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Bildfusion von MRT und Ultraschall bei abdominellen Tumoren
Zur Abklärung fokaler Leber- oder Nierenläsionen wird die Sonographie meist als erstes bildgebendes Verfahren eingesetzt. In erster Linie ist dabei die Unterscheidung der benignen von malignen Raumforderungen wichtig, da davon das weitere Patientenmanagement abhängt.
Der Hauptmanifestationsort von Metastasen ist die Leber, bei 25–50% der onkologischen Patienten liegt bereits bei der Diagnose des Primärtumors eine Lebermetastasierung vor, während die Prävalenz (fokaler) Leberläsionen in der Gesamtpopulation mit ca. 5% angegeben wird.
Die Entscheidung für das optimale Therapiekonzept (chirurgische Resektion vs. interventionelle Therapie) hängt maßgeblich von der Größe, Anzahl und Lage der Lebermetastasen ab. Hierbei besteht die Herausforderung an die Bildgebung, eine zuverlässige Detektion und Charakterisierung der hepatischen Raumforderungen zu erzielen. Das Nierenzellkarzinom ist der häufigste maligne Primärtumor der Niere und wird in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium symptomatisch, weshalb dieser Tumor häufig inzidentell bei der Abklärung von anderen Krankheitsbildern detektiert wird.
Die Standardtherapie besteht in einer chirurgischen Tumorresektion, wobei in Abhängigkeit von der Tumorgröße genauso gute Ergebnisse bei der partiellen wie bei der vollständigen Nephrektomie erzielt werden. Präoperativ ist daher neben einer zuverlässigen Dignitätseinschätzung auch eine möglichst genaue Bestimmung der Tumorgröße therapieentscheidend. Neben den soliden Tumoren nimmt die Inzidenz fokaler Nierenzysten im Alter zu. Ab einem Alter von etwa 50 Jahren weisen bis zu 20% der untersuchten Patienten Nierenzysten auf, bei Obduktionen sogar bis zu 50%. Nierenzysten stellen sich im Ultraschall typischerweise als runde oder ovaläre Strukturen dar, die eine glatte Begrenzung aufweisen. Durch den dynamischen Charakter der kontrastverstärkten Ultraschalluntersuchung lassen sich wertvolle Zusatzinformationen über die Perfusion der zystischen Anteile gewinnen.
Die Indikation zu einer möglichen operativen Sanierung kann somit erleichtert werden. Zur Verbesserung der Detektion und Charakterisierung fokaler Leber- oder Nierenläsionen wird in einigen universitären Zentren daher zusätzlich der kontrastmittelgestützte Ultraschall in Kombination mit der Bildfusion eingesetzt. Zur Bildfusion können die DICOMDatensätze aller gängigen Schnittbildverfahren (MRT, CT oder PET/CT/MRT) genutzt werden. Die DICOM-Daten lassen sich, soweit sich die Hersteller an den DICOM-Standard halten, universell nutzen.
Die sonographische Bildfusion wird bereits von allen namenhaften Gerätherstellern angeboten. Im Rahmen der kontinuierlichen Weiterentwicklung gelingt es bereits heute die benötigten Bilddaten, in einem Zeitfenster zwischen 2-5 Minuten zu registrieren. Die Bildregistrierung kann je nach Hersteller entweder manuell oder automatisch aufgrund von Bilderkennungsmerkmalen durchgeführt werden. Zur Durchführung der Bildfusion werden die DICOM-Datensätze aus dem MRT in das Ultraschallsystem eingespeist und anschließend registriert.
Das Ultraschallgerät benötigt neben einer entsprechenden Software auch ein spezielles Hardware-Equipment bestehend aus einem Magnetfeldgenerator, einem Steuerungsmodul und einem Schallkopfsensor. Der Schallkopfsensor wird dann durch ein magnetisches Ortungssystem erkannt und die genaue räumliche Position des Sensors im Raum errechnet. Nach einer erfolgreichen Datenfusion bewegen sich die registrierten MRT-Daten simultan zur sonographischen Schnittebene. Wahlweise können die registrierten Bilder entweder in der Überlagerungstechnik oder der Side-by-side-Ansicht betrachtet werden. Die herkömmlichen sonographischen Geräteoptionen wie Farbdoppler, Powerdoppler oder kontrastverstärkter Ultraschall können dabei problemlos in das fusionierte Bild integriert werden.
So ergibt sich durch die simultane Nutzung des kontrastverstärkten Ultraschalls und der Bildfusion die Möglichkeit einer tumorbezogenen Beurteilung der Mikrovaskularisation im unmittelbaren Vergleich zum nativen oder kontrastmittelverstärkten MRT und der jeweiligen genutzten Sequenzen. Auf diese Weise lassen sich die Vorteile der jeweiligen Untersuchungsmodalität kombinieren und unklare Befunde können durch den Zugewinn an Informationen besser interpretiert werden.
Profil:
Der 44-jährige PD Dr. Dirk-André Clevert begann seine berufliche Laufbahn am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der DRK Kliniken Berlin und in der Abteilung Innere Medizin am Waldkrankenhaus Gransee. Danach war er drei Jahre lang Assistenzarzt in der Radiologischen Abteilung des Klinikums Passau. 2003 siedelte der waschechte Berliner nach München um. Von der ersten Stunde an betreute er das im August 2004 gegründete Interdisziplinäre Ultraschall-Zentrum am Klinikum der Universität München-Großhadern, an dem die Ultraschallaktivitäten des Hauses zusammenlaufen. Als Kursdirektor organisiert er zahlreiche nationale und internationale Ultraschallkurse. Clevert ist außerdem Vizepräsident der Deutschen und der Europäischen Gesellschaft für Klinische Hämorheologie und Mikrozirkulation.
23.01.2015