Die ideale Ergänzung

Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Computertomographie (CT) sind bei der Kardiobildgebung in hohem Maß komplementär“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Marcus Hacker, Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Wien

Dreidimensionale Bildfusion aus SPECTPerfusion und CT-Koronaranatomie.
Dreidimensionale Bildfusion aus SPECTPerfusion und CT-Koronaranatomie.

"Die Stärke der CT liegt in der Koronardiagnostik, die Stärke der PET in der Myokardbildgebung. Die beiden Verfahren ergänzen sich ideal.“ so Hacker. In der klinischen Praxis sieht man zudem häufig eine Koronarpathologie ohne Perfusionsdefekte und umgekehrt Durchblutungsstörungen des Herzmuskels ohne erkennbare Schäden der Herzkranzgefäße. Für diese Fälle ist die ergän zende Information des Hybridverfahrens PET/CT ebenfalls sehr hilfreich.

Mittels PET allein lässt sich die Perfusion des Herzmuskels mit verschiedenen Radiopharmaka bestimmen, es ist aber auch möglich, den Metabolismus des Myokards (zum Beispiel Glukose, Acetat, Fettsäuren) oder die myokardiale Innervation zu untersuchen. Auch Infektionen (Herzklappeninfektion, myokardiale Sarkoidose, Amyloidose) lassen sich mit der PET diagnostizieren.

Die CT wird zum einen dafür verwendet, die PET-Information im Sinne einer Schwächungskorrektur zu verbessern – also eine rein technische Maßnahme. Zum anderen kann aus den CT-Daten der koronare Kalzium-Score berechnet werden. „Die Königsdisziplin ist sicherlich die CT-Angiographie, also die Darstellung der kontrastmittelgefüllten Koronargefäße und die Quantifizierung des Grades der Stenosierungen“, unterstreicht Hacker und bekräftigt: „Immer mehr setzt sich die Meinung durch: Wenn man die PET/CT zur Verfügung hat, dann fährt man das volle Programm – also CT-Angiographie plus PETPerfusionsmessung.“ Beide Verfahren bringen einander nämlich einen Zusatznutzen.

Die PET-Perfusionsmessung erreicht zwar – mit Spezifität und Sensitivität von über 90 Prozent – bereits für sich allein eine sehr hohe Treffsicherheit im Vergleich zur invasiven Koronarangiographie. Eine simultane CT-Angiographie jedoch gestattet darüber hinaus die Zuordnung von detektierten Perfusionsdefekten zu den verursachenden Koronarstenosen. Mit der PET allein gelingt das nur in rund 30 Prozent der Fälle. „Dadurch werden Revaskularisierungsmaßnahmen planbar“, erläutert Hacker. Erste Studien zeigen überdies, dass die CT-Angiographie auch einen Zusatznutzen hinsichtlich der individuellen Risikostratifizierung von Patienten durch die Detektion von Koronarstenosen und nicht-kalzifizierten Plaque-Anteilen bringt.

Die CT-Angiographie allein wird zunehmend als First-Line-Untersuchung zum Ausschluss einer koronaren Herzerkrankung bei Patienten mit niedriger bis mittlerer Vortestwahrscheinlichkeit für eine koronare Herzerkrankung angewandt. Wenn die CT-Angiographie aber nicht komplett unauffällig ist, dann zeigt die PET einen hohen Zusatznutzen. „Der positive prädiktive Wert der CT-Angiographie zur Abschätzung vorliegender Perfusionsdefekte ist mit etwa 30 bis 40 Prozent sehr limitiert. Wenn in den Koronarien pathologische Veränderungen zu erkennen sind, kann die CT-Angiographie nicht vorhersagen, ob diese Veränderungen zu Perfusionsdefekten im Myokard führen oder nicht“, erklärt Hacker. Die PET-Perfusionsmessung ist deshalb das entscheidende Kriterium für Therapieplanung und Risikostratifizierung.

„Die CT-Angiographie gemeinsam mit der PET-Perfusionsmessung erlaubt eine komplette, nichtinvasive, kombinierte, koronarpathologische und funktionelle Herzdiagnostik“, fasst Hacker zusammen und prophezeit dem Hybridverfahren, das die explorative Phase bereits hinter sich gelassen hat, eine große Zukunft. Im Gegensatz etwa zur PET/MRT finden sich aufgrund der onkologischen Anwendungen PET/CT-Geräte in vielen Einrichtungen. Hacker: „PET-Scanner ohne CT werden überhaupt nicht mehr hergestellt.“

Im Profil:
Univ.-Prof. Dr. Marcus Hacker ist seit Juli 2013 Leiter der Klinischen Abteilung für Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Wien. Der in Bayern geborene Nuklearmediziner war davor als Leiter der Präklinischen Bildgebung der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin an der LMU München tätig. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die verstärkte Etablierung personalisierter Diagnoseund Therapiekonzepte und die Forcierung translationaler Forschungsprojekte. Seit 2012 ist er Leiter der Forschungsgruppe Herz- Kreislauf-Nuklearmedizin der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN).

Veranstaltung
Raum Rieder
Mi, 28.05.2014,
13:15 - 14:15 Uhr
Kardiale Bildgebung
Barkhausen J. / Lübeck
Session: Fit für den Facharzt – Kardiale Bildgebung

23.05.2014

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