Bildquelle: Rice University; Foto: Jeff Fitlow
News • Vielversprechender Ansatz
Implantierbare 'Medikamentenfabrik' gegen Krebs
Bioingenieure der Rice University haben Eierstock- und Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium bei Mäusen in nur sechs Tagen mit einer neuartigen Behandlung erfolgreich bekämpft.
Zum Einsatz sind implantierbare "Medikamentenfabriken" von der Größe eines Stecknadelkopfes gekommen, die kontinuierlich hohe Dosen von Interleukin-2 ausstoßen. Das ist eine natürliche Verbindung, die weiße Blutkörperchen aktiviert, sodass sie Krebszellen angreifen und zerstören. Die medikamentenproduzierenden Kügelchen werden mit minimal-invasiver Chirurgie implantiert.
Die Wissenschaftler stellen ihre Erkenntnisse im Fachjournal Science Advances vor.
Laut Omid Veiseh, Assistenzprofessor für Bioingenieurwesen, könnten klinische Studien am Menschen bereits in diesem Herbst beginnen. Es geht so schnell, weil er gemeinsam mit seiner Doktorandin Amanda Nash ausschließlich Materialien einsetzt, die sich zuvor bereits als sicher für die Anwendung beim Menschen erwiesen haben. "Wir verabreichen das Präparat nur einmal. Dann produzieren die Medikamentenfabriken genau die Mengen an Interleukin-2, die nötig sind, um den Tumor auszurotten", so Veiseh. Die Erfolgsquote lag bei Eierstockkrebs bei 100, bei Darmkrebs bei fast 90 Prozent. An Eierstockkrebs erkranken in Deutschland jährlich etwa 7.500 Frauen, Darmkrebs ist mit rund 60.000 Erkrankungen pro Jahr deutlich weiter verbreitet. "Eine große Herausforderung auf dem Gebiet der Immuntherapie besteht darin, die Tumorentzündung und die Antitumorimmunität zu erhöhen und gleichzeitig Nebenwirkungen zu vermeiden", sagt Studienkoautor Amir Jazaeri, gynäkologischer Onkologe und Reproduktionsmediziner an der University of Texas. Das sei mit den implantierten Medikamentenfabriken gelungen. "Das ist eine starke Begründung für klinische Tests an Menschen."
Interleukin-2 ist von der U.S. Food and Drug Administration schon vor langer Zeit für die Krebsbehandlung freigeben worden. Die Verabreichung in Form implantierter Medikamentenfabriken löst jedoch eine weit stärkere Immunantwort aus, so Nash. Zudem seien die Nebenwirkungen geringer, weil das Zytokin nur da wirke, wo es wirken soll und keine gesunden Zellen anderswo angegriffen werden. Avenge Bio, ein Start-up, das von Veiseh mitbegründet wurde, hat eine Lizenz zur Herstellung der winzigen Medikamentenfabriken erworben.
Quelle: Rice University/pressetext
04.03.2022