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Prävention statt Reparatur für Deutschlands Herzgesundheit

Herzbericht 2025: Koronare Herzkrankheit bleibt große Herausforderung in Deutschland – Konsequente Prävention ist entscheidend

Eine Deutschland-Karte mit darübergelegtem Herz

© sunt – stock.adobe.com / © dima_oris – stock.adobe.com (Mashup: HiE/WB) 

Rund 4,7 Millionen Betroffene in Deutschland erhalten die Diagnose Koronare Herzkrankheit (KHK).1 Der aktuelle Deutsche Herzbericht macht deutlich: Trotz Fortschritten in der Therapie ist die Krankheitslast im deutschen Raum nach wie vor hoch. Im europäischen Vergleich der Mortalitätsraten steht Deutschland weiterhin hinten an.2 Prävention und Aufklärung sind daher entscheidende Faktoren für Medizin und Gesellschaft, um der KHK entgegenzuwirken. 

Die Koronare Herzkrankheit ist mit die häufigste Todesursache in Deutschland. Bei der chronischen Erkrankung kommt es zu einer Verengung der Herzkranzgefäße durch Ablagerungen (Plaques). Die Folge ist eine unzureichende Durchblutung des Herzens. Besonders gefährlich: Die KHK verläuft oftmals unbemerkt und kann zu ernsten Komplikationen und Folgeerkrankungen wie Atemnot und Brustschmerzen (Angina Pectoris), plötzlichem Herztod oder Herzinfarkt führen.2,3 

Laut dem aktuellen Herzbericht, der jetzt in Berlin vorgestellt wurde, ist die KHK mit 538.675 Krankenhausaufnahmen im Jahr 2023 (2022: 538.277) der häufigste Anlass für eine Krankenhausbehandlung in Deutschland (darunter Herzinfarkt: 185.804). Zudem ist die KHK auch die Hauptursache für eine Herzschwäche und den plötzlichen Herztod (PHT).3 

Dennoch gibt es auch positive Nachrichten: Bei Analyse der KHK-Sterberate über den Zeitraum von 2000 bis 2023 fällt auf, dass diese tendenziell rückläufig ist (2000: 268,8; 2011: 169,6, 2023: 133,3 Todesfälle pro 100.000 EW).4 „Zwar ist die Zahl der Todesfälle durch KHK und Herzinfarkt deutlich gesunken, trotzdem bleibt die Koronare Herzkrankheit eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Sie verliert auch durch rückläufige Sterberaten nichts an ihrer Bedrohlichkeit. Entscheidend ist, Risikofaktoren frühzeitig konsequent zu behandeln“, betont der Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) Professor Holger Thiele auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des Herzberichts deutlich.

Altersgrenzen allein dürfen kein Grund sein, wirksame Therapien vorzuenthalten – die individuelle Situation ist entscheidend

Stefan Blankenberg

Herzkrankheiten wie die KHK betreffen bereits Menschen ab dem mittleren Lebensalter. Laut dem Herzbericht zeigt sich in der Entwicklung der Hospitalisierungsrate der KHK nach Altersgruppen im Vergleich 2011/2023 ab dem 45. Lebensjahr ein deutlicher Anstieg, der ab dem 65. Lebensjahr noch weiter ansteigt und ab 85 wieder abflacht (2023: 45-65 Jahre (682), 65-75 Jahre (1.692), 75-85 Jahre (2.344).3 Die therapeutischen Möglichkeiten sind jedoch durch das höhere Alter nicht signifikant eingeschränkt. Dank moderner interventioneller Verfahren können ältere Betroffene von KHK und Herzinfarkt gut behandelt werden. Durch beispielsweise die Perkutane Intervention (PCI) kann die Durchblutung des betroffenen Herzmuskelareals bei der Akutversorgung eines Herzinfarkts wieder hergestellt werden – mittels eines Ballons und durch einen Stent (Metallgeflecht) können ausgeprägte Gefäßverengungen dauerhaft offengehalten werden. 

Professor Stefan Blankenberg, Präsident der DGK macht deutlich: „Gerade ältere Patienten profitieren sowohl von einer PCI als auch von einer Bypass-Operation. Auch Hochbetagte können hier durch den Eingriff gewinnen: Schmerzen nehmen ab, die Durchblutung verbessert sich und die körperliche Leistungsfähigkeit steigt. Altersgrenzen allein dürfen daher kein Grund sein, wirksame Therapien vorzuenthalten – die individuelle Situation ist entscheidend.“ 

Die wirksamste Vorbeugung gegen die Koronare Herzkrankheit setzt an den zentralen Risikofaktoren Bluthochdruck, gestörte Blutfettwerte und erhöhter Blutzucker an. Hoher Blutdruck schädigt die Gefäßwände, hohe Blutfette setzen sich dort als Ablagerungen ab, und hoher Blutzucker beschleunigt diesen Prozess – zusammen verengen und verhärten sie die Herzkranzgefäße und belasten das Herz. 

Aus den Daten von 106.166 Patienten aus 63 Reha-Einrichtungen, die im Rahmen einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation (DGPR) aus 2023 erhoben wurden und im aktuellen Deutschen Herzbericht aufgeführt sind, wird deutlich, dass die genannten Risikofaktoren überwogen: einen Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) wiesen 49,7% der Betroffenen auf (35.885 Rehabilitanden), gefolgt von Fettstoffwechselstörung (47,3%/32.329), Diabetes mellitus Typ 1/2 (24%/17.309), Adipositas (21,1%/14.243) und auch Rauchen (19%/10.326). Besonders besorgniserregend: Mit Ausnahme der  Raucher ist der Anteil von Betroffenen, die diese Risikofaktoren aufwiesen, im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.3 „Prävention ist unser wichtigstes Werkzeug, um die hohe Sterblichkeit durch die Koronare Herzkrankheit nachhaltig zu senken. Gerade die nach wie vor zu hohen Raucherquoten in Deutschland zeigen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Wenn es gelingt, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Diabetes und das Rauchen konsequent einzudämmen, erreichen wir mehr für die Herzgesundheit, als wenn wir erst nach dem Auftreten von Herzkrankheiten mit der Behandlung beginnen“, sagt Professor Blankenberg. 

Quellen: 

  1. Vrints C, et al. 2024 ESC Guidelines for the management of chronic coronary syndromes. Eur Heart J. 2024 Sep 29;45(36):3415–3537, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae177
  2. Robert Koch-Institut. Koronare Herzkrankheit: Sterblichkeit. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. 2024, https://www.gbe.rki.de/DE/Themen/Gesundheitszustand/KoerperlicheErkrankungen/HerzKreislaufErkrankungen/KoronareHerzerkrankungSterblichkeit/koronareHerzerkrankungSterblichkeit_node.htmldarstellung=0&kennzahl=1&zeit=2022&geschlecht=0&standardisierung=3, zuletzt aufgerufen: 10.09.2025. 
  3. Deutsche Herzstiftung (Hrsg.), Deutscher Herzbericht – Update 2025, September 2025
  4. World Health Organisation (WHO), https://www.who.int/health-topics/cardiovascular-diseases/https://data.who.int/countries (für Daten zu KHK-Mortalität/Lebenserwartung europ. Staaten); Jasilionis D. et al, Eur J Epidemiol (2023), https://doi.org/10.1007/s10654-023-00995-5, zuletzt aufgerufen: 10.09.2025. 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

12.09.2025

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