Ein Chirurgie-Team führt eine roboter-assistierte Operation durch
Roboterassistierte Nierenoperationen am Universitätsklinikum Jena

Bildquelle: UKJ; Foto: Heiko Hellmann

News • Studie vergleicht Operationsmethoden

Nierentumor-OP: Immer mehr Patienten setzen auf den Roboter

Die roboterassistierte Entfernung von Nierentumoren führt zu weniger negativen OP-Folgen und beeinträchtigt die Lebensqualität nicht so stark wie die offene Operation.

Eine eindeutige Überlegenheit der minimalinvasiven Operationsmethode konnte das Studienteam der Unikliniken Jena und Tübingen in seiner randomisierten multizentrischen Vergleichsstudie jedoch nicht belegen – nicht zuletzt, weil die Studienteilnehmenden sich gegen die offene Operation entschieden. Die Erkenntnisse wurden jetzt im Fachjournal Annals of Oncology veröffentlicht

Nierenkrebs wird in Deutschland bei jährlich etwa 14.000 Menschen festgestellt – zum Glück meist in einem frühen Stadium. Bei der Behandlung spielt die operative Entfernung des Tumorgewebes die zentrale Rolle. Auch wenn die gesunde zweite Niere die Organfunktion übernehmen kann, wird möglichst nur der vom Krebs betroffene Teil der Niere entfernt. Die Operation kann offen über einen längeren Schnitt oder laparoskopisch mit mehreren nur kleinen Schnitten durchgeführt werden. Für diese minimalinvasive Methode werden immer häufiger Operationsroboter eingesetzt.

Die bereits im Vorfeld angenommenen Vorteile der roboterassistierten partiellen Nephrektomie in Bezug auf Regeneration, Lebensqualität und Schmerz nach der Operation [konnten] eindrücklich gezeigt werden

Marc-Oliver Grimm

„Aufgrund von retrospektiven Untersuchungen war anzunehmen, dass roboterassistierte Eingriffe weniger belastend sind und sich die Patienten schneller erholen,“ so Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Jena. „Das wollten wir bei Nierentumoren, die wegen ihrer Größe bzw. Lage als eher schwierig zu operieren eingestuft wurden, in einer prospektiven Studie nachweisen und verglichen die roboterassistierte mit der offenen Operation.“ Gemeinsam mit Partnern in Tübingen erfasste das Forschungsteam an insgesamt zwölf Studienzentren in Deutschland Komplikationen des Eingriffs sowie u.a. onkologische Sicherheit, Erhalt der Nierenfunktion, Schmerz und befragten die Operierten nach ihrer Lebensqualität bis ein Jahr nach der Operation. 

Nach der Studienplanung sollten je 300 Patienten mit einem Nierentumor mittlerer oder hoher Komplexität, der organerhaltend entfernt werden konnte, nach der offenen Methode bzw. roboterassistiert operiert werden. Die Zuordnung zu den beiden Studiengruppen erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Weil viele für eine offene Operation vorgesehene Teilnehmende sich letztlich doch für den Robotereingriff entschieden, musste die Studie nach 117 roboterassistierten und 90 offenen Operationen vorzeitig beendet werden. 

Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse bestätigen die Entscheidung der Patienten: Beide Operationsarten konnten das Tumorgewebe erfolgreich entfernen und die Nierenfunktion gleich gut erhalten. Obwohl der roboterassistierte Eingriff länger dauert als der offene, erholten sich die Patienten schneller. Nach der roboterassistierten OP waren die Patienten eher wieder mobil und konnten die Klinik etwa einen Tag früher wieder verlassen. Im Vergleich zur offenen Operation berichteten die Patienten trotz geringerem Schmerzmittelverbrauch über weniger Schmerzen. 

Marc-Oliver Grimm: „Leider reichte die Patientenzahl nicht aus, um den Unterschied in der Komplikationsrate statistisch signifikant nachzuweisen. Trotzdem konnten die bereits im Vorfeld angenommenen Vorteile der roboterassistierten partiellen Nephrektomie in Bezug auf Regeneration, Lebensqualität und Schmerz nach der Operation eindrücklich gezeigt werden.“ 


Quelle: Universitätsklinikum Jena

08.05.2025

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