Artikel • Bildgebung
Fusionsverfahren erleichtern Tumorbeurteilung und Interventionsplanung
Prof. Dr. Dirk-André Clevert vom Institut für Klinische Radiologie des Klinikums der Ludwig Maximilians Universität in München, sieht in der Methode der fusionierten bildgebenden Verfahren große Vorteile, um die diagnostische Sicherheit im Falle von Leber-, Nieren- und Prostatatumoren zu erhöhen.
Bericht: Marcel Rasch
Die steigende Inzidenz kleiner renaler Tumore führt er beispielsweise auf eine vermehrte Nutzung dieser Methode zurück. Doch ist nicht nur die präzisere Diagnose dank Fusion möglich, sondern auch die Nachsorge nach einer Intervention wird mit diesem Verfahren einfacher und schneller.
Schritt für Schritt zur Fusion
„Die einzige Entscheidung, die man zu Beginn einer Intervention treffen muss, ist, welche Daten man nutzen und auswerten möchte. Für die Fusion sind alle Daten vom CT über das MRT bis hin zu PET/CT oder PET/MRT-Bildern nutzbar“ erklärt Clevert zu Beginn seines Vortrages. „Wichtig ist allerdings darauf zu achten, dass die Daten im DICOM-Format vorliegen, denn nur dann sind sie zu verwenden. Dann allerdings funktioniert die Methode, Hersteller (Siemens, GE, Toshiba, Philips usw.) und Modalitäten (CT, MRT, usw.) unabhängig führt er weiter aus.
Grundsätzlich gib es drei Ansätze die Fusion im bildgebender Verfahren zu nutzen: die sogenannte Image Fusion, das GPS-Tracking (hierbei wird ein Marker im Bild gesetzt) und das Biopsie-Tracking. Gerade letzteres kann bezogen auf Leber, Niere oder Prostata durch nachweisbare Erfolge punkten.
Die Anwendung steigt
So beobachtet Dirk-André Clevert einen schnellen Anstieg in der Anwendung der fusionierten Bildgebung, unter anderem deshalb, weil aufgeklärte Patienten diese Methode zunehmend nachfragen. Im Schnitt erhält er fünf bis zehn Anfragen pro Woche mit expliziten Fragestellungen zur fusionierten Bildgebung, zumeist bezogen auf Leber, Niere oder Prostata. Dennoch wird diese Methode noch nicht in einem Maße angewandt wie eigentlich wünschenswert - vermutlich, weil sie in vielen niedergelassenen radiologischen Praxen nicht angeboten wird.
Die Vorteile zeigen sich schnell
Daher sind die großen radiologischen Kliniken und Zentren momentan im Vorteil, die zum Beispiel die MRT-gestützte Biopsie ( MRT/Ultraschall Fusionsbiopsie ) anbieten können – mit sehr guten Ergebnissen. So belegt Clevert aufgrund konkreter Daten, wie die 12-fach Biopsie einer Prostata bei einem Patienten keine Ergebnisse erbrachte, durch die anschließend gezielte MRT/Ultraschall gesteuerte Fusionsbiopsie konnte hingegen ein Karzinom nachgewiesen werden.
Die Vorteile liegen also klar auf der Hand: der Untersucher erkennt leichter und schneller als bei der herkömmlichen 12-fach Biopsie, ob ein Karzinom oder eine suspekte Läsion vorliegt oder nicht, da die Vorteile der MRT-Bildgebung beim Untersuchungsgang und der anschließenden Fusion genutzt werden.
Die Limitation der Untersucherabhängigkeit, als Schwachpunkt des Ultraschalls, kann durch die Bildfusion minimiert werden. Durch die Nutzung der CT- oder MRT-Bildgebung können auch weniger erfahrene Kollege sehen, ob man tatsächlich über eine lquide Läsion oder eine Metastase spricht und eine Entscheidung treffen, ob eingegriffen werden muss“ so Clevert.
Einfachere Nachsorge
Auch bei der Nachsorge zeigen sich ganz klare Vorteile der Fusionsbildgebung. So können bereits vorhandene Daten vorheriger Untersuchungen genutzt und zum Vergleich herangezogen werden. Die Nachsorge erfolgt so gezielter und ökonomischer: „CT-Untersuchungen können so minimiert werden, weil der Erfolg der Intervention oder der Therapie besser beurteilt werden kann“ schlussfolgert Clevert.
Laut Einschätzung des Experten wird aufgrund der steigenden Nachfrage der Patienten die Anzahl an fusionierten Eingriffen in Zukunft deutlich ansteigen – besonders bei der Prostata.
So fallen in München bereits jetzt so viele MRT-gestützte Fusionsbiopsien an, dass diese einen halben Wochentag auszufüllen.
05.06.2015