Moderne Nuklearmedizin
Schneller und strahlungsärmer
In derzeit nur zehn deutschen Universitätskliniken und Praxen stehen Gamma-Kameras der neuesten Generation zur Verfügung. Eine davon hat jetzt am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, im Institut für Radiologie, Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Burchert ihren Betrieb aufgenommen. Das Gerät des Typs Discovery NM 530 c bietet erhebliche Vorteile für die Patienten. „Wir können zukünftig deutlich schneller und mit geringerer Strahlendosis untersuchen“, betont Burchert. In der Herzdiagnostik bieten sich dadurch viele neue Einsatz- und Forschungsmöglichkeiten.
Die Gamma-Kamera wird im Herz- und Diabeteszentrum NRW vor allem zur sogenannten Myokard-Szintigraphie eingesetzt. Diese Untersuchung führen die Nuklearmediziner bei Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung (KHK) durch. Die Myokard-Szintigraphie stellt die Durchblutung des Herzmuskels sowohl bei Belastung als auch in Ruhe in Schnittbildern dar. Im Vergleich zu ihrem Vorgänger ist die neue Gamma-Kamera mehr als doppelt so schnell. Die Strahlenbelastung für den Patienten ist dabei nur noch halb so groß.
Zunächst erhalten die Patienten eine Spritze mit schwach radioaktiven Substanzen, die sich im Körper verteilen. Nach 45 Minuten Wartezeit kommt die Gamma-Kamera zum Einsatz.
Dunkle Stellen zeigen schlecht durchblutete Bereiche an, helle Stellen gut durchblutete. „Grundsätzlich gilt: Wenn bei Belastung mehr als zehn Prozent des Herzmuskels schlecht durchblutet sind, ist zu einem Herzkathetereingriff oder einer Bypassoperation zu raten.“
Im Vergleich zu früher müssen die Patienten während der Untersuchung auch nicht mehr so lange still liegen bleiben. Die hohe Qualität der Aufnahmen und deutlich reduzierte Strahlendosis ist einer neuen, hochempfindlichen Halbleiter-Detektoren-Technologie zu verdanken, mit der die neue Gamma-Kamera NM 530c ausgestattet ist. Weil verschiedene radioaktive Untersuchungssubstanzen auch gleichzeitig aufgenommen werden können, wird es zukünftig leichter, Entzündungsherde im Körper zu erkennen und zu lokalisieren. Das Gerät verfügt zudem über einen so genannten List Mode, der den Einstrom der radioaktiven Substanz im Herzmuskel exakt nachverfolgen kann. „Dass wir die Durchblutung damit auch quantitativ messen können, ist für die weitere Forschung zur Koronaren Herzkrankheit hochinteressant.“
Hintergrundinformation zu Myokardszintigraphie
Dieses nuklearmedizinische Verfahren wird eingesetzt, wenn auf Grund von Risikofaktoren oder Symptomen der Verdacht auf Verengungen in den Herzkranzgefäßen besteht und/oder das Belastungs-EKG keine richtungweisenden Informationen ergibt. Die Untersuchung wird auch „Myokard-SPECT“ (Myokard = Herzmuskel) genannt. Im Herz- und Diabeteszentrum NRW wird die Untersuchung im Medizinischen Versorgungszentrum durchgeführt.
Quelle: Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen/Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
08.06.2015