Vom Wandel der Wahrnehmung

Nach zwei Jahren an der Spitze scheidet Prof. Dr. Michael Forsting während des Kongresses als Vorsitzender der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) aus dem Amt aus. In den kommenden zwei Jahren wird er den neuen amtierenden Präsidenten Prof. Dr. Norbert Hosten als Past-Präsident aber weiterhin unterstützen und sich zudem dafür einsetzen, dass sich die Ausbildung der MTRA verbessert.

Photo: Vom Wandel der Wahrnehmung

Prof. Forsting, wie hat sich die DRG in den vergangenen beiden Jahren verändert? Was haben Sie erreicht?

Forsting: Eine der wichtigsten Aufgaben zu Beginn meiner Amtszeit war sicherlich, den Wechsel in der Geschäftsführung der DRG konzentriert zu begleiten. Bernhard Lewerich hat große Fußstapfen hinterlassen, die es zu füllen galt. Dr. Lohwasser hat sich zur Freude aller Beteiligten als der perfekte Nachfolger entpuppt: Innerhalb kürzester Zeit hat er viele gute Ideen eingebracht, die Geschäftsstelle neu geordnet und die assoziierten Fachgesellschaften stärker eingebunden, die damit jetzt mehr Gewicht bekommen. Zudem ist die Gesellschaft in den vergangenen beiden Jahren internationaler geworden, hat sich nach außen geöffnet – sowohl für die eigenen Mitglieder als auch für den Nachwuchs und die Öffentlichkeit.


Wie macht sich diese Internationalisierung bemerkbar?

Wir haben unseren Fokus etwas mehr nach Asien ausgerichtet als bislang, ohne dabei unsere engen Beziehungen zu den USA außer Acht zu lassen. Viele Kollegen waren in China, Korea und Japan unterwegs und haben dort Vorträge gehalten. Ein Ergebnis dieser Öffnung ist der deutsch-asiatische Nachmittag hier in Hamburg. Die Unterschiede der Gesellschaften sind doch erheblich. So sieht die Facharztausbildung anders aus und auch das Krankheitsspektrum. Allerdings sind die Asiaten wissenschaftlich ganz anders aufgestellt als wir, die Koreaner beispielsweise halten ihre Jahrestagung ausschließlich auf Englisch ab. Ich denke, wir müssen deutlicher machen, dass die Radiologie für die Medizin als wissenschaftliches Fach außerordentlich bedeutend ist, und dafür in Deutschland auch neue Plattformen finden. Zudem ist es überlegenswert, den eigenen Nachwuchs verstärkt auf internationale Kongresse zu schicken.


Das öffentliche Bild der Radiologie ist – wenn überhaupt vorhanden – aufgrund der Dosisdiskussion ja eher ein negatives. Haben Sie daran etwas ändern können?

Leider kann das Faszinierende an der Radiologie nur schwer in die Öffentlichkeit transportiert werden. Viele Bürger kennen zwar unsere Verfahren, wissen aber nicht, dass ein Radiologe dahintersteht. Die Konsequenz dieser Erkenntnis war die Imagekampagne „Medizin mit Durchblick“ im vergangenen Jahr. Zudem haben wir die Website neu gestaltet, sind in den sozialen Netzwerken Twitter und Facebook aktiv und geben jetzt zum ersten Mal eine Patientenzeitschrift heraus. Zudem haben wir das Geburtshaus von Wilhelm Conrad Röntgen gekauft und aufwendig renoviert – mit positiver Resonanz in der Öffentlichkeit. Und wir haben festgestellt: Auch andere Querschnittsfächer haben das Problem einer mangelnden Wahrnehmung. Gerade mit der Pathologie ergeben sich viele Anknüpfungspunkte: eine nicht sehr informierte Öffentlichkeit, ein kaum noch zu beherrschendes, umfassendes Querschnittsfach, die Tendenz zur Subspezialisierung, die Anforderungen aus den Tumorboards und mangelnder Nachwuchs. Genügend Gründe also, sich mit den Kollegen über Gemeinsamkeiten zu unterhalten und – vielleicht in Zukunft als praktische Konsequenz – Teile der Ausbildung zusammen zu gestalten (siehe auch Gespräch mit Prof. Dr. Manfred Dietel).


Was werden Sie als Past-Präsident tun?

Zum einen werde ich sicherlich versuchen, meinem Nachfolger Prof. Dr. Hosten den Rücken etwas freizuhalten, und zum anderen werde ich helfen, die Neuausrichtung der Berufsausbildung der MTRA voranzutreiben. Die Ausbildungsinhalte dieses Berufsstandes sind zum Teil veraltet. Da es jedoch auf dem Markt eine große Nachfrage nach besser ausgebildeten MTRA gibt, die den Radiologen mehr Arbeit abnehmen und selbstständiger tätig sind, müssen wir an dieser Situation etwas ändern.

Vielen Dank für das Gespräch.
 

31.05.2013

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