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Artikel • Krankenhaus-IT
Wi-Fi 7: Auf dem Weg zur vernetzten Klinik
Ein zäher Ladebalken, Übertragungsabbrüche und Netzwerkfehler zählen zu den frustrierenden Erfahrungen, die Healthcare-Spezialisten mit veralteter Netzwerktechnologie machen. Sie erschweren eine schnelle Diagnostik und stören die eng getakteten Abläufe im Klinikalltag. Mit modernen Wi-Fi-7-Netzwerken lässt sich dieser Flaschenhals in der IT umgehen. Davon profitieren alle Beteiligten – vor allem jedoch Patienten, die auf eine schnelle Therapie angewiesen sind.
Ein Gastbeitrag von Gerald Eid, Regional Managing Director DACH bei Getronics

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Zeit ist einer der zentralen Faktoren im Healthcare-Bereich, beispielsweise wenn es darum geht Patientendaten in Echtzeit zu übertragen, Telekonsultationen bei komplexen Krankheitsbildern durchzuführen und eine effizientere Zusammenarbeit im Krankenhausalltag sicherzustellen. In all diesen Situationen profitieren Patienten davon, wenn Daten, wie beispielsweise hochauflösende Scans oder MRTs, mit den neuesten Netzwerkstandards übertragen werden. Das beschleunigt die Diagnostik und wenn die nahtlose Kommunikation aller Beteiligten funktioniert, können therapeutische Maßnahmen umgehend eingeleitet werden.
Von diesem Idealbild eines Echtzeit-Datenaustausches sind viele Krankenhäuser jedoch weit entfernt. Die IT-Infrastruktur ist oft in die Jahre gekommen und moderne Geräte überlasten mit ihren Datenmengen die Leistungsfähigkeit der Netzwerke. Denn der Fortschritt bei bildgebenden Verfahren, robotergestützter Chirurgie oder KI-basierter Diagnostik erfordert immer potentere Standards, damit die erhobenen Daten in Echtzeit übertragen, analysiert und weiterverschickt werden können. Verzögerungen in der Übertragung oder technische Störungen sind sonst der sprichwörtliche Flaschenhals für eine schnelle Zusammenarbeit im eng getakteten Klinikalltag.
Beschleunigte Konnektivität im Krankenhaus
Mit Wi-Fi 7 (802.11be) können Healthcare-Einrichtungen von der neuesten Generation drahtloser Datenübertragung profitieren. Die Bezeichnung EHT (extremely high transmission rate) verdeutlicht, dass die siebte Generation für eine signifikant höhere Übertragungsrate, eine größere Datenkapazität und geringere Latenzzeiten steht. Beim Datendurchsatz erreichen Wi-Fi-7-Netzwerke bis zu 46 Gbit/s, was dem Vierfachen des Wi-Fi-6-Standards und dem Zehnfachen des Wi-Fi-5-Standards entspricht. Wohlgemerkt ist in vielen privaten Haushalten der Wi-Fi-5-Standard immer noch die Realität. Privatanwender müssen allerdings auch selten so große Datenmengen transferieren, wie sie im Gesundheitssystem anfallen – beispielsweise durch MRTs oder CTs.
Ein großer Vorteil gerade für Telemedizin-Anwendungen ist die geringe Latenzzeit, die Wi-Fi 7 bietet. Erstmals rückt die Technologie damit in wirklich greifbare Nähe zu kabelgebundenen Netzwerken. Bei Tests des IT-Magazins Golem erreichte Wi-Fi 7 eine Latenz von durchschnittlich 2,6 ms und lag fast auf dem Niveau von 1,1 ms von kabelgebundenen Netzwerken, signifikant jedoch über den Werten von Wi-Fi 6. Damit ermöglicht Wi-Fi 7 einen echten Qualitätssprung in der drahtlosen Datenübertragung. In der Praxis dürfte der Effekt noch spürbarer sein, da kabelgebundene Netzwerke in vielen Kliniken nicht einer idealisierten Modellumgebung entsprechen.
Flexibel adaptierbare Technik für Wi-Fi-7-Umgebungen
Wi-Fi 7 nutzt dynamische, intelligente Antennen, die mehrere Betriebsmodi unterstützen. Sie können sowohl omnidirektional als auch spezifisch für eine breite Abdeckung oder High-Density-Anwendungen konfiguriert werden – je nachdem ob eine große Zahl an Geräten, Monitoren und Wearables oder eben datenintensive, bildgebende Großgeräte angeschlossen werden sollen.
Diese individuelle Konfigurierbarkeit verbessert die Netzwerk-Effizienz, weil jedes Gerät die spezifische Umgebung und Qualität bereitgestellt bekommt, die für den Betrieb wirklich notwendig ist. Auch der Energieverbrauch profitiert von der dynamischen Verwaltung der Netze. Durch eine bedarfsorientierte Konfiguration, die den Ruhezustand und Energieeinsparungstechniken nutzt, wird keine überflüssige Kapazität bereitgestellt.
Gesundheitsbezogene Daten zählen zu den sensibelsten, personenbezogenen Daten. Wi-Fi 7 Netzwerk können per Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vor unberechtigten Datenabgriffen geschützt werden. Im Zusammenspiel mit Cybersecurity-Anwendungen ergibt sich so ein hohes Schutzniveau bei der Datensicherheit.
Breites Anwendungsfeld im medizinischen Sektor
Durch den Einsatz des neuen Kommunikationsstandards Wi-Fi 7 können Krankenhäuser eine Vielzahl an Aufgaben adressieren und Anwendungsfelder dadurch agiler gestalten. Zu den alternativlosen Einsatzbereichen zählt dabei die Telemedizin, die auf höchste Übertragungsstandards angewiesen ist. Nur so kann eine nahtlose Zusammenarbeit von Ärzten sichergestellt werden, die digital interagieren. Innovative Forschungsprojekte zur Telediagnostik, der virtuellen Operationsvorbereitung oder der der digitalen Fernbehandlung zeigen, welch großes Potential die Telemedizin bietet, wenn die digitale Datenübertragung von hoher Qualität ist. Das gilt besonders für robotergestützte Operationen, die sowohl in der Tele- als auch in der Präsenzmedizin auf eine latenzfreie Datenübertragung angewiesen sind. Netzwerkausfälle können hier im wahrsten Sinne des Wortes den Super-GAU verursachen.
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Die Zukunft der Gesundheitsversorgung erfordert ein Umdenken und innovative Ansätze. Angesichts demografischer Veränderungen, steigender Versorgungsbedarfe und eines zunehmenden Fachkräftemangels ist die Integration digitaler Lösungen essenziell, wie Dr. Gerald Gaß (DKG) und Prof. Gernot Marx (DGTelemed) im Rahmen der Sonderschau ‚Hospital of the Future‘ auf der MEDICA deutlich machten.
Auch für die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit im Klinikum bietet Wi-Fi 7 einen echten Mehrwert. Große Datenmengen wie beispielsweise hochauflösende MRTs oder CTs können schnell übertragen werden. Beispielsweise wenn Daten aus der Radiologie zur Diagnostik an die Intensivmedizin oder zu externen Experten übermittelt werden müssen. Je schneller die Übertragung funktioniert, umso schneller können die Therapiemaßnahmen oder Operationen vorbereitet und durchgeführt werden.
Wertvolle Datenströme für die Verwaltung
Von einer verbesserten Konnektivität, die zu mehr Automatisierung und weniger Prozessfehlern führt, profitieren auch alle Verwaltungsprozesse im Healthcare-Bereich – sei es bei der Bestandsverwaltung von Medikamenten und medizinischem Material, der Einsatz- und Personalplanung oder der Patientensteuerung.
Ebenfalls lassen sich durch die Echtzeit-Einbindung von IoMT (Internet of medical Things) viele neue Datenpunkte in die Infrastruktur einbinden, die das Monitoring von Patienten und damit den Behandlungserfolg verbessern können. Zu diesen neuen IoMT-Geräten zählen etwa intelligente Patientenbetten und Sensoren zur Messung der Vitalparameter.
Wi-Fi 7 vernetzt die Klinik von morgen
Wi-Fi 7 wird in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag für die Klinik von morgen leisten. Eine schnelle Vernetzung, mehr Datenpunkte und hochtechnologische Geräte werden die Qualität der medizinischen Dienstleistung signifikant verbessern. Mit neuen Technologien wie beispielsweise Augmented Reality können Experten digitale Daten und Modelle in ihre Behandlung einbinden. Das funktioniert jedoch nur, wenn die drahtlose Netzwerkverbindung ebenfalls von höchster Qualität ist.
Quelle: Getronics
28.04.2025