Mobiler CT-Scan auf dem Oktoberfest

Bildquelle: Bert Woodward/LMU Klinikum

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"Wiesn-CT" hilft bei Notfällen auf dem Oktoberfest

Radiologen des LMU Klinikums nehmen die Befundung vor

Der Computertomograph (CT) auf dem Münchner Oktoberfest war 2022 als Weltneuheit erstmals im Einsatz. Betrieben wurde er von Ärzten und den technischen Assistenten des LMU Klinikums in Zusammenarbeit mit der Aicher Ambulanz und Siemens Healthineers. 205 Patienten wurden im letzten Jahr vor Ort im CT zur Abklärung einer Hirnblutung oder einer Fraktur untersucht. Die wissenschaftliche Auswertung der Versorgungsqualität wurde jetzt in einem Beitrag im New England Journal of Medicine veröffentlicht

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Dr. Wilhelm Flatz, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU Klinikums

Bildquelle: Bert Woodward/LMU Klinikum 

Ob das einzige mobile Volksfest-CT der Welt den erhofften Nutzen brachte, analysierte das Team des LMU Klinikums nach der Wiesn 2022 anhand der gesammelten, anonymisierten Daten gemeinsam mit den Leitern des Rettungsdienstes in München, Prof. Viktoria Bogner-Flatz und Dr. Dominik Hinzmann. Obwohl das Oktoberfest im letzten Jahr vergleichsweise eher schwach besucht war, kam das CT bei 205 Patienten mit milden Traumata zum Einsatz – offensichtlich schwer verletzte Menschen wurden sofort in eine Notaufnahme transportiert. Bei den 205 untersuchten Patienten wurden elf Hirnblutungen und 23 Brüche im Gesicht diagnostiziert. Basierend auf den CT-Befunden wurden insgesamt 17 mit dem Rettungswagen in eine Notaufnahme gebracht, die anderen konnten auf der Wiesn-Wache ambulant weiterbetreut werden. Verglichen mit den Jahren 2015 bzw. 2019 hat der Einsatz des CT auf der Wiesn die Zahl der Rettungsfahrten erheblich reduziert. 

„Wir entlasten Rettungsdienste und Notaufnahmen und haben 2022 den Kollaps des Systems verhindert, das durch die Corona-Pandemie noch erheblich unter Druck stand“, kommentiert Dr. Wilhelm Flatz, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Radiologie: „Das hilft indirekt auch den Münchner Bürgern, weil es nicht zu überlasteten Notaufnahmen kommt und der Betrieb im Rettungswesen reibungslos weiterlaufen kann.“

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Computertomographie (CT)

Seit ihrer Einführung in den 1970er-Jahren ist die Computertomographie eine tragende Säule der Radiologie. Ihre überlagerungsfreie Darstellung von Körperstrukturen und die schnelle Verfügbarkeit der Bilder macht die CT unverzichtbar bei der diagnostischen Abklärung zahlreicher Erkrankungen, insbesondere in der Notfallmedizin.

„Bei der Auswertung der im CT erstellten Bilder setzten wir Künstliche Intelligenz ein“, erklärt Prof. Clemens Cyran, geschäftsführender Oberarzt der Radiologie: „Die CT-Befundung durch unsere Ärzte wird durch einen KI-Algorithmus unterstützt, der auf CT-Bildern Blutungen im Kopf automatisiert entdecken kann.“ Cyran betont, dass die Untersuchungen auch in diesem Jahr wieder vor Ort von Medizinisch-Technischen Assistenten des Klinikums durchgeführt und von Radiologen ausgewertet werden, die ebenfalls in der Sanitätswache des Oktoberfestes vor Ort sind – und das schnell und zuverlässig. 

„Das Wiesn-CT“, sagt Cyran weiter, „ist eine absolut logische Ergänzung der Wiesn-Ambulanz. Die medizinische Versorgung dort geschieht auf höchstem Niveau und da gehört eine moderne Diagnostik einfach dazu. So bekommen alle Verletzten ein Höchstmaß an medizinischer Kompetenz.“ Auch in diesem Jahr steht der Computertomograph wieder auf dem Oktoberfest bei der Wiesn-Ambulanz zur Verfügung. 


Quelle: LMU Klinikum

18.09.2023

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