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Nobelpreis für Medizin würdigt Bedeutung der Schlafmedizin
Am 2.10.2017 ging der diesjährige Nobelpreis an drei Forscher in den USA, deren bahnbrechende Arbeiten in den 80er und 90er Jahren über die genetischen und physiologischen Grundlagen der zirkadianen Rhythmik bei der Fruchtfliege einen Meilenstein der Chronobiologie darstellen.
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gratuliert hierzu herzlich. ´Diejenigen, die der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben´, so formulierte es Alfred Nobel, sollten mit den nach ihm benannten Preisen geehrt werden. Bis heute sind es die ehrenvollsten Preise in Forschung und Wissenschaft. „Für die Schlafmedizin bedeutet die diesjährige Verleihung des Nobelpreises für die Erforschung der inneren Uhr einen wahrhaft großen Nutzen. Damit wird unser medizinisches Fachgebiet in die öffentliche Wahrnehmung gerückt und das immense Potential der schlafmedizinischen Forschung verdeutlicht“, erklärt der DGSM-Vorsitzende Dr. Alfred Wiater.
Dadurch wird das immense Potential der schlafmedizinischen Forschung verdeutlicht
Alfred Wiater
Zirkadiane Rhythmen sind ein grundlegendes biologisches Prinzip, es ermöglicht bereits bei Einzellern Zeiten der Erholung, im Sinne einer relativen Stoffwechselruhe. Auch beim Menschen steuert die innere Uhr unsere Schlafzeiten und stellt sicher, dass wir nicht nur an den äußeren Hell-Dunkel-Wechsel angepasst bleiben, sondern auch dass alle inneren biologischen Prozesse miteinander im Takt bleiben. Der Schlaf-Wach-Rhythmus steht bei vielen Menschen nicht in Übereinstimmung mit den Aktivitätsphasen unserer Gesellschaft. Für viele Menschen, insbesondere die Spättypen, sogenannte Eulen, beginnen Arbeit und Schule viel zu früh. Die Folgen sind Schlafstörungen und ein chronisches Schlafdefizit. In Deutschland leiden ca. 6 % der Bevölkerung an behandlungsbedürftigen Schlafstörungen.
Laut einer aktuellen Studie der DAK haben 85% der Arbeitnehmer Probleme mit dem Schlaf, was negative Auswirkungen auf die Produktivität am Arbeitsplatz und die Sicherheit im Straßenverkehr hat. Mehr als doppelt so viele Menschen sterben auf deutschen Straßen infolge Sekundenschlafes am Steuer als infolge Alkohols am Steuer. Auch der frühe Schulbeginn steht für Schüler ab der Pubertät nicht in Übereinstimmung mit der inneren Uhr. Forscher verweisen darauf, dass ein späterer Schulbeginn mit besseren Schulleistungen einhergehen würde. Die Deutlichkeit der inneren Uhr merken wir z.B. auch, wenn wir bei längeren Feiern unseren „toten Punkt“ haben, im Schichtdienst arbeiten müssen oder einen Jetlag nach Zeitzonenflügen haben. Dauerhafte Verschiebungen zirkadianer Rhythmen im Vergleich zum Hell-Dunkel-Wechsel sind zwar sehr seltene, aber diagnostisch und therapeutisch anspruchsvolle schlafspezifische Erkrankungen.
Die zirkadiane Rhythmik stellt einen wesentlichen Bestandteil der Schlafforschung und Schlafmedizin dar. Die AG Chronobiologie der DGSM prägt die Schlafforschung in Deutschland schon seit mehr als 20 Jahren. Wir freuen uns daher ganz besonders, dass bei der 25. Jahrestagung vom 9. - 11. November 2017 in Münster die AG Chronobiologie gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin ein Symposium zur neuen Leitlinie Schichtarbeit durchführt. Auch ein weiteres Symposium thematisiert die innere Uhr und ganz neue Ergebnisse der chronobiologischen Forschung werden in einer entsprechenden Postersitzung am Freitag vorgestellt. Zudem darf man jetzt bereits verkünden, dass aus aktuellem Anlass das Kongressprogramm um einen Vortrag erweitert wird: Kongresspräsident und DGSM-Vorstandsmitglied Prof. Peter Young wird in Münster erklären, was genau mit dem Nobelpreis gewürdigt worden ist und welche Bedeutung das für die Schlafmedizin hat.
Quelle: DGSM
04.10.2017