in Österreich, mit steigender Tendenz. Die Forschung wird sich in den nächsten Jahren hauptsächlich damit beschäftigen, präklinische Stadien der Alzheimer Erkrankung besser abzuklären“.
Quelle: European Society of Radiology
28.02.2011