Artikel • Lymphknoten

Small Parts – der Pathologe bestimmt die Musik

"Bei der ultraschallgezielten Probengewinnung aus Lymphknoten und sonstigen Small Parts ist die Zusammenarbeit mit der Abteilung für Pathologie essenziell“, unterstreicht Dr. Stefan Meng, Facharzt im Zentralröntgeninstitut des Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spitals/Sozialmedizinisches Zentrum Süd:

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Dr. Stefan Meng ist stellvertretender Bereichsleiter Ultraschall im Zentralröntgeninstitut des Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spitals/Sozialmedizinisches Zentrum Süd.

„Welche Art von Probe gebraucht wird, unterscheidet sich von Krankenhaus zu Krankenhaus. Für manche Pathologien ist eine Feinnadelaspiration ausreichend, für andere ist dazu ein Stanzzylinder aus dem Lymphknoten oder der gesamte Lymphknoten vonnöten.“ Bevor man also ultraschallgezielt Proben entnehme, müsse man mit den Pathologen Rücksprache halten, rät Meng: „Am besten, man hat konstante Ansprechpartner: für die Lymphknoten immer denselben Pathologen, für die Speicheldrüse auch immer denselben Pathologen.“

Bei einer Lymphknotenschwellung unbekannter Genese gibt es also je nach den Vorlieben der Pathologie drei diagnostische Möglichkeiten. Die Lymphknotenentfernung ist ein chirurgischer Eingriff, aber bei den beiden anderen kommt der Radiologe zum Einsatz: Bei der Feinnadelaspiration wird unter Ultraschallbeobachtung mit einer feinen Nadel in den Lymphknoten hineingestochen und eine Probe angesaugt, beim Stanzen wird mit einer anderen Nadel ebenfalls unter Ultraschallbeobachtung ein zylindrisches Gewebsstück herausgezwickt. „Es handelt sich um sehr unterschiedliche Techniken, die eine andere Hardware, also andere Nadeln und Biopsiekits, erfordern“, erläutert Meng. Anhand der Probe kann in der Pathologie festgestellt werden, ob die Ursache der Lymphknotenschwellung eine chronische Infektion oder eine Krebserkrankung (zum Beispiel Lymphom, Plattenepithelkarzinom) ist. Bei TBC oder granulomatösen Veränderungen der Lymphknoten muss mit der Abteilung für Pathologie auch abgeklärt werden, ob die Präparate formalinfixiert oder trocken sein sollen und ob noch eine zusätzliche bakteriologische Probe entnommen werden soll.

Neuroendokrines Karzinom der Parotis; in der unteren Bildhälfte sieht man bei...
Neuroendokrines Karzinom der Parotis; in der unteren Bildhälfte sieht man bei circa 2 Uhr die Nadel zur Probengewinnung in den Herd eintreten.
mit freundlicher Genehmigung Dr. Meng, KFJ-Spital.
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Lymphknotenmetastase eines Plattenepithelkarzinoms aus dem HNO-Bereich. Die Abbildung zeigt die Kontrastmittelanfärbung des Lymphknotens mit einzelnen Arealen ohne Enhancement im Sinne von kleinen intranodalen Nekrosen. Der helle Punkt der rechten Bildhälfte ist die Arteria carotis communis.
Quelle: mit freundlicher Genehmigung Dr. Meng, KFJ-Spital.

Unter den Small Parts ist die Speicheldrüse die wichtigste. Was die Biopsie der Speicheldrüse anbelangt, gibt es Auffassungsunterschiede, was die Gefahr des Seedings betrifft. So befürchten viele, dass im Zuge einer Punktion Tumorzellen aus dem ursprünglichen Tumorverband herausgerissen und vertragen werden könnten, mit der Folge, dass sich dort ein Zweittumor entwickelt. So wurde konkret beim pleomorphen Adenom, einem gutartigen Tumor, der in seltenen Fällen bösartig werden kann, Seeding als Folge von einer Biopsie beschrieben. „Im Gesicht ist das eine Katastrophe“, weiß Meng. Allerdings hält er die Gefahr des Seedings in diesem Zusammenhang für überschätzt: „Die derzeitige Literatur sagt, dass das Seeding-Risiko insgesamt sehr gering ist. Die Langzeitergebnisse von mittlerweile mehr als zehn Jahren belegen, dass es bei entsprechender Technik – dünne Nadeln und Stanze – nicht zu einem Vertragen von Tumorzellen kommt. Meiner Meinung nach ist die Angst unbegründet.“

Bei der Diagnose von Lymphknoten- und Speicheldrüsenschwellungen können unter Umständen Ultraschallkontrastmittel eingesetzt werden, um im Vorfeld nekrotische Areale zu detektieren. „Ein nekrotisches Areal zu biopsieren bringt nichts“, weiß Meng. Neben der Speicheldrüse gehören auch Raumforderungen unbekannter Herkunft und Flüssigkeitsansammlungen (zum Beispiel Abszesse, Hämatome) zu den Small Parts. Auch diese werden unter Ultraschallkontrolle biopsiert. Bei Verdacht auf ein Sarkom besteht tatsächlich die Gefahr von Seeding, wie Meng warnt. Sofern nämlich dieser bösartige, metastasierende Tumor diagnostiziert wird, muss im Fall einer Operation der gesamte Weg, den die Biopsienadel gegangen ist, chirurgisch mitentfernt werden. „Wenn sich der Operateur und der Radiologe, der die Biopsie vorgenommen hat, nicht ganz genau absprechen, dann können Tumorzellen im Gewebe zurückbleiben und das Sarkom wächst dort wieder heran“, betont Meng.


Profil:
Dr. Stefan Meng ist stellvertretender Bereichsleiter Ultraschall im Zentralröntgeninstitut des Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spitals/Sozialmedizinisches Zentrum Süd. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit liegen auf den Gebieten Ultraschall, neuromuskuläres System und Anatomie. Der in Wien geborene Radiologe, der in seiner Heimatstadt studierte und seine Facharztausbildung im Kaiser-Franz-Josef-Spital absolvierte, ist auch Vortragender und Tutor in verschiedenen postgraduellen Ultraschallkursen über Abdomen, Kopf/Hals, Gefäße, Nerven, Bewegungsapparat. Meng ist auch stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Kopf/Hals der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM) und Reviewer für Fachzeitschriften.

Veranstaltung
Raum: A Sertig
Mittwoch, 23.09.2015, 16:00 Uhr
Lymphknoten und sonstige Small Parts
Stefan Meng, Österreich
Session: Anwenderseminar Interventionen

22.09.2015

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