Mit Mikrowelle und heißer Nadel
Was in der Thermoablation Trend ist
Feuertaufe bestanden: Die Thermoablation hat sich im klinischen Kontext erfolgreich bewährt! Mit einer über die letzten 15 Jahre aufgebauten und zunehmend starken Datenlage ist der Nachweis erbracht, dass die thermoablativen Verfahren in vielen Bereichen, wie der Behandlung von primären und sekundären Lebertumoren, Nieren- und Lungentumoren bis hin zur palliativen Behandlung von Knochentumoren und bei der Schmerztherapie, mit der Langzeiteffizienz chirurgischer Verfahren mithalten kann. Über die neuen Entwicklungen im Bereich der thermoablativen Verfahren berichtet Prof. Dr. Thomas Helmberger auf dem diesjährigen Österreichisch-Bayerischen Röntgenkongress.
Prof. Dr. Thomas Helmberger, Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin des Klinikums Bogenhausen in München, zählt zu den weltweit führenden Spezialisten für die Tumortherapie der Leber. Besondere Pionierarbeit leistete er im Jahr 2003, als er als erster Mediziner in Europa die damals noch junge Embolisationstechnik der Selektiven Internen Radiotherapie (SIRT) bei der diffusen, multifokalen Lebermetastasierung zur Anwendung brachte. Dieses Jahr widmet er sich in seinem Vortrag auf dem Österreichisch-Bayerischen Röntgenkongress jedoch nicht den Embolisations-, sondern den Thermoablationstechniken.
„Vor allem in der Gerätetechnik drängt in jüngster Zeit eine neue Generation leistungsstarker Mikrowellengeneratoren auf den Markt, die vermutlich schneller und effizienter sind als die Radiofrequenzablationssysteme“, erklärt Prof. Dr. Thomas Helmberger. Während die Radiofrequenzablation im Kurzwellenbereich arbeitet und Temperaturen von 90 bis 120 °C erreicht, bevor Karbonisationsphänomene einsetzen, können mit der Mikrowellenablation Temperaturen im Tumorgewebe von bis zu 160 °C erzielt werden. So gelingt es, im Vergleich zur Radiofrequenzablation höhere Energiemengen pro Zeiteinheit zu verabreichen, wodurch sich letztendlich auch die Behandlungszeit verkürzen lässt.
Völlig unblutig und berührungsfrei erfolgt die Thermoablation mit hochintensivem fokussiertem Ultraschall (High Intensity Focused Ultrasound – HIFU). Dabei werden Ultraschallwellen im Zielgebiet fokussiert, wobei sich im Fokus schon nach kurzer Zeit (< 60 Sekunden) Temperaturen von 60 bis 80 °C einstellen, mit konsekutiver Thermokoagulation des behandelten Gewebes. Zurzeit gibt es weltweit drei Anbieter, die die HIFU-Technik gelauncht haben: Die Firma InSightec in Zusammenarbeit mit GE Healthcare, Philips Healthcare und Chongqing Haifu Technology Co. Ltd in Kooperation mit Siemens Medical Solutions.
Das Einsatzgebiet der HIFU-Therapie ist jedoch noch stark limitiert. Als Wegbereiter für HIFU diente die Behandlung von Gebärmuttermyomen. Seit sich die schonende Myomtherapie in Zentren wie dem FUS-Center am Klinikum Dachau unter der Leitung von Dr. Matthias Matzko immer stärker etabliert, strebt die Wissenschaft jetzt höhere Ziele mit HIFU an, verrät Prof. Dr. Thomas Helmberger: „Spannend wird es, wenn wir mit HIFU in Zukunft nicht nur gutartige, sondern auch bösartige Tumoren behandeln können. Es gibt hierzu erst sehr wenige Erfahrungen aus einigen ausländischen Forschungslaboren. Aber die Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet fängt ja gerade erst an. Es rumort sozusagen hinter den Kulissen.“
Die Dringlichkeit solcher Forschungsarbeit liegt für Prof. Dr. Thomas Helmberger auf der Hand: „Mittlerweile lassen sich allein beim hepatozellulären Karzinom etwa 20 bis 25 % der Tumoren mit Thermoablation behandeln, nur 10 bis 15 % sind für die Chirurgie geeignet. So wie in der Chirurgie liegen die Grenzen des Machbaren beim HCC zwar immer noch bei der Lebervorschädigung durch Zirrhose, nichtsdestoweniger eröffnet die Thermoablation echte Behandlungsalternativen.“
Im Profil
Bevor Prof. Dr. Thomas Helmberger im Jahr 2007 seinen Dienst als Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Bogenhausen, München, aufnahm, leitete er zweieinhalb Jahre die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin und das medizinische Leistungszentrum 5 (Radiologie, Nuklearmedizin, Neuroradiologie und Strahlentherapie) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Prof. Dr. Thomas Helmberger ist Mitherausgeber der Fachzeitschriften „Der Radiologe“ und „CardioVascular and Interventional Radiology“ (CVIR) und engagiert sich als Gutachter für weitere Publikationen wie „RöFo“ oder das „European Journal of Radiology“. Er ist darüber hinaus aktiv in zahlreichen Fachgesellschaften, unter anderem als Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie (DeGIR) und der International Liver Cancer Association (ILCA).
Veranstaltungshinweis
Freitag, 8. Oktober 2010, 13:30 Uhr–14:30 Uhr: Leber
Vorsitz: H. Langenberger, Oberwart und M. Uder, Erlangen
13:30 Uhr: Interventionen III – Zukunft Thermoablation
Th. Helmberger, München
06.10.2010