Brustkrebsdiagnostik

Von der Kritik an amerikanischen Standards und dem Problem der Brustdichte

Über 300 Fachleute diskutieren am 13. Juni in der Frankfurter IHK die Positionierung zu neuen US-amerikanischen Standards in der Bildgebung – Tagungsleiter Müller-Schimpfle: „Wir werden deutschsprachige Besonderheiten berücksichtigen!"

3D-Mammographie
Ausschnitte links: inmitten des dichten Drüsengewebes zeigt...
3D-Mammographie Ausschnitte links: inmitten des dichten Drüsengewebes zeigt sich ein sternförmiger Herd mit benachbartem grobem runden Kalk
Quelle: Klinikum Frankfurt-Höchst, Prof. Dr. Markus Müller-Schimpfle

Das Konsensustreffen Mammadiagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft e.V. wird sich in diesem Jahr mit den neuen US-amerikanischen Diagnose-Standards auseinandersetzen. Dabei geht es den Spezialisten aus der Radiologie und Senologie konkret darum, ob Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem deutschsprachigen Raum in die Interpretation von Mammografie, Ultraschall und MRT der Brust einfließen können oder ausschließlich nach den Vorgaben aus dem American College of Radiology (ACR) zu verfahren ist. Im Zentrum der wissenschaftlichen Debatte steht dabei das neue, sogenannte BIRADS-Lexikon des ACR, das bislang nur in englischer Sprache vorliegt und von den rund 300 in Frankfurt erwarteten Fachleuten im Hinblick auf hiesige Standards überprüft wird.

Tagungsleiter Prof. Dr. med. Markus Müller-Schimpfle, Chefarzt für Radiologie am Klinikum Frankfurt-Höchst, erläutert:

„Wir rechnen damit, dass wir im Zuge der Diskussionen auf Besonderheiten treffen, die wir in Deutschland, vielleicht aber auch in Europa anders bewerten als es der amerikanische Senologie-Markt tut“. Dies gelte für den Brustultraschall (Sonografie), der in der deutschen Mammadiagnostik einen hohen Stellenwert genieße und eine höhere Durchdringung habe als in anderen Ländern. Müller-Schimpfle: „Das kritische Thema ‘Wem nutzt eine sonographische Früherkennungsleistung?‘ wird aufgrund der hohen Ultraschall-Expertise in Deutschland anders beantwortet werden als in den USA.“

Ein kritisches Thema: Brustdichte

Darüber hinaus wird das Konsensustreffen ein Problem diskutieren, das zuletzt auch in den Medien verstärkt aufgegriffen wurde. Es geht um die Brustdichte und die diagnostische Qualität, die sich aus der Dichte des Brustgewebes ergibt. Dazu der Mamma-Spezialist:

„Das deutsche Screeningprogramm lässt die einzelne Frau darüber in Unkenntnis, welche diagnostische Genauigkeit die mammografische Untersuchung bei ihr persönlich hat, weil keine Angabe zur Brustdichte gemacht wird. Bei einem dichten Brustgewebe sinkt diese Genauigkeit, wie übrigens auch bei inhomogener Brust im Ultraschall oder in der MRT. Hier können wir von den Amerikanern lernen – denn dort ist die Mitteilung der mammografischen Brustdichte mittlerweile gesetzlich geregelt und wir müssen uns überlegen, ob wir diese Information den Frauen weiterhin vorenthalten wollen.“

Überlagerungsfrei aber noch kein Standard: die 3-D-Mammografie

Schließlich diskutiert die Tagung als technische Innovation die 3-D-Mammografie, ein neues Verfahren, das auch unter dem Namen Tomosynthese bekannt ist. Müller-Schimpfle: „Die Tomosynthese ist international stark auf dem Vormarsch. Ihr größter Vorteil ist die überlagerungsfreie Darstellung des Brustgewebes. Sie wird allerdings mit sehr unterschiedlichen Geräten und sehr unterschiedlicher Strahlenanwendung betrieben, so dass vor einer Beschaffung ein Gerätevergleich im Hinblick auf die patientenbezogenen Fragestellungen durchgeführt werden sollte.“

Das Konsensustreffen Mammadiagnostik findet zum fünften Mal in Frankfurt statt und wird von namhaften Experten gestaltet. Leitung: Prof. Dr. med. Markus Müller-Schimpfle, Chefarzt der Klinik für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Frankfurt Höchst; Partner der Radiologischen Gemeinschaftspraxis radiomedicum.

Tagungsort:Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt am Main

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Röntengesellschaft e.V.

09.06.2015

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