ewing sarcoma cells
Zellen eines metastasierten Ewing-Sarkoms

Bildquelle: Lance Liotta Laboratory, Ewing sarcoma cells, CC BY 2.5

News • Sarkom-Forschung

Knochenkrebs bei Kindern: Zell-Sabotage soll Tumoren in den Tod treiben

Tumoren der Knochen und Weichteile, sogenannte Sarkome, treten vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf und sind bislang nur unzureichend erforscht. In Heidelberg beschäftigen sich Wissenschaftler nun sehr intensiv mit dem Ewing-Sarkom:

Sie untersuchen die Rolle eines charakteristischen „Krebsgens“, das dazu führt, dass sich die Tumorzellen sehr schnell und fast fehlerfrei vermehren. Mit Hemmstoffen wollen sie gegensteuern und Tumorzellen letztlich zur Selbstzerstörung bringen. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit 233.000 Euro. „Sarkome sind die dritthäufigste Krebsart im Kindes- und Jugendalter. Im Vergleich zu anderen Krebsarten haben die jungen Patienten eine deutlich schlechtere Chance auf Heilung“, sagt Professor Dr. Dr. Thomas Grünewald, Leiter der Forschungsgruppe Translationale Pädiatrische Sarkomforschung am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) und Leiter der gleichnamigen Abteilung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Beim Ewing-Sarkom liegt die Sterblichkeitsrate noch immer bei etwa 30 Prozent. Gemeinsam mit seinem Team möchte Grünewald neue Behandlungsmöglichkeiten für diesen bösartigen Knochentumor entwickeln.

Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren

Die Wissenschaftler konzentrieren sich dabei auf eine Veränderung des Erbgutes, die bei fast allen Ewing-Sarkomen vorkommt. Mehrere Gene sind dabei zu einem „Krebsgen“ verschmolzen – mit schwerwiegenden Folgen: Das neu gebildete Gen bringt Chaos in die Regulation der Zellteilung und löst damit das Tumorwachstum aus. „Beim Ewing-Sarkom teilen sich die Zellen besonders schnell“, erklärt KiTZ-Wissenschaftlerin Dr. Florencia Cidre-Aranaz, die das Projekt leitet. Normalerweise häufen Zellen, die sich sehr schnell teilen, beim Kopieren ihres Erbgutes viele Fehler an. Der Körper merkt dann, dass mit den Zellen etwas nicht stimmt und sorgt dafür, dass sie absterben. „Beim Ewing-Sarkom passieren aber erstaunlicherweise kaum Fehler“, erläutert Cidre-Aranaz.

Zur stabilen Teilung der Tumorzellen trägt das Protein PRC1 bei, das durch das neue Krebsgen verstärkt gebildet wird. Patienten, bei denen PRC1 übermäßig aktiv ist, haben zudem eine besonders ungünstige Überlebensprognose. Die Forscher beschäftigen sich nun mit der Frage, wie genau das Krebsgen PRC1 hochreguliert und ob Hemmstoffe diesen Signalweg gezielt stören können. In der Folge würde dies dazu führen, dass neu gebildete Zellen wieder vermehrt Fehler in der Erbsubstanz aufweisen und absterben. Die Wissenschaftler wollen Hemmstoffe einsetzen, die sich bereits in der klinischen Erprobung befinden. „Wir sind deshalb sehr zuversichtlich, dass sich die Ergebnisse aus dem Labor schnell in klinische Studien zur Entwicklung neuer Behandlungsansätze übertragen lassen“, sagt Grünewald.

„In der Kinderonkologie sind bereits erhebliche Fortschritte erzielt worden: Heute können vier von fünf der jungen Patienten geheilt werden“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Beim Ewing-Sarkom haben die Patienten aber leider immer noch eine schlechte Prognose. Die Bekämpfung von Krebs im Kindes- und Jugendalter ist daher auch in Zukunft für uns ein zentrales Anliegen.“


Quelle: Stiftung Deutsche Krebshilfe

16.07.2021

Verwandte Artikel

Photo

News • Hirntumor bei Kindern

Medullablastom: "Wanderschaft" macht Krebszellen weniger aggressiv

Ein Forscherteam hat mithilfe eines neuartigen Verfahrens untersucht, was bestimmte Hirntumoren bei Kindern auf zellulärer Ebene in die gutartigere oder bösartige Richtung lenkt.

Photo

News • Kombination morphologischer und Zellstatusmarkern

Bessere Diagnostik von Kopf- und Halstumoren durch neues Analyseverfahren

Um den Verlauf bei Kopf-Hals-Krebs besser vorherzusagen und das Ansprechen auf Therapien zu beurteilen, analysiert eine neue Technik Krebszellen und das umgebende Gewebe auf Einzelzell-Ebene.

Photo

News • Forschung zu MR1-T-Zellen

Turbo-Stoffwechsel führt Immunabwehr zum Krebs

Werden Zellen zu Tumorzellen, stellen sie ihren Stoffwechsel grundlegend um. Forscher zeigen, dass dies Spuren hinterlässt, die Angriffspunkte für Immuntherapien gegen Krebs sein könnten.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren