Vaskulitis
Entzündung oder Infarkt? Vessel Wall Imaging hilft bei der Klärung
Vaskulitis im Gehirn, eine auf autoimmunologischen Störungen beruhende Entzündung der Gefäßwände, ließ sich bislang bildgebend eher schwer diagnostizieren. Durch neue und empfindlichere MRT-Techniken sowie eine höhere Bildauflösung werden inzwischen Mikroinfarkte sichtbar und die für die Vaskulitis typischen Anreicherungen an den Gefäßwänden auch in kleineren Hirngefäßen feststellbar. Das kann besonders für jüngere Patienten von großem Vorteil sein, wie Prof. Dr. Elke Gizewski, Neuroradiologin und geschäftsführende Direktorin der Abteilung Radiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, zu berichten weiß.
Junge Patienten profitieren
„Gerade bei jüngeren Patienten, die, gemessen an ihrem Alter, zu viele mikroangiopathische Veränderungen im Gehirn aufweisen, ist es gut, eine Vaskulitis mit einer zusätzlichen Sequenzierung im MRT weiter zu untersuchen“, betont Elke Gizewski. Da einige Patienten solche Mikroinfarkte gar nicht bemerken und zumeist nicht in der Klinik, sondern ambulant in der Praxis erscheinen, wäre es besonders wichtig, zur Absicherung auf diese Technik zurückzugreifen. „Die zusätzliche Sequenz dauert vielleicht acht Minuten“, erläutert die Neuroradiologin und führt weiter aus: „Bei Verdacht auf Vaskulitis sollte sich der Diagnostiker deshalb die entsprechenden Areale im Gehirn vor und nach der Gabe von Kontrastmittel ansehen.“
Vessel Wall Imaging für kleine Gefäße
Bei Vaskulitis kommt es nicht zu einer Verstopfung der Gefäße wie bei einem großen Infarkt, sondern zu einer Entzündung der Gefäßwände. Die Diagnose war bislang aufgrund begrenzter Technik nur schwer zu stellen und benötigte neben den klinischen und laborchemischen Befunden als Diagnosemethode die invasivere Katheterangiographie. „Es ist aber eine wichtige Differentialdiagnose zur Abklärung der Frage, ob ein embolischer Schlaganfall vorliegt oder eben eine Vaskulitis“, betont Gizewski, „prinzipiell funktioniert die Methode wie das sogenannte Vessel Wall Imaging, nur dass wir keine großen Gefäße wie die Aorta betrachten, sondern die zum Teil sehr kleinen Gefäße im Gehirn. In der Neuroradiologie wird diese Methode noch vergleichsweise selten eingesetzt und bedarf zurzeit noch der Evaluierung.“
Durch die Gabe von Kontrastmittel lässt sich die Anreicherung an der Gefäßwand feststellen, die auf eine Entzündung hinweist. Ist nur die rechte Hirnseite des Patienten betroffen, reichert sich die Gefäßwand des Mediagefäßes auf der rechten Seite an, auf der linken hingegen nicht. Somit lässt sich präzise ermitteln, welche Gefäße aktiv betroffen sind. In solchen Fällen sind die Diagnose und vor allem auch eine Verlaufsbeurteilung unter Therapie gut durchzuführen. Als Technik ist das Vessel Wall Imaging bereits aus anderen Körperregionen bekannt, vor allem in Form von Black-Blood-Sequenzen, also T1-gewichteten Sequenzen, mit deren Hilfe das Blut „abgedunkelt“ wird. Bei der neuroradiologischen Vaskulitis-Diagnose wird allerdings eine doppelte Unterdrückung, nämlich der hellen Blutsignale und der Fettsignale, vorgenommen, da viele der basalen Hirngefäße in fetthaltigen Knochenanteilen liegen, die die Sicht auf die entzündeten Gefäßwände behindern.
Die Therapie macht den Unterschied
Diese Technik kann in Ergänzung zu den meist schon wegweisenden neurologischen Befunden zudem helfen, die Vaskulitis vom embolischen Schlaganfall ohne invasive Untersuchungen zu differenzieren, was große Auswirkungen auf die Therapie hat. „Patienten mit der Diagnose Vaskulitis werden immunsuppressiv behandelt und bekommen zum Beispiel Kortison oder andere Immunsuppressiva verabreicht, je nachdem, wie ausgeprägt die Krankheit ist und welche Gefäße betroffen sind“, macht die Spezialistin klar. Die Anreicherung an der Gefäßwand, so viel hat sich inzwischen herausgestellt, ist nicht zu 100 Prozent spezifisch für eine Vaskulitis. „Aber wir können durch die Verlaufskontrolle feststellen, ob Verbesserungen eintreten“, betont die Professorin, „denn lässt unter Therapie die Anreicherung in der Gefäßwand nach, ist man auf der richtigen Spur. So kann die Methode auf jeden Fall als Follow-up-Marker genutzt werden.“
PROFIL:
Prof. Dr. Elke Ruth Gizewski ist seit 2012 Direktorin der Universitätsklinik für Neuroradiologie der Medizinischen Universität Innsbruck. Neben weiteren Tätigkeiten ist sie Gutachterin in Multi-Center-Studien und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit funktioneller und struktureller MRT, (Ultra-) Hochfeld-MRT und interventioneller Neuroradiologie.
Veranstaltungshinweis:
Raum: Europa-Saal
Freitag, 2. Oktober 2015, 08:30–10:00 Uhr
Moderation: E. Gizewski, Innsbruck/Österreich
HS 1 – Neuro
25.09.2015