6 Projekte sind für den European Health Award 2012 nomminiert

Sechs grenzüberschreitende Gesundheitsprojekte zu Themen wie Brustkrebs, Epidermolysis bullosa, Diabetes, Gesundheitskompetenz, Kinderernährung oder Tabaksteuern wurden für die Endauswahl zum European Health Award 2012 nominiert. Aus dieser „Short List“ wird eine hochkarätige Jury das Gewinnerprojekt küren, das Anfang Oktober beim European Health Forum Gastein prämiert wird.

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Sechs vorbildliche Gesundheitsprojekte wurden jetzt für den prestigeträchtigen, mit 10.000 Euro dotierten European Health Award 2012 nominiert. Der Preis wird vom österreichischen Bundesministerium für Gesundheit und vom Forum der Forschenden Pharmazeutischen Industrie (FOPI) unterstützt. Eine mit führenden europäischen Gesundheitsexperten besetzte Jury wird den diesjährigen Preisträger aus den Nominierungen auswählen, die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des 15. European Health Forum Gastein (EHFG), das von 3. bis 6. Oktober in Bad Hofgastein stattfinden wird.

Mit dem European Health Award werden Projekte und Initiativen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung gewürdigt. Maßgebliche Kriterien: Es müssen mehrere europäische Länder an einem Projekt beteiligt sein, die Ergebnisse müssen auf weitere Staaten übertragbar sein und für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung oder für größere Patientengruppen einen unmittelbaren Nutzen haben.

„Es ist ein zentrales Anliegen dieser Auszeichnung, nicht nur intelligente und umsetzbare Initiativen zu fördern, sondern vor allem Ideen, die für eine effiziente grenzüberschreitende Kooperation geeignet sind”, betont EHFG-Präsident Prof. Dr. Günther Leiner. „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit gehört ganz oben auf der gesundheitspolitischen Agenda angesiedelt, und das wollen wir fördern. Denn das ist ein wichtiger Weg, um den enormen Herausforderungen zu begegnen, mit denen die europäischen Gesundheitssysteme konfrontiert sind, wie zum Beispiel dem rasanten wissenschaftlichen Fortschritt in der Medizin. Wir werden hier nicht zuletzt immer mehr Spezialisierung und Kooperation brauchen.”

Die Förderung grenzüberschreitender Kooperationen im Gesundheitswesen sei die Idee hinter der Gründung des European Health Awards im Jahr 2007 gewesen, so Prof. Leiner: „Heute ist dieses Anliegen dringlicher denn je, denn die Herausforderungen sind noch vielfältiger und komplexer geworden. Das ist Faktoren wie der demographischen Entwicklung ebenso geschuldet wie den Sparbudgets als Folge der Finanzkrise.” Es bestehe das Risiko, dass es im Gesundheitswesen eher zu kurzsichtigen Einschnitten käme, statt strukturelle Ineffizienz und Doppelgleisigkeiten zu bekämpfen. „Die knapper werdenden Ressourcen müssen angemessen verteilt werden. Und gerade dazu müssen wir auch über die Grenzen hinweg erfolgreiche Modelle austauschen.” Der European Health Award, ebenso wie das European Health Forum Gastein insgesamt, stehen für die Förderung dieses Ansatzes, so Prof. Leiner.
Im Vorjahr ging der Preis an das Projekt „Child Safety Report“, ein richtungsweisendes System zur Beobachtung und Verhütung von Kinderunfällen. 2010 setzte sich die „Chronic Disease Alliance“ durch, die zehn gemeinnützige europäische Gesundheitsorganisationen für chronische nicht-übertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, Bluthochdruck, Nierenleiden, Krebs oder Atemwegserkrankungen vereint.

Die sechs Projekte auf der „Short List“ 2012

1. Breast Health Day – Prävention und Früherkennung von Brustkrebs
140.000 Todesfälle gehen in Europa jährlich auf Brustkrebs zurück, 450.000 Neuerkrankungen werden pro Jahr verzeichnet. Bei Frauen ist Brustkrebs die häufigste tödliche Krebserkrankung. Eine von neun Frauen wird irgendwann in ihrem Leben mit der Diagnose konfrontiert. Ein Drittel der Fälle von Brustkrebs wären vermeidbar – bis zum Jahr 2020 geschätzte 178.200. Die Initiative „Breast Health Day” wurde im Oktober 2008 ins Leben gerufen, um das öffentliche Bewusstsein zur Prävention und Früherkennung von Brustkrebserkrankungen zu verbessern und gezielt zu diesen Themen zu informieren. Alljährlich wird eine neue Kampagne durchgeführt, wobei Plakate, Flugblätter, Medieninformationen und eine Website ebenso zum Einsatz kommen wie Facebook, Twitter und YouTube.
Teilnehmende Länder: Belgien, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Israel, Italien, Kasachstan, Kroatien, Lettland, Luxemburg, Mazedonien, Malta, Rumänien, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, Tadschikistan, Tschechische Republik, Türkei, Usbekistan, Zypern.

2. EB-CLINET – Klinisches Netzwerk von Epidermolysis bullosa-Zentren und EB-Experten
Epidermolysis bullosa (EB), auch als „Schmetterlingskrankheit“ bezeichnet, ist eine sehr schwerwiegende, aber seltene Erkrankung, für die in vielen europäischen Ländern unzureichende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Geschätzte 30.000 EB-Patienten und ihre Angehörigen in ganz Europa sollen von diesem Projekt profitieren. Zu den wichtigsten Zielen, die in einem Zeitraum von zwei Jahren umgesetzt werden sollen, gehört die Initiierung multizentrischer Studien für neue Behandlungsmethoden, die Entwicklung einer Online-Datenbank, sowie die Etablierung von spezialisierten medizinischen Aus- und Weiterbildungsprogrammen. Das Projekt soll auch als Modell für andere seltene Krankheiten dienen.
Teilnehmende Länder: Belgien, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, Tschechische Republik, Ungarn, Zypern. Beteiligt sind auch EB-Zentren und Experten in Ägypten, Chile, China, Indien, Iran, Mexiko, USA.

3. EUBIROD – Information und standardisierte Outcome-Messung für Diabetes
325.000 Todesfälle gehen in Europa jährlich auf Diabetes zurück. Rund 35 Millionen Menschen leiden an Diabetes und Experten gehen von einem Anstieg der Erkrankungsfälle bis 2030 um 23 Prozent aus. Ein Monitoring der Behandlungsqualität kann Therapierichtlinien und Behandlungspraxis verbessern. Das Projekt (2009-2012) zielt darauf ab, durch die Koordination bestehender nationaler und regionaler Einrichtungen ein nachhaltiges europäisches Diabetes-Register zu etablieren und die systematische Nutzung der BIRO-Technologie (Best Information through Regional Outcomes) zu fördern. Diese wird laufend aktualisiert und verbessert, um einer wachsenden Zahl von Partner die Anwendung zu erleichtern. Bisher konnten aktualisierte standardisierte Definitionen für Diabetes und ein gemeinsamer Rahmen für standardisierte Messgrößen implementiert werden. Die spezielle BIRO-Software wird in 20 Ländern angewendet, eine eigene BIRO-Akademie and eine Plattform für E-Learning unterstützen die Fortbildung und weitere Verbreitung des Projekts.
Teilnehmende Länder: Belgien, Deutschland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Schottland, Slowenien, Spanien, Schweden, Ungarn, Zypern.

4. HLS-EU – Netzwerk für Gesundheitskompetenz
Es ist bekannt, dass Gesundheitskompetenz (“health literacy”) einen wesentlichen Einfluss auf gesundheitliche Ungleichheiten und Gesundheitsergebnisse hat. Doch gesichertes Wissen und miteinander vergleichbare Daten fehlen in Europa, und nur wenige wissenschaftliche Netzwerke fördern die einschlägige Forschung, entwickeln Methoden und Strategien oder untersuchen die bestehende Praxis. Im Rahmen dieses Projekts, das von acht nationalen Expertengremien und einem Netzwerk von insgesamt 400 Fachleuten getragen wird, soll ein Instrumentarium zur Messung von Gesundheitskompetenz in den EU-Mitgliedstaaten entwickelt werden, um die verfügbaren Daten zu vervollständigen und eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen. Netzwerke von Stakeholdern auf nationaler und europäischer Ebene sollen dazu beitragen, weitere Forschung zu fördern, bestehendes Wissen auszutauschen, sowie die strategische und professionelle Entwicklung zu unterstützen.
Teilnehmende Länder: Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Irland, Niederlande, Österreich, Polen, Spanien. (Belgien, Großbritannien, Israel, Portugal, Schweiz sollen dazu kommen). Ein Netzwerk nordischer Staaten (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden) wurde ebenso initiiert.

5. Paediatric Nutrition in Practice – E-Learning im Bereich der Kinderernährung
Dieses vom European Accreditation Council for Medical Education (EACCME) anerkannte Projekt zielt darauf ab, bestehende Aus- und Weiterbildungsdefizite im Bereich von Kinderheilkunde und Ernährung zu beseitigen. Angemessene Ernährung bereits vor der Geburt und in den ersten Lebensjahren trägt entscheidend zur Gesundheit im Erwachsenenalter bei. Ungünstige Ernährung im Kindesalter ist ein wichtiger Faktor für späteres Übergewicht und Zivilisationserkrankungen, und Unterernährung ist nach wie vor eine wesentliche Ursache für Kindersterblichkeit, insbesondere in Entwicklungsländern. In osteuropäischen Staaten ist ein Nebeneinander von Adipositas und Mangelernährung zu beobachten. Neun Trainings-Module auf der Basis von E-Learning beschäftigen sich mit den vielfältigen Auswirkungen der Ernährung im Kindesalter auf den weiteren Lebensverlauf. Die Module wurden in den vergangenen 12 Monaten schrittweise eingeführt und bisher von 5.200 Fortbildungswilligen genutzt.
Teilnehmende Länder: Das Programm ist in Europa und den USA verfügbar und in einigen asiatischen Ländern anerkannt. Die Module werden auch zunehmend von Teilnehmern in afrikanischen Ländern in der postgradualen Fortbildung genutzt.

6. Tob Taxy – Tabaksteuern attraktiv machen
Dieses Projekt zielt auf die Reduktion des Tabakkonsums und damit auch auf eine Verringerung der Belastung durch nicht-übertragbare Krankheiten ab. Insbesondere soll der Gesundheitsstatus jüngerer Menschen verbessert werden. Tabakkonsum ist in Europa der Haupt-Risikofaktor für Erkrankungen der Atemwege, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Krebs. Preiserhöhungen sind eine wirksame Maßnahme zur Eindämmung des Tabakkonsums. Unter maßgeblicher Beteiligung eines Expertengremiums wurden Ausbildungsprogramme für die Anwendung auf nationaler Ebene entwickelt, maßgeschneidert für das jeweilige Land und den jeweiligen regionalen Bedarf. Bisher wurden unter anderem fünf erfolgreiche regionale Unterstützungs-Workshops durchgeführt. Tool Kits für Aktivisten in 19 europäischen Sprachen werden im September 2012 online publiziert.
Teilnehmende Länder: Kroatien und alle EU-Mitgliedstaaten außer Estland und Zypern.
 

22.08.2012

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