Primäres ZNS-Lymphom

News • Nichtinvasive Alternative zu MRT

Tumor-DNA sagt Rückfallrisiko beim ZNS-Lymphom voraus

Das Ansprechen eines Lymphoms des zentralen Nervensystems auf eine Therapie wird bislang mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht, erlaubt jedoch keine verlässliche Unterscheidung zwischen kleinsten Resten von vitalem Tumorgewebe und Tumor-freiem Narbengewebe.

Als Vorhersageinstrument für das Behandlungsergebnis ist das MRT somit unzureichend geeignet. Wissenschaftler der Universitätsmedizin Köln haben daher untersucht, ob durch hochauflösende Sequenzierung zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) in Plasma- und Liquorproben ein Vorhersagemodell für das Rückfallrisiko bei Patienten mit Lymphomen des zentralen Nervensystems entwickelt werden kann. In ihrer Studie haben sie tumorspezifische Mutationen in der aus Plasma gewonnenen ctDNA vor, während und unmittelbar nach Abschluss der Therapie analysiert und daraus einen prognostischen Index entwickelt. Dieser enthält neben klinischen auch molekulare Risikofaktoren wie zum Beispiel die aus dem peripheren Blut bestimmbare minimale Resterkrankung. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Blood“ veröffentlicht

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Dr. Jan-Michael Heger

Bildquelle: UK Köln; Foto: Michael Wodak

Im Rahmen der Studie wurde eine hochauflösende Sequenzierung von ctDNA an 146 Plasma- und Liquorproben von 67 Patienten mit einem Lymphom des zentralen Nervensystems (CNSL) angewandt. Erstautor der Studie, Dr. Jan-Michel Heger, Arzt in der Klinik I für Innere Medizin und Koordinator des Zentrums für Hämatologische Neoplasien im Centrum für Integrierte Onkologie an der Uniklinik Köln zum Ziel der Studie: „Wir wollten zum einen herausfinden, ob die Sequenzierung von aus Plasma gewonnener zirkulierender Tumor-DNA bei Patienten mit CNSL machbar ist und ob wir daraus einen Biomarker zur Bestimmung minimaler Resterkrankung entwickeln können. Beides ist gelungen und wir haben darüber hinaus ein vollständig nicht-invasives dynamisches Risikomodell entwickelt, das klinische und molekulare Merkmale des CNSL berücksichtigt.“ 

Grundlage für den Erfolg war der Nachweis der Mutationen in der ctDNA des Plasmas, die von der Erkrankung herrührten und die eine hohe Übereinstimmung mit dem Liquor und Tumorgewebe aufwiesen. Auf dieser Basis entwickelte das Kölner Team einen neuen Biomarker beim CNSL: die periphere Resterkrankung (PRD). Das Fortbestehen der PRD während und unmittelbar nach Abschluss der Behandlung war hochgradig aussagefähig für die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls.

portrait of Sven Borchmann
Dr. Sven Borchmann

Bildquelle: UK Köln; Foto: Michael Wodak

Schließlich kombinierten sie diesen neuen Biomarker mit etablierten klinischen Risikofaktoren und entwickelten ein Modell zur Vorhersage der Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall bei Patienten mit CNSL: der molekulare prognostische Index für CNSL (MOP-C). MOP-C unterscheidet drei Risikogruppen (niedrig, intermediär, hoch) und erweist sich als hochgradig prädiktiv für das Risiko eines Rückfalls bei Patienten mit CNSL (Hazard Ratio für Rückfall oder Tod durch das CNSL pro Risikogruppe 6,60; 95% Konfidenzintervall 3,12-13,97; p < 0,0001). 

Der Letztautor der Studie, Dr. Dr. Sven Borchmann, Arzt und Leiter der Arbeitsgruppe für Translationale Tumorgenetik und Immuntherapie in der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln, ordnet die Ergebnisse hinsichtlich ihrer Bedeutung für die klinische Praxis ein: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Rolle der ctDNA-Sequenzierung bei CNSL. MOP-C hat das Potenzial, den derzeitigen Standard der klinischen Risikostratifizierung und der radiologischen Beurteilung des Ansprechens zu verbessern und letztlich den Weg für eine individualisierte Behandlung von Patienten mit CNSL zu ebnen.“ 


Quelle: Universitätsklinikum Köln

03.01.2024

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