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Bildquelle: Andrew Khoroshavin auf Pixabay

News • Weniger Einkommen, weniger Hirnvolumen

Lassen Geldsorgen unser Gehirn schrumpfen?

Herrscht Ebbe im Portemonnaie, wirkt sich das offenbar auch auf unsere Hirngesundheit aus: Junge Erwachsene, die beim Jahreseinkommen einen Einbruch von 25 Prozent oder mehr erleiden, könnten laut einer Studie der Columbia Mailman School of Public Health in mittlerem Alter über ein erhöhtes Risiko von Problemen beim Denken und eine verringerte Gesundheit des Gehirns verfügen.

Das ist laut den Experten auch auf ein abnehmendes Gehirnvolumen zurückzuführen. Details wurden jetzt im Journal "Neurology" veröffentlicht.

Laut Seniorautorin Adina Zeki Al Hazzouri befindet sich die Einkommensvolatilität seit den frühen 1980er-Jahren auf einem Rekordniveau. Es gebe heute immer mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass dieser Trend tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Für die aktuelle Untersuchung haben die Forscher in den USA Studienteilnehmer über mehr als 30 Jahre begleitet. In diesen Zeitraum fiel auch die US-Rezession in den späten 2000er-Jahren, die bei vielen Menschen zu einer zunehmenden finanziellen Instabilität führte.

"Unsere Studienergebnisse belegen, dass eine erhöhte Einkommensvolatilität während der Spitzenverdienstjahre zu einer Verschlechterung des Alterungsprozesses des Gehirns in der Lebensmitte führen kann", so die Forscherin. Für die Studie wurden die Daten von 3.287 Personen teilausgewertet, die zu Beginn der Untersuchung zwischen 23 und 35 Jahren alt waren. Es handelte sich dabei um Teilnehmer der Studie "Coronary Artery Risk Development in Young Adults" (CARDIA) sowie um ein ethnisch diverses Sample.

Die Teilnehmer berichteten ihr Jahreseinkommen vor Steuern 20 Jahre lang alle drei bis fünf Jahre. Der Beobachtungszeitraum reichte von 1990 bis 2010. Die Forscher haben für jede teilnehmende Person sowohl analysiert, wie häufig das Einkommen zurückging als auch den entsprechenden Prozentsatz. Ausgehend von der Anzahl der Einbrüche des Einkommens entfielen die Teilnehmer auf drei Gruppen: 1.780 Personen, die keine Einkommensverluste zu verzeichnen hatten; 1.108 Menschen, die im Vergleich zum zuvor angegebenen Einkommen einen Rückgang von 25 oder mehr Prozent hinnehmen mussten; sowie 399 Personen waren von zwei oder mehr dieser Einkommenseinbußen betroffen.

Die Forschungsteilnehmer haben immer wieder Denk- und Gedächtnistests durchgeführt. Bei einem Test ging es um die Paarung der Zahlen 1 bis 9 mit Symbolen. Die Studienteilnehmer erhielten eine Liste mit Zahlen und mussten die entsprechenden Symbole niederschreiben. Personen mit zwei oder mehr Einbrüchen beim Einkommen schnitten dabei schlechter ab als jene, die diese Erfahrung nie gemacht hatten. Durchschnittlich schnitten sie um 3,74 Punkte oder 2,8 Prozent schlechter ab.

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Laut Erstautorin Leslie Grasset vom Inserm Research Center ist diese schlechte Leistung ausgeprägter als sie normalerweise auf ein Jahr der Alterung zurückzuführen ist. Ein Jahr würde im Schnitt nur 0,71 Punkten oder 0,53 Prozent entsprechen. Teilnehmer mit weiteren Einbrüchen beim Jahreseinkommen schnitten auch bei der für die Lösung der Aufgaben benötigten Zeit deutlich schlechter ab. Diese Ergebnisse veränderten sich auch nicht, nachdem die Forscher Faktoren berücksichtigten, die diese Fähigkeiten beeinflussen können. Dazu gehören Bluthochdruck, Bildungsgrad, Sportlichkeit und Rauchen.

Beim verbalen Gedächtnis konnte zwischen den beiden Gruppen kein Unterschied festgestellt werden. Bei 707 Studienteilnehmern wurde zusätzlich ein Gehirn-Scan mittels Magnetresonanztomografie durchgeführt. Diese Untersuchung fand zu Beginn der Studienlaufzeit und 20 Jahre später erneut statt. Ziel war es, das gesamte Gehirnvolumen sowie die Volumina verschiedener Bereiche des Gehirns zu ermitteln.

Der Vergleich von Personen ohne Einkommenseinbußen mit jenen, die zwei Mal oder öfter betroffen waren, hat ergeben, dass diese Personengruppe über ein geringeres Hirnvolumen verfügte. Zusätzlich war auch die Konnektivität des Gehirns in Mitleidenschaft gezogen worden. Das bedeutet konkret, dass weniger Verbindungen zwischen verschiedenen Bereichen des Hirns nachgewiesen werden konnten.

Laut den Forschern dürfte es mehrere Erklärungen für dieses Phänomen geben. Dazu gehört auch, dass Personen mit einem geringen oder unsicheren Einkommen über einen eingeschränkten Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung haben. Die Folge können eine schlechtere medizinische Versorgung bei Erkrankungen wie Diabetes oder ein schlechterer Umgang mit ungesunden Verhaltensweisen wie Rauchen und Trinken 


Quelle: Columbia Mailman School of Public Health/Inserm/pressetext

10.10.2019

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