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Moderne OP-Techniken verbessern Überleben bei Aortendissektion
Wenn die innere Gefäßwand der Hauptschlagader einreißt und sich zwischen den inneren Gefäßwänden Blut ansammelt, sprechen die Ärzte von einer lebensbedrohlichen Aortendissektion. Die Symptome des Patienten gleichen dem eines Schlaganfalls und die Sterblichkeit liegt bei ein bis zwei Prozent pro Stunde.
„Neben der schnellen und richtigen Diagnostik ist die richtige OP-Technik für den Behandlungserfolg entscheidend“, weiß PD Dr. Frank Harig, Oberarzt der Herzchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) des Universitätsklinikums Erlangen. Über zehn Jahre lang erforschte er optimale Therapien und publizierte seine Ergebnisse jetzt im „International Journal of Surgery & Surgical Techniques“. Hauptsymptome einer Aortendissektion sind ein heftiger messerstichartiger Rückenschmerz – oft nach akuter Belastung wie Schneeschaufeln oder Holzhacken –, ein Kreislaufkollaps oder neurologische Störungen vielfältiger Art. Die Symptome ähneln denen eines Schlaganfalls, z. B. die halbseitige Lähmung. „Insbesondere diese neurologischen Symptome waren der Anlass, genauere Studien über optimierte OP-Techniken durchzuführen“, sagt Dr. Harig.
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Aortendissektion - die unterschätzte Gefahr
Wahrscheinlich doppelt so viele Menschen wie bisher angenommen erkranken an einer akut lebensbedrohlichen Aortendissektion. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt veröffentlichte Studie des Deutschen Herzzentrums Berlin (DHZB).
Ambulanzärzte sollten auch an eine Beteiligung der Hauptschlagader denken, falls ein Patient mit sehr heftigen, plötzlich einsetzenden Rückenschmerzen zu ihnen kommt
Frank Harig
Der Erlanger Herzchirurg konnte zeigen, dass in bis zu jedem vierten Fall auch die Halsschlagadern von der Aortendissektion betroffen sind, sodass die Durchblutung des Gehirns vermindert ist. Das Resultat: Vor der Operation treten bereits in elf Prozent der Fälle neurologische Störungen auf, davon sind acht Prozent Halbseitenlähmungen. Männer sind 2,1-fach häufiger betroffen als Frauen. Von diesen voroperativen Ausfällen sind dank optimierter OP-Techniken 33 Prozent umkehrbar. Die Häufigkeit nachoperativer Störungen konnte um 50 Prozent vermindert werden, sodass im Laufe der vergangenen Jahre nur noch bei ca. zehn Prozent der Patienten bleibende neurologische Störungen zu beobachten waren.
Zu den genannten OP-Techniken zählt neben speziellen Kanülierungstechniken für die hirnzuführenden Arterien (selektiv antegrade Hirnperfusion) auch die Überwachung der Sauerstoffsättigung spezieller Gehirnabschnitte (Lobus frontalis) sowie eine milde Herabsenkung der Körpertemperatur (Hypothermie). Ohne Operation versterben die meisten Patienten (ca. 60 Prozent) innerhalb von zwei Tagen – 33 Prozent aufgrund eines Gefäßrisses, 15 Prozent wegen neurologischer Schäden und zwölf Prozent wegen Durchblutungsstörungen des Darms oder der Nieren. Bei acht Prozent kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel.
Mit Operation konnten die Überlebenschancen erheblich verbessert werden – von 70 auf aktuell 85 Prozent. Das Resümee von Dr. Harig: „Auch in Zukunft wird es darauf ankommen, dass der Patient so schnell wie möglich einen Arzt aufsucht, der dann rasch – meistens mittels Computertomografie – die richtige Diagnose stellt. Ambulanzärzte, egal ob Neurologen, Orthopäden oder andere Fachrichtungen, sollten auch an eine Beteiligung der Hauptschlagader denken, falls ein Patient mit sehr heftigen, plötzlich einsetzenden Rückenschmerzen zu ihnen kommt.“
Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
01.02.2019