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News • Infektionsprävention
Bleibt in der Krankenhaushygiene genug Zeit für – Hygiene?
Hygienebeauftragte sind unverzichtbar für die Infektionsprävention – doch haben sie auch genug Zeit für ihre Aufgaben? Dr. Anne Marcic vom Gesundheitsamt Kiel präsentierte auf dem BVMed-Hygieneforum eine Analyse mit klarem Befund: Ohne passende Rahmenbedingungen bleibt wirksames Hygienemanagement auf der Strecke.

Bildquelle: BVMed
Hygienebeauftragte sind neben dem Hygienefachpersonal wichtige Ansprechpartner in Kliniken. Sie geben Entscheidungen der Hygienekommission an ihre jeweiligen Arbeitsbereiche weiter, achten auf die Einhaltung von Hygieneregeln und vermitteln zwischen dem Behandlungsteam und den Hygieneexperten. Doch haben sie auch genug Zeit für diese Aufgaben?
Dr. Anne Marcic, Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin und Abteilungsleiterin Infektionsschutz des Gesundheitsamtes Kiel, ging dieser Frage auf dem 14. Hygieneforum des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) in Berlin nach. Sie präsentierte die Ergebnisse einer Analyse zur Freistellung von Hygienebeauftragten in Kieler Krankenhäusern.
Unterschiedliche Rollen, gemeinsames Ziel
Marcic betonte die unterschiedlichen Rollen von hygienebeauftragten Ärzten und hygienebeauftragten Pflegekräften gemäß der KRINKO-Empfehlung des Robert Koch-Instituts. Hygienebeauftragte Ärzte sind das Bindeglied zwischen Behandlungsteam und Hygieneexperten. Sie unterstützen das Hygienefachpersonal in ihrem Bereich auf vielfältige Weise: Sie helfen dabei, Infektionsrisiken zu analysieren, bereichsspezifische Hygienepläne zu erstellen und das Personal zu schulen. Außerdem wirken sie bei der systematischen Erfassung von Infektionen mit und unterstützen die Einführung sogenannter Präventionsbündel – also aufeinander abgestimmter Maßnahmenpakete, die Krankenhausinfektionen verhindern sollen.
Hygienebeauftragte Pflegekräfte haben eine andere Aufgabe: Sie tragen Hygienethemen auf ihre Station oder in ihren Funktionsbereich und sorgen dort für die korrekte Umsetzung im Arbeitsalltag. Wichtig dabei: Krankenhaushygieniker, Hygienefachkräfte und Hygienebeauftragte ergänzen sich in ihrer Tätigkeit – können sich aber nicht gegenseitig ersetzen.
Freistellung korreliert nicht mit Infektionsrisiko
Nur wenn die Rahmenbedingungen tatsächlich stimmen, werden die Aufgaben auch effektiv wahrgenommen
Anne Marcic
Die Analyse aus Kiel förderte ein Problem zutage: Die Zeit, die Hygienebeauftragten für ihre Aufgaben zur Verfügung steht, richtet sich nicht nach dem tatsächlichen Infektionsrisiko des jeweiligen Bereichs. Marcic sieht daher Verbesserungsbedarf bei den strukturellen Voraussetzungen. Die Funktion der Hygienebeauftragten müsse anerkannt und mit entsprechenden Freistellungen hinterlegt werden – nur so könnten sie ihre Aufgaben auch tatsächlich wahrnehmen.
Hygienebeauftragte sollten nicht erst bei akuten Problemen hinzugezogen werden, sondern routinemäßig eingebunden sein – etwa bei bereichsspezifischen Maßnahmen, der Beobachtung von Arbeitsabläufen oder der Erfassung von Infektionen. Die infektionshygienische Überwachung müsse dabei auch die Rahmenbedingungen hinterfragen. „Nur wenn die Rahmenbedingungen tatsächlich stimmen, werden die Aufgaben auch effektiv wahrgenommen", so das Fazit von Marcic. (WB)
22.12.2025








