3D-Darstellung der Anatomie des weiblichen Unterleibs bei Endometriose

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Artikel • Gynäkologie und Geburtshilfe

Endometriose: Neues zu Forschung und Therapien

Die Endometriose rückt immer mehr in den Fokus der Medizin und Forschung. Eine gute Nachricht für rund 190 Millionen betroffene Frauen weltweit, davon allein zwei Millionen in Deutschland. Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) Mitte Oktober in Berlin stellten Experten die neuesten Erkenntnisse und Therapien rund um die chronisch verlaufende Krankheit vor.

Artikel: Sonja Buske

Direkt zu Beginn des Kongresses brach Dr. Sebastian Schäfer eine Lanze für den Einsatz der Sonographie zur Endometriose-Diagnostik. Der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Clemenshospitals Münster betonte, dass die Gewebe-Wucherungen in den meisten Fällen durch transvaginalen Ultraschall nachweisbar seien. „Die Sonografie ist bei Endometriose das erste Mittel der Wahl, gefolgt von der MRT. Einzig die peritoneale Endometriose ist mittels Bildgebung nicht verlässlich nachweisbar. In allen anderen Fällen sollte heutzutage keine diagnostische Operation mehr durchgeführt werden“, wurde der Experte deutlich. Die Ausbildung von Gynäkologen in der Sonografie sei daher sehr wichtig, um die Behandlungsqualität zu steigern.

Prophylaktische Salpingektomie

Die opportunistische Salpingektomie bei Patientinnen mit Endometriose könnte potenziell das Risiko für die Neubildung von Endometriose verringen, ist jedoch noch nicht ausreichend durch Studien belegt

Stefanie Burghaus

Prof. Dr. Stefanie Burghaus vom Universitäts-Endometriosezentrum Franken (UEK) beleuchtete die prophylaktische Salpingektomie zur Prävention der Erkrankung. Durch die operative Entfernung eines oder beider Eileiter könnte verhindert werden, dass Endometriosezellen über alternative Mechanismen wie die lymphatische oder hämatogene Ausbreitung in den Beckenraum gelangen. Es fehlen allerdings randomisierte, kontrollierte Studien, die den Zusammenhang zwischen Salpingektromie und Endometrioseprävention untersucht haben. „Die opportunistische Salpingektomie bei Patientinnen mit Endometriose könnte potenziell das Risiko für die Neubildung von Endometriose verringen, ist jedoch noch nicht ausreichend durch Studien belegt. Die Hypothese basiert auf der retrograden Menstruationstheorie und dem gemeinsamen tubaren Ursprung von Endometriose und dem klarzelligen und endometrioiden Ovarialkarzinom“, so Burghaus. Sie hält die opportunistische Salpingektomie nach Nutzen-Risiko-Abwägung zwar für eine sichere Methode, betont aber auch, dass sie vor allem eine Option zur Prävention des Ovarialkarzinoms sei, während ihre Rolle bei der Endometriose-Prävention noch genauer untersucht werden müsse. 

Burghaus verwies zudem auf andere Therapiemöglichkeiten wie hormonelle Behandlungen, eine entzündungshemmende Ernährung mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien sowie regelmäßige Bewegung. Schwangerschaften, Geburten und lange Stillzeiten würden sich ebenfalls positiv auf die Endometriose auswirken.

Projekt: Endo-Relief

Das Metabolomics-Projekt „Endo-Relief“ hat sich zum Ziel gesetzt, diagnostische und therapeutische Marker für Endometriose zu finden sowie mit Hilfe von Bildgebung die Endometriose-Herde näher zu klassifizieren. Dafür ist eine Patientinnen-Datenbank sowie eine Biodatenbank aus Serum- und Gewebeproben erforderlich. Prof. Dr. Bernhard Krämer, stellvertretender Ärztlicher Direktor an der Universitätsfrauenklinik Tübingen, konnte von ersten Ergebnissen des Projektes berichten: „Es gibt sehr gute Hinweise darauf, dass Glykolyse und Lipidstoffwechsel bei den betroffenen Patientinnen so verändert sind, dass dadurch das Wachstum und Überleben der Zellen wahrscheinlich gefördert wird.“

Rektumendometriose: Keine Symptome – keine OP

Dr. Harald Krentel ging genauer auf die Rektumendometriose ein und betonte ebenso wie Dr. Harald Schäfer den Stellenwert der Sonografie und der MRT, um mit hoher Zuverlässigkeit Herde vor der Behandlung zu beschreiben. „Liegen keine Symptome oder Fehlfunktionen vor, ist auch keine Operation nötig“, machte der Chefarzt für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie am Bethesda Krankenhaus Duisburg deutlich. Selbst tief infiltrierende Herde im Darm würden sich über die Jahre hinweg kaum verändern. Er sprach sich darüber hinaus klar für die Einführung interdisziplinärer Boards nach dem Vorbild der Tumorboards aus, um die Erkrankung noch besser behandeln zu können.

Klinische Psychologie

Die Roxwell-Studie befasst sich mit dem Einfluss von psychologischen Faktoren auf den Verlauf der Beschwerden und des Wohlbefindens bei Patientinnen nach einer Endometriose-Entfernung. Die wissenschaftliche Kooperationsstudie zwischen der Frauenklinik an der Elbe und der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg untersucht, ob psychologische Faktoren das Befinden nach einer Laparoskopie bei Patientinnen mit Endometriose beeinflussen. „Aus anderen Bereich, z.B. Brustkrebs-Erkrankungen, weiß man, dass negative Erwartungen die Nebenwirkungen verdoppeln können“, so PD Dr. Olaf Buchweitz von der Frauenklinik an der Elbe. „Bei Bypass-Operationen am Herzen hat man dagegen festgestellt, dass positive Erwartungen mit kürzeren Krankenhausaufenthalten assoziiert sind. Diese Erwartungen können wir nutzen, um die Behandlungsergebnisse zu verbessern.“

26.11.2024

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