Screening
Bauchaortenaneurysma mit Ultraschall frühzeitig erkennen
Männer, die sich einmalig einem Ultraschall-Screening zur Erkennung eines Bauchaortenaneurysmas unterziehen, haben nachweislich ein vermindertes Sterberisiko. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). „Die Ergebnisse dieser Nutzenbewertung lassen es also sinnvoll erscheinen, für Männer ab 65 Jahren ein einmaliges Screening durchzuführen“, teilte das IQWiG kürzlich mit.
Auch die DEGUM hat sich gegenüber dem G-BA klar für Reihenuntersuchungen der Bauchschlagader ausgesprochen. Denn eine krankhafte Aussackung und ein Riss des Gefäßes können lebensbedrohlich sein. Die Experten der Fachgesellschaft empfehlen jedoch, auch Frauen einzubeziehen. Zudem sollten Risikopersonen bereits ab einem Alter von 55 Jahren untersucht werden.
„Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder starke Raucher haben ein deutlich erhöhtes Risiko bereits in jüngeren Jahren an einem Aneurysma zu erkranken“, erläutert Dr. med. Clemens Fahrig, Sprecher des DEGUM-Arbeitskreises „Vaskulärer Ultraschall“. Außerdem sollten nach Ansicht der DEGUM auch Frauen an dem Programm teilnehmen. „Da sie viel seltener betroffen sind, gibt es über Frauen weniger Daten“, erklärt der Chefarzt Innere Medizin und Leiter des Gefäßzentrums am Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin. Dies bedeute nicht, dass sie nicht ebenso von einem Vorsorge-Ultraschall profitieren. Im Jahr 2013 wurden in Deutschland 13 700 Patienten – darunter knapp 2000 weibliche – mit einem Bauchaortenaneurysma im Krankenhaus behandelt.
Ein Aneurysma entwickelt sich im Laufe der Zeit von einer leichten Gefäßerweiterung zu einer immer dünnwandigeren Aussackung. Betroffene zeigen häufig keinerlei Symptome. Bleibt die Erkrankung unerkannt, drohen das Gefäß zu reißen und der Patient innerlich zu verbluten. „Nur ein Bruchteil der Patienten mit einem rupturierten Aneurysma kann durch eine sofortige Operation gerettet werden“, erläutert Fahrig. Meist komme jede Hilfe zu spät.
Erkennen Ärzte ein bedrohliches Aneurysma mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung, können sie durch eine offene Operation oder einen minimalinvasiven Eingriff meist verhindern, dass die Hauptschlagader platzt. Die Früherkennung habe zudem noch einen weiteren positiven Effekt, erläutert DEGUM-Experte Fahrig: „Die frühzeitige Diagnose auch geringerer Aneurysmen hat häufig eine konsequentere Behandlung der Risikofaktoren insbesondere des arteriellen Hypertonus zur Folge“. Dies verhindere nicht nur das Fortschreiten der Gefäßaussackung, sondern beuge auch schwerwiegenden Herzkreislauferkrankungen wie etwa Infarkten vor. „Sowohl Männer als auch Frauen gewinnen durch die Früherkennung kostbare Lebensjahre“, ist der Ultraschall-Experte überzeugt.
Die DEGUM empfiehlt, das Screening durch gut ausgebildete Angiologen, Gefäßchirurgen, Internisten, Chirurgen sowie Radiologen und Allgemeinmediziner durchzuführen, die mindestens eine Qualifikation der DEGUM Stufe I aufweisen. „Findet der Erstuntersucher Hinweise auf ein Aneurysma, sollte die weitere Behandlung in einem zertifizierten Gefäßzentrum durchgeführt werden“, fordert die Fachgesellschaft. Die DEGUM weist darauf hin, dass Patienten bereits jetzt die Möglichkeit haben, den Ultraschall-Check für rund 25 Euro auf eigene Kosten vornehmen zu lassen. Bisher bezahlt eine einzige Krankenkasse das Screening für Männer ab 60 Jahren im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung – allerdings nur im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
25.06.2015