Bindeglied zwischen Technologie und Menschlichkeit
Am LKH-Universitatsklinikum Graz in der Steiermark befindet sich die einzige eigenstandige klinische Abteilung fur Kinderradiologie in Osterreich.
Birgit Oppelt ist stellvertretende Leiterin eines Teams von 18 Radiologietechnologinnen und -technologen (RT), dem osterreichischen Pendant zum deutschen medizinisch-technischen Rontgenassistenten (MTRA). Die besondere Expertise in der Kinderradiologie hat sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in dem 2010 erschienenen Buch „Padiatrische Radiologie fur MTRA/RT“ zusammengefasst. Wir haben sie dazu befragt.
RöKo Heute: Was unterscheidet die pädiatrische Radiologie von der Radiologie für Erwachsene?
Oppelt: Die MTRA/RT ist die erste Kontaktperson fur das Kind in der Radiologie, sie fungiert als Bindeglied zwischen Technologie und Menschlichkeit und Empathie. Die MTRA/RT muss naturlich die Technologie im Blickwinkel haben, aber vor allem darf sie die Menschlichkeit nicht vergessen. Wir haben Patienten vom Fruhgeburtenstadium mit 300 bis 400 Gramm bis zum vollendeten 18. Lebensjahr mit bis zu 120 Kilogramm Korpergewicht – das stellt einen Faktor von 300 dar. Diese ganzen Altersgruppen mussen psychologisch, physiologisch und auch physisch unterschiedlich behandelt werden – sowohl im Hinblick auf die Einstelltechnik und die Belichtung als auch auf den Umgang und die Kommunikation.
Welche besonderen Anforderungen bestehen in der Kommunikation?
Jedes Kind und jedes Alter ist in der Kommunikation anders. Es ist ein Unterschied, ob man einem Jugendlichen eine Rontgenaufnahme erklart oder ob ich zu einem Vorschulkind sage: Ich mache jetzt ein Bild mit diesem grosen Apparat, der deshalb so gros ist, weil er deine Knochen fotografiert. Der Zugang zu unserer Tatigkeit ist bei Kindern ein ganz anderer. Auch bei der Kontrastmittelgabe: Statt „Bitte trinke jetzt das Kontrastmittel.“ sage ich dann kindgerecht: „Du trinkst jetzt diesen Zaubersaft und im Foto konnen wir sehen, wo dieser Saft in dir entlangrinnt.“
Was muss von technischer Seite, insbesondere aus Sicht des Strahlenschutzes beachtet werden?
Von technischer Seite ist die Immobilisation etwas ganz Wichtiges. Sauglinge und Kleinkinder mussen durch Haltevorrichtungen oder Haltepersonen immobilisiert werden. Wenn sich das Kind bewegt, habe ich eine Bewegungsunscharfe und kein verwertbares Bild, was sich aus Strahlenschutzgrunden verbietet, weil die Aufnahme dann wiederholt werden muss. Weil die meisten Abteilungen inzwischen mit digitaler Technologie arbeiten, ist die Belichtungsproblematik nicht mehr die fruherer Zeiten. Aber beim Strahlenschutz ist es ganz wichtig, dass die MTRA/RT weis, was sie tut. Man darf sich nicht nur auf die technischen Moglichkeiten der digitalen Welt verlassen. Gerade im Hinblick auf den Strahlenschutz sollte man das Bild so erstellen, als ob man ein analoges System hatte. Das digitale System verzeiht zu viel Belichtung, aus Sicht des Strahlenschutzes ist die aber nicht tolerierbar.
Wie kann gewährleistet werden, dass sich alle Teammitglieder an das Strahlenschutzprinzip der Optimierung halten?
In Graz haben wir als Team das Intelligent Imaging etabliert, das heist, im Teamwork von Radiologietechnologen und Arzten sind anhand von Phantomaufnahmen die Faktoren Reifung und Wachstum des Kindes in Belichtungsdaten umgearbeitet worden, die in den Gerateneinprogrammiert sind. Wenn zum Beispiel im Nachtdienst kein Radiologe vor Ort ist, mussen wir genau wissen, was wir tun.
Im Profil:
Birgit Oppelt hat bereits während ihrer Ausbildung zur Radiologietechnologin gemerkt, dass sie gern mit Kindern arbeiten möchte. Seit 1994 ist sie am LKH-Universitätsklinikum Graz. Seit 1999 organisiert sie Fortbildungen für Kollegen und 2010 veröffentlichte sie das Handbuch „Pädiatrische Radiologie für MTRA/ RT“. Parallel hat sie das Studium „Management im Gesundheitswesen“ mit dem Master of Arts in Business abgeschlossen.
30.05.2014