Das kleine DSA-Einmaleins
Jeder fängt mal klein an und da der Beruf eines Medizinisch-Technischen Radiologieassistenten (MTRA) mit viel Verantwortung und physikalisch-technischem Know-how einhergeht, frischen auf dem RadiologieKongressRuhr nicht nur die fertig ausgebildeten Mediziner ihr neues und altes Wissen auf, sondern auch der MTRA-Nachwuchs bereitet sich hier auf seine ersten Prüfungen vor.
Am Schülerdonnerstag vermitteln Profis auf verständliche und klare Weise die Grundlagen der Radiologieassistenz. So wie die beiden jungen MTRA Charis Bajohr und Özge Tugce Dedehayir vom Institut für Klinische Radiologie am Universitätsklinikum Münster. Bei ihrem Vortrag dreht sich alles um die digitale Subtraktionsangiographie (DSA), die zur Darstellung von Blutgefäßen eingesetzt wird. Dabei geben die beiden auch praktische Tipps aus ihrem eigenen Arbeitsalltag.
Die Angiographie ist eine Röntgenuntersuchung, bei der Gefäßverengungen oder Blutungen in den Arterien und Venen aufgespürt werden sollen. Man unterteilt den Angiographiebereich in Neuroradiologie, also Untersuchungen, die am Kopf oder Hals durchgeführt werden, und die Allgemeinradiologie. Eine diagnostische Untersuchung, die besonders häufig in radiologischen Abteilungen zum Einsatz kommt, ist die Becken-Bein-Angiographie. Vorausgesetzt, dass dabei eine Engstelle im Gefäß gefunden wird, kann aus der diagnostischen auch schnell eine interventionelle Untersuchung werden, bei der die Stenose mithilfe von Ballons oder Stents aufgedehnt wird. Welche Besonderheiten es bei welcher Untersuchung zu beachten gilt, wollen die beiden MTRA aus Münster bei ihrem Vortrag anhand von Beispielen näher beleuchten.
Zunächst einmal müssen jedoch die richtigen Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Oberste Priorität bei jeder DSA hat die Hygiene, betont Charis Bajohr: „Die Vorschriften hierzu sind sehr viel strenger als im normalen Röntgenbetrieb, weil dem Patienten wie bei einer Operation kleine Schnitte zugefügt werden, über die die Instrumente und Katheter in die Gefäße eingeführt werden. Damit es zu keinen Infektionen kommt, muss der Arbeitsplatz also unbedingt steril gehalten werden.“
Zu den Hygienemaßnahmen gehört das Tragen einer speziellen Funktionskleidung, die einer OP-Kleidung sehr ähnlich sieht und die solange anbehalten wird, wie man sich im Arbeitsbereich aufhält. Zusätzlich legt man eine Röntgenschürze an, sobald man den Untersuchungsraum betritt. „Bei uns besteht die Röntgenschürze aus einer Weste, in die ein zusätzlicher Schilddrüsenschutz eingearbeitet ist, und einem Rock“, berichtet Charis Bajohr weiter, „jede MTRA hat ihre eigene Arbeitsschutzkleidung, die speziell für sie angepasst wurde. Wir haben aber auch passende Schürzen für unsere Schüler. Wenn man steril am Tisch assistiert, muss man zusätzlich noch einen sterilen Kittel, Mundschutz, Handschuhe, Haube sowie eine Bleiglasbrille anziehen. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen, wenn man manchmal mehrere Stunden in voller Montur am Tisch steht.“
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist der Strahlenschutz. „Wenn die Röntgenstrahlung eingeschaltet ist, wird der gesamte Angiographieraum als Kontrollbereich bezeichnet“, erklärt Özge Tugce Dedehayir, „innerhalb dieses Kontrollbereichs gibt es jedoch Positionen im Raum, an denen man sich nach Möglichkeit aufhalten sollte, um besonders geschützt zu sein. Die Isodosenverteilung in einer Angiographie-Anlage geht schmetterlingsförmig vom Untersuchungstisch weg, sodass das Fußende des Tisches der sicherste Bereich ist.“ Wenn man dem Arzt jedoch gerade direkt am Tisch behilflich sein muss, gibt es einen seitlichen Bleischutz, den man aus dem Tisch ausklappen kann. Bei Untersuchungen, bei denen man vor Kopf arbeitet, nutzt man eine fahrbare Bleiglasscheibe, die man zwischen sich und die Röhre schiebt. Des Weiteren wird noch ein Bleischutz von der Decke über den Patienten gelegt. Er dient dem Untersucher als Streustrahlenschutz, weil während der Untersuchung auch vom Patienten Strahlung ausgeht.
Außerdem kommen verschiedene Arten von Dosimetern zum Einsatz. Das sind Messgeräte, mit denen man die Strahlendosis bestimmen kann. In der Röntgenabteilung trägt grundsätzlich jeder Mitarbeiter einen Filmdosimeter am Körper. Er besteht aus einer kleinen Kunststoffkassette, in die ein Messfilm eingelegt wird, der die ionisierende Strahlung aufzeichnet. Der Filmdosimeter ist auf Brusthöhe zu tragen, weil er hier, am höchsten Punkt der Körperoberfläche, am sensibelsten reagiert. Auch wenn man eine Bleischürze trägt, muss der Filmdosimeter unter der Schutzkleidung angelegt werden. Zusätzlich trägt man während der Angiographie einen Fingerringdosimeter, denn, so Özge Dedehayir: „Wenn wir dem Arzt assistieren, haben wir unsere Hände sehr nah am Untersuchungsbereich. Zum Beispiel, wenn wir die Drähte oder Katheterschläuche halten. Hierbei gilt es, besonders vorsichtig zu sein. Wenn man den Strahlenschutz jedoch ordnungsgemäß einhält, kann einem nichts passieren.“
IM PROFIL
Nach ihrem Abitur in Coesfeld besuchte Charis Bajohr drei Jahre die Schule für Medizinisch-Technische Radiologieassistenten Münster. Heute ist die 27-Jährige leitende MTRA im Bereich Angiographie am Institut für Klinische Radiologie des Universitätsklinikums Münster. Sie war bereits Referentin auf dem Münsteraner MTRA-Symposium und bildet sich im Bereich Neuroradiologie und Interventionsradiologie weiter.
Özge Tugce Dedehayir, Jahrgang 1988, arbeitet als MTRA am Institut für Klinische Radiologie des Universitätsklinikums Münster. Sie machte ihr Abitur am Wilhelm-Hittorf-Gymnasium Münster. Danach absolvierte sie von 2008 bis 2011 ihre Ausbildung an der Schule für Medizinisch-Technische Radiologieassistenten Münster. Dedehayir gibt ihr Wissen über die Angiographie auch auf internen und externen Fortbildungen als Referentin weiter.
05.11.2013