Gebärmutter
Von Fall zu Fall: MRT bei Uteruserkrankungen
Viele Patientinnen, die von einer Erkrankung der Gebärmutter betroffen sind, befinden sich in einer Lebensphase, in der sie sich wünschen, früher oder später schwanger zu werden. Für sie hat der Erhalt ihrer Fertilität oberste Priorität. Durch die genaue bildgebende Darstellung der gut- oder bösartigen Uterusveränderung, der Früherkennung des Cervixkarzinoms und schonendere Therapieverfahren ist dies in vielen Fällen auch möglich.
Welchen Einfluss die MRT auf die Entscheidung nimmt, welche Behandlung wann am besten geeignet ist und welche Rolle die MRT heute bei der Abklärung von Gebärmutterveränderungen hat, berichtet Prof. Dr. Rahel Kubik-Huch, Chefärztin am Institut für Radiologie am Kantonspital Baden in der Schweiz.
Die häufigsten gutartigen Veränderungen im Uterus sind die Leiomyome, gutartige häufige Neubildungen der Gebärmutter, wie auch die Adenomyose, namentlich der Nachweis von Drüsengewebe innerhalb der Muskelschicht des Myometriums. Sie verlaufen zwar häufig symptomfrei, können jedoch auch zu Unterleibsschmerzen, verlängerten oder unregelmäßigen Menstruationsblutungen sowie Störungen der Fruchtbarkeit führen. Der Kinderwunsch ist es, der viele Patientinnen, bei denen eine gut- oder bösartige Veränderung im Uterus diagnostiziert wurde, dazu bewegt, sich für eine organerhaltende Therapieform zu entscheiden.
Manchmal sind es aber auch kulturelle Unterschiede, die über Pro und Contra einer Hysterektomie bestimmen, sagt die Radiologin: „In der Schweiz war es lange Zeit üblich, den Uterus ganz zu entfernen. Vor allem ältere Frauen über 40 waren da recht pragmatisch und fanden, dass sie ihre Gebärmutter nicht mehr brauchten. Ganz anders sieht das beispielsweise in den USA aus, wo man sehr früh angefangen hat, nach Alternativen zu suchen. Daraus sind schonendere Verfahren entstanden, die z.B. bei Myomen der Gebärmutter eine gezielte Therapie ermöglichen wie laparoskopische Eingriffe, Embolisation oder Radiofrequenzablation.“
Erst durch diese Vielfalt an Behandlungsmöglichkeiten hat die MR-Bildgebung so stark an Bedeutung gewonnen. Etwa bei der Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Läsionen, erläutert die Schweizer Spezialistin: „Ein sogenanntes gestieltes gutartiges Uterusmyom kann im Ultraschall leicht mit einem bösartigen Ovarialtumor verwechselt werden. Die korrekte Differenzierung mittels MRT hat nicht nur Einfluss auf die Prognose für die Patientin, sondern auch auf die Therapie. Andererseits gibt es z.B. einen seltenen Tumor, der leicht mit dem Leiomyom verwechselt werden kann, das Uterussarkom. Das MRT ist wichtig, um vor einem operativen Eingriff solch ein Sarkom auszuschließen.“
Ähnliches gilt auch für das Endometrium-Karzinom, das von der benignen Endometriums-Hyperplasie bzw. dem Endometrium-Polypen unterschieden werden muss. Das Endometrium-Karzinom tritt für gewöhnlich nach der Menopause auf und ist somit typischerweise das Karzinom der älteren Frauen. „Der Stellenwert des MRT liegt hier vor allem in der Beurteilung der Tumorausdehnung vor einer Operation“, erläutert Frau Prof. Kubik-Huch. „Da bei den meisten Betroffenen jedoch ohnehin die komplette Gebärmutter entfernt wird, ist die Rolle im Moment eher begrenzt. Zukünftig erhofft man sich jedoch, vermehrt diejenigen Patientinnen zu definieren, bei denen z.B. eine Lymphknoten-Entfernung nicht notwendig ist.“
Vom Gebärmutterhalskrebs dagegen sind typischerweise jüngere Frauen betroffen, bei denen die Familienplanung häufig noch nicht abgeschlossen ist. Hier stehen heute Operationsformen zur Verfügung, die eine die Fertilität erhaltende Teilentfernung des Uterus ermöglichen. Voraussetzung dafür ist, dass das Zervixkarzinom bereits in einem frühen Stadium erkannt wird, so Kubik-Huch abschließend: „Das MRT kann die Tumorgröße, die Zervixlänge und den Abstand des Tumors zum inneren Muttermund bestimmen. Bei Tumoren > 2 cm ist das MRT zudem die beste Methode, um die Parametrien-Invasion, also das Einwachsen des Tumors in die angrenzenden Lymph- und Blutgefäße, zu beurteilen. Wenn so ein bereits fortgeschrittenes Tumorstadium vorliegt, wird die Bestrahlung in der Regel der Operation vorgezogen. Dank der Vorsorgeuntersuchung und möglicherweise auch durch die HPV-Impfung ist der Gebärmutterhalskrebs in den westlichen Ländern jedoch zum Glück selten geworden und hat heute eine sehr gute Prognose.“
PROFIL:
Prof. Rahel Kubik-Huch ist Chefärztin und Mitglied der Geschäftsleitung am Kantonspital Baden AG. Sie ist außerdem Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Radiologie, Kursdirektoren des International Diagnostic Course Davos und Deputy Editor der Zeitschrift European Radiology. 2005 wurde die Fachärztin von der Universität Zürich zur Titularprofessorin für Diagnostische Radiologie ernannt.
27.01.2015