Ein Arzt und seine Patientin sitzen sich im Raum eines Krankenhauses...
Patientin Margret Eckrodt ist nach dem phonochirurgischen Eingriff wieder gut bei Stimme, kommt aber noch regelmäßig in die Sprechstunde von Dr. Philipp Mathmann in der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am UKM.

Foto: UKM/Ibrahim 

News • Operatives Verfahren bei schweren Stimmstörungen

Wie Phonochirurgie die Stimme retten kann

Die Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am Universitätsklinikum Münster (UKM) bietet operative Lösungen für Menschen mit schweren Stimmstörungen.

Die Stimme ist ein zentraler Teil der eigenen Identität. Für Menschen mit schweren Stimmstörungen bietet die Phonochirurgie wirksame operative Lösungen. An der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am UKM werden in einer Spezialsprechstunde Patienten mit Stimmproblemen unterschiedlichster Ursache behandelt. Die Möglichkeiten der Phonochirurgie sind dabei vielen noch unbekannt – obwohl sie bei geeigneten Diagnosen nachhaltige Verbesserungen ermöglicht. 

„Die Menschen kommen mit Stimmproblemen ganz unterschiedlicher Ursache zu uns", erklärt Dr. Philipp Mathmann, stellvertretender Klinikdirektor und Leiter der phonochirurgischen Sprechstunde. „Oft ist die Stimme als Folge einer Operation oder eines anderen Traumas beeinträchtigt, vielfach liegen aber auch Schlaganfälle, Bandscheibenvorfälle oder Knoten in der Schilddrüse zugrunde. Manchmal findet sich auch gar keine erkennbar medizinische Ursache." 

[Die Aryrotation] hört sich nach einem großen Eingriff an, ist am Ende aber weniger risikoreich als eine Mandeloperation

Philipp Mathmann

Die spezielle phoniatrische Chirurgie verfügt je nach Art und Ausprägung der Stimmstörung über ein breites Spektrum an Behandlungsverfahren zur Stimmverbesserung. Bei einer einseitigen Stimmlippenlähmung (Parese), bei der der Schluss der beiden Stimmlippen nicht mehr möglich ist, kann zunächst konservativ mit einem „Filler" behandelt werden, der in die gelähmte Stimmlippe gespritzt wird. Bleibt diese Behandlung erfolglos oder erholt sich der betroffene Rekurrenznerv nicht innerhalb des ersten Jahres nach der auslösenden Ursache von selbst, kann ein operativer Eingriff die Lösung sein. 

Ein bewährtes Verfahren ist die Laryngoplastik – eine doppelte Medialisierung der gelähmten Stimmlippe. Dabei wird die Stimmlippenposition durch das „Zur-Mitte-Drehen" des Stellknorpels (Aryrotation) optimiert. „Was sich nach einem großen Eingriff anhört, ist am Ende weniger risikoreich als eine Mandeloperation", so Mathmann. Zwar kann es wie bei jeder Operation auch hier Komplikationen geben, diese seien aber sehr selten. Der auch an der Berliner Charité ausgebildete Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie führt diese hochspezialisierten Eingriffe am Marienhospital in Osnabrück durch, mit dem die Klinik für Phoniatrie des UKM seit etwa zwei Jahren erfolgreich kooperiert. Die Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie des UKM ist NRW-weit die einzige Klinik, die diesen hochspezialisierten Eingriff anbietet. 

Nach dem Eingriff wird in der Regel begleitend Logopädie eingesetzt, um den Umgang mit der verbesserten Stimme weiter zu optimieren. Digitale Vorher-nachher-Vergleiche zeigen die Erfolge der Behandlung eindrücklich. Der Leidensdruck, nicht mehr über die vertraute eigene Stimme zu verfügen, sei im Alltag erheblich, betont Mathmann: „Die Stimme ist schließlich auch ein wichtiger Schlüssel zur sozialen Teilhabe." 


Quelle: Universitätsklinikum Münster 

22.10.2025

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